Banken

Wieder einmal schlechter

1 Prozent. So hoch war die durchschnittliche Eigenkapitalrendite der deutschen Banken laut der sechsten Bankenstudie der Unternehmensberatung Bain & Company im Jahr 2018. Damit hat sie sich gegenüber dem Vorjahr noch einmal halbiert. So die harte Botschaft. Immerhin gibt es noch eine zweite, die vor allem den Sparkassen und Genossenschaftsbanken eher gerecht wird. Denn wenn man die "Besonderheiten des § 340 g HGB", wie Bain es nennt, herausrechnet, kommt immerhin eine Eigenkapitalrendite von 2,4 Prozent zustande. Allerdings: Kapitalkosten lassen sich auch damit nicht verdienen. Diese liegen laut Bain bei durchschnittlich 3,5 Prozent. Nur jede siebte Bank verdiente zuletzt laut der Studie ihre Eigenkapitalkosten, im Vorjahr war es noch jede zwölfte. Und groß wundern, warum sich die Branche dann an der Börse so schwertut, muss man sich auch nicht. Wer soll da schon großartig investieren.

Die Gründe für diesen Misserfolg sind schnell ausgemacht: Die Erträge stehen ob des hohen Wettbewerbs stärker unter Druck als in anderen Ländern. Und die Kosten bleiben allen Sparprogrammen zum Trotz auf hohem Niveau. Entsprechend präsentiert sich auch die Cost Income Ratio bei den deutschen Banken: Diese ist seit Anfang der Dekade um rund 10 Prozentpunkte auf mittlerweile 73 Prozent im Schnitt angestiegen.

Damit liegt sie laut der Unternehmensberatung wieder über der des Krisenjahres 2008. Und das, obwohl die Bankenbranche im gleichen Zeitraum bereits rund 100 000 Mitarbeiter abgebaut und 10 600 Filialen geschlossen hat. Ein Problem ist bekanntermaßen die Zinslastigkeit der deutschen Kreditinstitute. Es gelingt aber keine Entlastung, denn die Provisionsüberschüsse wachsen nicht in den Maßen, wie die Zinsüberschüsse sinken. Im Gegenteil: Sie stagnieren sogar seit dem Jahr 2010 bei rund 30 Milliarden Euro branchenweit.

Nun könnte man zur Verteidigung der Banken und Sparkassen in Deutschland anführen, dass sich all diese Zahlen auf das Jahr 2018 beziehen. Ein Jahr also, in dem viele Bankvorstände noch von zumindest ganz leicht steigenden Zinsen ausgegangen sind. Diese Hoffnung wurde von der Europäischen Zentralbank unter ihrem mittlerweile ausgeschiedenen Präsidenten Mario Draghi im Jahr 2019 zerschlagen. Entsprechend sind viele der Sparprogramme im gerade abgelaufenen Jahr noch einmal drastisch verschärft worden.

Die Ergebnisse dürften sich allerdings erst in einigen Jahren zeigen, denn unbestritten kosten Personalabbau und Restrukturierung zunächst einmal Geld. Bain ist skeptisch, ob die Anstrengungen reichen werden: Einer Szenariorechnung zufolge gerät die Gesamtprofitabilität der deutschen Kreditwirtschaft weiter unter Druck.

Selbst in einem nur leicht eingetrübten Umfeld, so die Studie, würden sich die Eigenkapitalrenditen der Banken noch einmal halbieren. In einem Negativszenario drohen sogar negative Renditen. Die Unternehmensberatung beziffert die Ergebnislücke der deutschen Institute gegenüber den europäischen Wettbewerbern auf 8 Prozentpunkte oder rund 40 Milliarden Euro. "Erst sanieren, dann konsolidieren", lautet die Empfehlung der Experten.

Doch muss man wirklich so schwarz für die deutschen Banken und Sparkassen sehen? Vermutlich nicht. Denn sie haben die vergangenen Jahre genutzt, um sich ordentlich Speck anzufuttern. Die Eigenkapitalquote erreicht mit durchschnittlich 6,7 Prozent einen neuen Höchststand. Und die 340g-Reserven sind ebenfalls auf das Rekordniveau von 91 Milliarden Euro angewachsen. Zum Vergleich: 2009 betrugen sie noch 15 Milliarden Euro.

Hier tun sich besonders die beiden im internationalen Vergleich zumeist wenig verstandenen Verbünde mit jährlichen Wachstumsraten von 35 Prozent bei den Sparkassen und 23 Prozent bei den Kreditgenossenschaften hervor. Mit einer solch geballten Reservekraft lässt sich auch eine noch etwas länger andauernde Ertragskrise bewältigen. An Kostensenkungsprogrammen und einem Überdenken der Geschäftsmodelle führt aber trotzdem kein Weg vorbei. Das ist und bleibt die große Herausforderung.

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