Castell-Bank

Belastung durch unliebsamen Sondereffekt

Quelle: Castell-Bank

Ohne diesen ärgerlichen Störeffekt hätte die Castell-Bank bei der traditionellen Präsentation ihrer Zahlen auf ein "sehr, sehr gutes" Berichtsjahr zurückblicken können. Dass der Vorstandsvorsitzende 2017 es in der Rückschau letztlich nur als sehr zufriedenstellend einstufen konnte, hängt maßgeblich mit einem Betrugsfall zusammen, den die Bank im Alleinbesitz der Fürstenfamilien Castell-Castell und Castell-Rüdenhausen im Herbst 2017 zu verkraften hatte. Seinerzeit hatte sie nach internen Untersuchungen durch die Revision und die Rechtsabteilung einen Mitarbeiter fristlos entlassen und Strafanzeige gegen ihn erstattet. Unter bewusster und gezielter Umgehung der internen Kontrollsysteme der Bank, so lautet der inzwischen gerichtlich anhängige Vorwurf, hatte der ehemalige Berater außerhalb der Aktivitäten und in Unkenntnis der Bank Geschäfte mit Kunden abgewickelt. Bei dieser zurückhaltenden Sprachregelung ist die Bank geblieben, um der näheren Klärung der Sachverhalte in dem im Sommer stattfindenden Gerichtsprozess nicht vorzugreifen.

Einige Details wurden bei der Jahresberichterstattung gleichwohl erläutert. So wurden zur Bereinigung der Schäden von etwa 50 betroffenen Kunden Rückstellungen von 5,6 Millionen Euro gebildet. Zudem wurde neben dem eigenen Wirtschaftsprüfer eine weitere externe Prüfungsgesellschaft damit beauftragt, die Prozesse zu untersuchen. Anhaltspunkte für offensichtliche Schwachstellen der internen Kontrollmechanismen haben laut Vorstand bislang aber weder die selbst eingeleitete Überprüfung noch der Austausch mit der BaFin ergeben.

Beim ausgewiesenen Ergebnis indes lassen sich deutliche Spuren erkennen. Zwar hat die Bank durch die Auflösung von Eigenanlagen und Teilen der Risikovorsorge, die in den vorangegangenen Jahren vom Wirtschaftsprüfer eher am oberen Spektrum des Vertretbaren angesiedelt wurden, einen noch tieferen Einschnitt vermeiden können. Insbesondere das Ergebnis aus sonstigen betrieblichen Erträgen und Aufwendungen weist aber einen satten Rückgang von 0,134 auf minus 5,562 Millionen Euro auf. Mit 2,34 (4,63) Millionen Euro hat sich der Jahresüberschuss im Berichtsjahr 2017 gegenüber dem Vorjahr nahezu halbiert und liegt auch deutlich unter den Werten der vergangenen fünf Jahre.

In die gewünschte Richtung entwickelt hat sich immerhin die Relation von Zins- zu Provisionsüberschuss. Mit 16,5 (14,8) Millionen Euro hat Letzterer allein im Berichtsjahr einen Sprung von 11,5 Prozent gemacht und damit den Zinsüberschuss von 14,8 Millionen Euro überflügelt. Eigentlich wollte die Bank bei dieser Gewichtsverlagerung hin zum Provisionsgeschäft allerdings den Zinsüberschuss möglichst stabil halten. Seinen kontinuierlichen Rückgang von 21,3 Millionen Euro im Jahre 2013 über 20,0 Millionen Euro in 2015 auf besagte 14,8 Millionen Euro erklärt sie nicht allein durch den Wettbewerbsdruck und die Niedrigzinsphase, sondern auch durch die eigene Zurückhaltung im Kreditgeschäft. Einen strategischen Ausweg sucht die Castell-Bank mit der Lancierung einer digitalen Plattform zur Vermögensverwaltung, die mit dem Fintech-Partner Elinvar aufgesetzt wurde. Für die kommenden Jahre bedeutet das eine ganz spannende Herausforderung: (Wie) Schafft es eine traditionsreiche Bank, die seit 245 Jahren ihre Werte glaubhaft in ihrer Stammregion vermittelt und gelebt hat, diese Unternehmenskultur deutschlandweit in die anonyme Welt des Internet Banking zu übertragen?

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