Schweizer Börse

Eidgenossen können entspannt bleiben

Am 30. Juni 2019 lief die Äquivalenzregelung der Schweizer Börse mit der EU aus und die Schweizer Börse verlor ihre Anerkennung der Gleichwertigkeit. Fortan sollten Investoren und Aktienhändler aus der EU keine Aktien mehr an der Schweizer Börse handeln dürfen. Doch die Eidgenossen hatten nur kurz "gezittert", dann jedoch überlegt gekontert. Zum 1. Juli 2019 erließ das Eidgenössische Finanzdepartment (EFD) seine Maßnahmen zum Schutz der Schweizer Börseninfrastruktur. Demnach ist es Handelsplätzen mit Sitz in der EU seit dem 1. Juli 2019 untersagt, den Handel mit Aktien, deren Unternehmen ihren Sitz in der Schweiz haben, anzubieten (siehe ZfgK 13/2019).

Nun sind die ersten beiden vollen Handelsmonate seit dem Ende der Börsenäquivalenzregelung und dem Eintritt der Gegenmaßnahme vorbei und die Handelsstatistiken der Six Group veröffentlicht. Da ist es an der Zeit für ein erstes Zwischenfazit. Um einen Vergleichswert zu haben, bietet es sich an, zunächst einen 5-Jahres-Durchschnitt der ersten acht Monate eines jeden Handelsjahres zu bilden. Es zeigt sich, dass die Monate Juli und August unter den ersten acht Monaten des Jahres in den Jahren 2014 und 2018 durchschnittlich die Monate mit dem geringsten Umsatz in heimischen Aktien an der Six Swiss Exchange waren.

Nicht so in diesem Jahr. Im Juli lag der Umsatz mit 108,3 Milliarden Schweizer Franken um 48,7 Prozent über dem Durchschnitt von 72,8 Milliarden Schweizer Franken und war auch insgesamt mit großem Abstand der Monat mit dem höchsten Handelsvolumen. Im August ging der Handel zwar zurück, aber dieser Monat ist auch in den Jahren zuvor umsatzschwächer als der Juli gewesen. Im Vergleich mit dem 5-Jahres-Durchschnitt lag das Volumen mit Schweizer Aktien an der Six Swiss Exchange in diesem August 45,1 Prozent über dem Mittelwert von 67,44 Milliarden Schweizer Franken. Damit war der Sommermonat der zweitaktivste Handelsmonat im Jahr 2019.

Ein befürchteter Einbruch des Handelsvolumens ist ausgeblieben - im Gegenteil. Die Abweichung nach oben vom Durchschnitt ist stark genug, um den Zufall ausschließen zu können. Offensichtlich haben die Gegenmaßnahmen des EFD gewirkt. Das wird man in den Institutionen der Europäischen Union mitten im Brexit-Chaos natürlich nicht gerne hören. Der Druck der EU auf die Schweiz beim übergeordneten Rahmenvertrag - eigentlicher Stein des Anstoßes - nachzugeben, dürfte sich damit auch in Grenzen halten. Eine EU-Drohkulisse in einem zähen bilateralen Streit, die durch überlegtes Handeln ins Leere gelaufen ist. Man würde das in Großbritannien sicherlich aufmerksam und sehr interessiert notieren - wenn die Regierung nicht gerade sehr intensiv mit sich selbst und ihren chaotischen Austrittsversuchen beschäftigt wäre.

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