Börsen

Deutsche Börse bleibt auf Kurs

Quelle: Deutsche Börse

Es war ein wechselvolles Jahr, das die Deutsche Börse AG 2021 durchlebt hat. Trotzdem gelang es, die eigenen Ziele zu erreichen: Sowohl die Nettoerlöse als auch das EBITDA stiegen um jeweils 9 Prozent. Mit Blick auf die einzelnen Geschäftsfelder zeigt sich natürlich ein Einbruch im Kerngeschäft, da der Bedarf an den Dienstleistungen der Deutschen Börse im Jahr 2020 aufgrund der enormen Volatilitäten an den Märkten auf Rekordhöhe geklettert war. Entsprechend sanken die Nettoerlöse der Eurex um 10 Prozent auf 996 Millionen Euro und das EBITDA gar um 16 Prozent auf 624 Millionen Euro. Und Xetra weist bei den Nettoerlösen einen Rückgang um 7 Prozent auf 364 Millionen Euro aus und beim EBITDA um 6 Prozent auf 243 Millionen Euro.

Kompensiert wurde das ein Stück weit von der EEX, die aufgrund der Absicherungsmöglichkeiten gegen hohe Energiepreise und den steigenden Anteil erneuerbarer Energien ordentliche Wachstumsraten vorzuweisen hat: Nettoerlöse plus 13 Prozent auf 342 Millionen Euro, EBITDA plus 28 Prozent auf 163 Millionen Euro. "Der Wind hat uns recht kräftig ins Gesicht geblasen, und wir haben hart gearbeitet, um die guten Ergebnisse darstellen zu können", fasst Börsen-Chef Theodor Weimer die Entwicklungen des abgelaufenen Geschäftsjahres zusammen.

Dabei hat natürlich auch die Wachstumsstrategie durch Übernahmen geholfen. Denn die ISS, die Institutional Shareholder Services, das UBS-Fondscenter-Geschäft und weitere kleinere Zukäufe haben das Zahlenwerk 2021 erst mal bereichert. Vor allem der für 1,5 Milliarden Euro übernommene Anbieter von Daten und Research-Lösungen für Governance und Nachhaltigkeit läuft sehr gut und hat Nettoerlöse in Höhe von 224 Millionen Euro und eine EBITDA von 63 Millionen Euro beigesteuert. Insgesamt gelang es der Deutschen Börse, strukturell um 6 Prozent zu wachsen. Das anorganische Wachstum betrug sogar 7 Prozent, das heißt, das Unternehmen ist stärker durch Zukäufe gewachsen als organisch. Die Zielmarke von 5 Prozent Wachstum in beiden Bereichen wurde allerdings übertroffen. Auch 2022 wird es wieder positive Effekte aus Zukäufen geben, denn die Crypto Finance AG wird in diesem Jahr erst einmal konsolidiert.

Ein Rückschlag war sicherlich die Verlängerung der Ausnahmegenehmigung für EU-Banken, das Clearing für Euro-Derivatepapiere weitere drei Jahre bis 2025 in London durchführen zu können. Darauf hatten die wichtigsten Vereinigungen europäischer Banken, Investmentmanager und Hedgefonds die Europäische Kommission gedrängt. Zu erwarten war diese Entscheidung, von daher kann allenfalls der lange Zeitraum von drei Jahren ein wenig überraschen. Entsprechend reagierte auch Weimer: "Die lange Zeitspanne ist natürlich eine Enttäuschung für uns. Wir haben unsere Marktanteile schon erweitert und schauen nicht geknickt in die Zukunft. Ich gehe davon aus, dass es uns gelingt, weiterhin zweistellige Wachstumsraten im Euro-Clearing zu erzielen."

Natürlich wirft eine Strategie, die aufgrund hoher Abhängigkeit von externen Faktoren im Kerngeschäft stark auf anorganisches Wachstum setzt und das eigene Unternehmen damit immer breiter aufstellt, auch Fragen mit Blick auf die Übersichtlichkeit und Nachhaltigkeit auf. Eines hat Theodor Weimer aber heute, zur Halbzeit der Strategieagenda "Compass 2023", schon bewiesen: Die Deutsche Börse braucht keine große Fusion mit London, New York, Mailand oder Madrid für eine erfolgreiche Zukunft, diese kann auch eigenständig gestaltet werden.

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