Unternehmen

Durchhalten!

Die Corona-Pandemie hat zu einem plötzlichen und tiefen Wirtschaftseinbruch geführt, der viele Unternehmen um ihre Existenz bangen lässt. Der Umsatz ist durch Nachfragerückgänge, die Schließungen von Handelsbetrieben oder Produktionsstillegungen teils erheblich zurückgegangen. Laut dem Dezember-Monatsbericht der Deutschen Bundesbank dürfte sich dieser in den ersten drei Quartalen des Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast ein Zehntel verringert haben. Im Sommer schien es so, als würde sich die Wirtschaft allmählich erholen. Gedanklich hatten viele die Pandemie sogar schon abgeschüttelt. Doch angesichts des erhöhten Infektionsgeschehens in den Wintermonaten, welches erneut zum Lockdown führte, steigt die Unsicherheit und Existenzangst vieler Unternehmer wieder kontinuierlich an. Zu Recht: Im laufenden Jahr wird es durch die anhaltend angespannte wirtschaftliche Lage und das Auslaufen von Hilfsmaßnahmen wie der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht zu spürbar mehr Firmenpleiten kommen.

Ob es für die Unternehmen bald ein Licht am Ende des Tunnels geben wird, hängt von der Schnelligkeit und Wirksamkeit der Impfstrategie und den damit einhergehenden Lockerungen von Restriktionen ab. Das reale BIP, das 2020 einen Rückgang um 5,5 Prozent verzeichnete, könnte bis Anfang 2022 wieder auf Vorkrisenniveau sein, wenn die ersten Lockerungen bereits zum Frühjahr 2021 eingeleitet und die Maßnahmen insgesamt 2022 auslaufen würden. Jede Verzögerung könnte diesen Prozess um Jahre verschieben. Ähnlich wie die Banken auch, die nicht zuletzt durch die verschärften Regulierungsmaßnahmen der vergangenen Jahre über deutlich höhere Kapitalpuffer verfügen als beispielsweise beim Ausbruch der Finanzkrise 2008, gehen die deutschen Unternehmen aber durchaus aus einer Position der Stärke in die kommenden schwierigen Monate. Nach Bundesbank-Zahlen belief sich der dritte Liquiditätsgrad im Jahr 2019 auf etwa 134 Prozent (2018: 135 Prozent). Die Eigenmittelquote schlug mit circa 31,5 Prozent zu Buche (2018: 31 Prozent). Der Cashflow stieg innerhalb eines Jahres um 4,8 Prozent auf 466,5 Milliarden Euro nach 445,1 Milliarden Euro im Vorjahr an. Der langfristige Verschuldungsgrad reduzierte sich um 2 Prozentpunkte auf 47,9 Prozent. 70 Prozent der börsennotierten Konzerne konnten ihren Umsatz 2019 steigern, vor allem im Dienstleistungssektor. Die durchschnittliche Vorsteuer-Umsatzrendite betrug nahezu unverändert 4,3 Prozent.

Das Fazit der Analysten: "Sowohl die Liquiditäts- als auch die Stabilitätskennzahlen des Unternehmenssektors als Ganzem lagen auf verhältnismäßig hohem Niveau und übertrafen die Werte in Jahren unmittelbar vor früheren Rezessionen oder Krisen." Das ist eine solide Ausgangsbasis. Aber auch nicht mehr. Die Unternehmen müssen ihre Investitionsbereitschaft trotz der Pandemie erhöhen. Die Möglichkeiten sind allemal vorhanden. Ihr Innenfinanzierungsspielraum vergrößerte sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich. Und auch die Banken stehen nach wie vor mit Krediten zur Verfügung. Noch. Denn mit spürbar steigenden Wertberichtigungen steigt auch hier der Zwang zu mehr Zurückhaltung.

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