Mittelstand

Corona verhindert manches Gründungsvorhaben

Unternehmerische sowie persönliche Freiheit, eine innovative Geschäftsidee oder auch eine Alternative zur Arbeitslosigkeit: Es gibt viele verschiedene Motive, die Menschen dazu veranlassen, ihr eigenes Unternehmen zu gründen. Doch angesichts der Corona-Pandemie haben im Jahr 2020 laut dem KfW-Gründungsmonitor 2021 deutlich weniger Menschen eine Existenzgründung verwirklicht als noch im Jahr zuvor. So reduzierte sich die Zahl der Vollerwerbsgründungen um 27 000 beziehungsweise 12 Prozent auf noch 201 000 - ein neuer Tiefpunkt. Auch die Gründungen im Nebenerwerb verringerten sich um 11 Prozent auf 336 000. Insgesamt wagten also nur noch 537 000 Menschen den Sprung in die berufliche Selbstständigkeit, was einem Minus von 68 000 im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Vor allem Männer haben sich beim Thema Gründung vermehrt zurückgehalten: Ihre Zahl sank 2020 auf 332 000 (390 000), während der Wert bei den Frauen mit 205 000 (215 000) nahezu stabil blieb. Und das obwohl gerade selbstständige Frauen laut einer DIW-Studie besonders stark von negativen Auswirkungen der Corona-Krise betroffen gewesen sein dürften und somit häufiger mit Umsatzverlusten, Existenzsorgen sowie Einschränkungen des Lebensstandards umzugehen hatten. Gründungsinteressierte Frauen scheinen sich jedoch schneller auf die neuen Krisenbedingungen eingestellt und letztlich ihre Gründungspläne häufiger trotz Krise realisiert zu haben als Männer. Hierfür spricht, dass Frauen mit 52 Prozent im Gegensatz zu Männern mit 39 Prozent ihre Geschäftsmodelle im vergangenen Jahr angepasst haben.

Dennoch lässt sich festhalten, dass der allgemeine Rückgang von Existenzgründungen in Deutschland eigentlich keine große Überraschung darstellt. Immerhin sinken die Zahlen bereits seit 2014 kontinuierlich, lediglich 2019 hatte es einen leichten Anstieg gegeben. Die Pandemie hat nun die Hoffnung auf eine Trendumkehr im Keim erstickt. Jedoch können Krisen durchaus auch eine beschleunigende Wirkung besitzen. Das mag daran liegen, dass Menschen bei einer drohenden Arbeitslosigkeit eher dazu bereit sind, alles auf eine Karte zu setzen. In diesen Fällen spricht man von sogenannten Notgründungen. Gemäß einer Studie des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn verkürzte sich so während der Finanzkrise 2007/2008 der gesamte Gründungsprozess von Unternehmen durchschnittlich um zehn Monate.

Auch die Chefvolkswirtin der KfW, Dr. Fritzi Köhler-Geib, hatte beim Gründungsmonitor des Vorjahres noch die Vermutung geäußert, dass es pandemiebedingt zu mehr Notgründungen kommen könnte, allerdings machten diese lediglich 16 Prozent aller Gründungen aus und damit sogar weniger als im Vorjahr (23 Prozent). Hierbei könnte das Kurzarbeitergeld eine abfedernde Wirkung ausgeübt haben, da dadurch die Gefahr der Erwerbslosigkeit allgemein gedrosselt wurde. Gleichzeitig haben sich im Jahr 2020 mehr Menschen anhand einer sich bietenden Geschäftsgelegenheit selbstständig gemacht. Entsprechend ist der Anteil der sogenannten Chancengründungen von 73 auf 80 Prozent angestiegen - was grundsätzlich schon mal positiv bewertet werden kann. Die Pandemie hat in gewisser Weise also diejenigen "mit besonders starkem Gründungswillen" herausgesiebt, so Köhler-Geib.

Aus diesem Grund blickt die Volkswirtin trotz der aktuellen Schwierigkeiten positiv gestimmt in die Zukunft: "Nach dem corona-bedingten Einbruch der Gründungstätigkeit in Deutschland verspricht 2021 ein gutes Gründungsjahr zu werden. Der konjunkturelle Aufschwung gibt Rückenwind und auch der Arbeitsmarkt dürfte eher positiv auf die Gründungstätigkeit wirken. Hinzu kommt: Viele Gründungsplaner wollten eigentlich bereits 2020 gründen - sie haben ihre Projekte aufgrund der Corona-Krise nur verschoben. Sie sind im Planungsprozess weit vorangeschritten und nah an der Umsetzung. Auch davon dürfte die diesjährige Gründungstätigkeit profitieren." Es sollte ein priorisierte Aufgabe der nächsten Bundesregierung sein, hierfür unterstützende Impulse zu setzen!

Noch keine Bewertungen vorhanden


X