Kreditgenossenschaften

Bewährte Abläufe

Marija Kolak, Präsidentin des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken

Quelle: BVR

Ein Wechsel im Amt gibt immer die Möglichkeit, Kurskorrekturen vorzunehmen oder zumindest neue Akzente zu setzen. Die Neuen können alte Strukturen infrage stellen, bisherige Argumentationslinien überdenken und neue Signale aussenden. Wie Marija Kolak als neue BVR-Präsidentin in der ihr nicht ganz unbekannten Umgebung des Verbandes nach innen agieren wird, lässt sich nach gut drei Monaten im Amt für Außenstehende noch nicht beurteilen. Bei den Abläufen der Jahrespressekonferenz des Verbandes hat sie aber an den gleichermaßen bekannten wie bewährten Mus tern festgehalten. Demnach gebührte der Präsidentin das erste Wort zu den aktuellen politischen Fragestellungen in Berlin und Brüssel. Aber danach überließ sie, wie man es schon von ihrem Vorgänger gewohnt war, den Vorstandsmitgliedern Andreas Martin und Gerhard Hofmann das Feld, um zu ihren Spezialgebieten, insbesondere also dem Zahlungsverkehr und dem Zahlenwerk beziehungsweise dem weiten Feld der Regulierung, Stellung zu nehmen. Und diese konstruktive Arbeitsteilung in den jeweiligen Sachthemen wurde auch in der Fragerunde gepflegt.

Für die Präsidentin selbst stand am Tag vor der Kanzlerwahl naturgemäß der Start der neuen Bundesregierung ganz oben auf der Agenda und eng damit verbunden die Beendigung des Stillstands für die Weiterentwicklung Europas. Mit Blick auf den lange verzögerten Start der Berliner Regierungsarbeit hat sie den Koalitionsvertrag als solide Grundlage gelobt und in der Sache den Vorrang für die Digitalisierung insbesondere im ländlichen Raum betont.

Mit Blick auf Europa hält der gesamte BVR-Vorstand insbesondere eine klare Positionierung zur Fortentwicklung der Bankenunion und dabei nicht zuletzt zur europäischen Einlagensicherung (EDIS) für geboten. Zwar wurde in den vergangenen Monaten das eindeutige Bekenntnis des kommissarischen Finanzministers Peter Altmaier zu einem Stufenplan hin zu EDIS wohlwollend registriert, aber gleichzeitig wurde die Sorge spürbar, durch die monatelange Vakanz der Berliner Politik schon seit dem Bundestagswahlkampf in eine defensive Position geraten zu sein. Insbesondere den von EZB-Präsident Mario Draghi wie auch von der EU-Kommission mit ihren Initiativen zur Behandlung und zum Abbau von Nonperforming Loans (NPLs) aufgebauten politischen Druck wertet der BVR derzeit für die deutsche Politik als schwierige Verhandlungsposition. Gleichzeitig will der Verband mit seiner eigenen Haltung zur Sache keinesfalls den Eindruck erwecken, das Projekt Europa torpedieren zu wollen. Der Erhalt der Institutssicherungssysteme der deutschen Verbünde und auch der privaten deutschen Banken, solide Arbeit bei der Roadmap der EU-Kommission zur Vermeidung neuer und den Abbau bestehender NPLs, klare Regelungen im Insolvenzrecht sowie nicht zuletzt die Durchbrechung des Staaten-Banken-Nexus bleiben aber Mindestanforderungen an die Weiterentwicklung der europäischen Idee. Noch ist sich die Deutsche Kreditwirtschaft einig und findet auch in Bundesbankpräsident Jens Weidmann einen unermüdlichen Fürsprecher für eine Balance von Haftung und Kontrolle. Aber die Berliner Politik steht unter (Zeit-)Druck, in Richtung Weiterentwicklung Europas liefern zu müssen.

Mit Blick auf die Geschäftszahlen 2017 ist es den 915 Mitgliedsinstituten des BVR gelungen, den Rückgang beim Zinsüberschuss durch eine Steigerung des Provisionsüberschusses mehr als zu kompensieren. Die Verwaltungskosten sind leicht gesunken, die Risikovorsorge für das Kreditgeschäft konnte auf dem untypisch niedrigen Niveau gehalten werden und die einschlägigen (Kapital-)Kennziffern haben sich verbessert (siehe Bilanzberichte in diesem Heft).

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