Zahlungsverkehr

Bundesbank bleibt bei EPI optimistisch

Quelle: Deutsche Bundesbank

Die Bemühungen der Europäer, ein eigenes Payment-Scheme als Gegenstück zu den US-amerikanisch und chinesisch geprägten Wettbewerbern aufzusetzen, haben Corona-bedingt im vergangenen Jahr einen Dämpfer erhalten. Mit der Ernennung von DSGV-Vorstand Joachim Schmalzl zum Aufsichtsratsvorsitzenden und der Oliver-Wyman-Managerin Martina Weimert zur CEO sieht Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz die Weichen für die "European Payments Initiative" nun aber gut gestellt. Er betont, dass das Projekt in den kommenden Monaten mit Nachdruck vorangetrieben werden müsse. "Der Fokus liegt auf dem Jahr 2021, dieses Jahr wird für eine europäische Zahlungsverkehrsinitiative entscheidend", so Balz und ließ durchblicken, dass er sich bis Jahresende sichtbare Fortschritte erhofft: "Das Going-live muss in diesem Jahr erfolgen!" Er sei aufgrund der stetig wachsenden Teilnehmerzahl und des klaren Bekenntnisses aller Beteiligten - ob aus Wirtschaft, Politik, Aufsicht und Zentralbanken - sehr zuversichtlich, dass dies gelingen werde. Sorgen wegen der Wettbewerbsbehörden habe er nicht: "Das Projekt ist genehmigungsfähig."

Das ist wichtig. Denn die Dynamik im Zahlungsverkehr ist ungebrochen hoch. Da sind zum einen bekannte Wettbewerber ebenso wie neue Spieler, die massiv in den Zahlungsverkehrsmarkt vordringen. Und da sind zum anderen die Veränderungen im Bezahlverhalten der Verbraucher, die die Bundesbank gerade zum fünften Mal in der Studie "Zahlungsverhalten in Deutschland 2020" erhoben hat. Wenig verwunderlich haben bargeldlose Zahlungsmittel und vor allem Karten bei den alltäglichen Ausgaben enorm an Bedeutung gewonnen. Von allen erfassten Bezahlvorgängen wurden laut der jüngsten Erhebung 30 Prozent mit einer Karte getätigt. Bei der letzten Erhebung aus dem Jahr 2017 waren dies nur 9 Prozent. Im Gegenzug nimmt die Bedeutung des Bargelds weiter ab. So sank der Bargeldanteil an den Zahlungen von 74 Prozent vor drei Jahren auf nun 60 Prozent. Während 98 Prozent der Befragten mindestens eine Debitkarte im Portemonnaie haben, verfügen immerhin 42 Prozent über keine Kreditkarte. Hier steckt noch Potenzial. Treiber des rasanten Aufstiegs bargeldloser Bezahlverfahren ist vor allem das kontaktlose Bezahlen mit der Girocard. 78 Prozent der Befragten, die ein solche NFC-fähige Karte haben, nutzen diese auch zum Bezahlen. Und mehr als ein Fünftel der Befragten hat dies erstmal während der Corona-Pandemie ausprobiert. Hier spielt natürlich auch die in den vergangenen Monaten wesentlich verbesserte Infrastruktur eine Rolle. Waren Kontaktlos-Terminals vor 12 Monaten noch vor allem größeren Händlern und Supermärkten vorbehalten, finden sich diese mittlerweile auch in vielen Bäckereien und kleineren Läden. Im Gegenzug dazu steckt das Bezahlen mit dem Smartphone entgegen der allgemein gefühlten Wahrnehmung noch in den Kinderschuhen. Nur 13 Prozent der Smartphone-Besitzer haben dies auch schon einmal zum Bezahlen genutzt. Vielen erscheint das Medium Telefon einfach noch zu unsicher.

Alles in allem ist sich Balz sicher, dass sich das Kundenverhalten auch in einer Zeit nach Corona ohne Ladenschließungen und Ausgangsbeschränkungen manifestieren wird. "Die Entwicklungen lassen sich nicht zurückdrehen", so der Bundesbank-Vorstand. Das werden die Ergebnisse der kommenden sechsten Umfrage zum Zahlungsverhalten in Deutschland vermutlich bestätigen. Dann hoffentlich auch mit einem funktionierenden EPI-Scheme.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X