Landesbanken

Enormer Druck des Marktes

Was wird aus der Nord-LB? Diese Frage stellte sich schon nach Bekanntwerden des Kapitalbedarfs der Tochter Bremer Landesbank (BLB) im Frühsommer 2016 und der vollständigen Übernahme durch die Nord-LB. Denn schon im Q3-Ergebnis 2016 stockte die Landesbank in Hannover ihre Risikovorsorge massiv auf deutlich über 2 Milliarden Euro auf, per Ende 2016 wurden es laut GuV-Rechnung 2,956 Milliarden Euro, die auch das Konzernergebnis nach Steuern in ein sattes Minus von 1,959 Milliarden Euro rissen. Schnell war damit klar, dass die Kapitalausstattung der Nord-LB auf absehbare Zeit am Markt ein Engpassfaktor bleiben würde. Schon in der Bilanzsaison 2016 blieb die Nord-LB mit ihrer harten Kernkapitalquote (fully loaded) von 9,93 Prozent deutlich unter den Vergleichswerten der Bayern-LB (13,2 Prozent), der Helaba (13,8 Prozent) und der LBBW (15,2 Prozent) und in der Berichtssaison 2017 sind die Abstände kaum kleiner geworden. Während es die Nord-LB auf 11,69 Prozent bringt, weisen die Bayern-LB 15,3 Prozent, die Helaba 15,2 Prozent und die LBBW 15,7 Prozent aus. Genau diese Unterschiede tragen maßgeblich zu einer schlechteren Einstufung der Nord-LB bei den Ratingagenturen bei - für langfristige Mittel (senior unsecured) per April 2018 Baa3/negativ von Moodys und A-/negativ von Fitch - und haben inzwischen bei allen Anteilseignern der Bank den Blick für die Dringlichkeit einer Kapitalaufstockung geschärft.

Der Vorstandsvorsitzende Thomas Bürkle hat diese Lage in der Bilanzpressekonferenz seines Hauses sehr nüchtern analysiert. Er hat mit Blick auf die laufenden Gespräche zur Kapitalstärkung und Neuausrichtung zwischen der Landesbank und ihren Trägern zwar noch einmal ausdrücklich betont, dass die geplanten Maßnahmen im aufsichtlichen Sinne keine Notfallhilfe zum Auffangen von Kapitallücken sind, sondern Schritte in Richtung der Zukunftsfähigkeit. Doch er ist in der Zeitfrage sehr klar. Noch in diesem Jahr soll ein Konzept zur Entscheidungsreife gebracht werden. Die notwendige Kernkapitalquote veranschlagt er dabei auf mindestens 13 Prozent. Und weil ihm die öffentliche Argumentationslage der Eigner bekannt ist, skizziert er nur den Rahmen für ergebnisoffene Gespräche, etwa die geäußerte Zurückhaltung des Sparkassenverbandes Niedersachsen sowie des Landes Sachsen-Anhalt bei weiteren Engagements, das Dilemma einer drohenden Beihilfeprüfung aus Brüssel, eine Umwandlung der Rechtsform und eine innerhalb der Sparkassenorganisation umstrittenen Öffnung für privates Kapital.

Misst man das Berichtsjahr 2017 der Nord-LB allein an den eigenen Jahreszielen, ist sie in die richtige Richtung vorangekommen. So wurde die Fusion mit der BLB umgesetzt, das Transformationsprogramm "One Bank" läuft weiter, auch wenn es rund um die Entscheidung über die Zukunft der Tochter Deutsche Hypo eine gewisse Konfusion gab. Mit 135 Millionen Euro wurde das Konzernergebnis zumindest wieder in den Plusbereich geführt. Alle Geschäftsfelder außer der Schiffsfinanzierung werden als profitabel eingestuft. Das Schiffsfinanzierungsportfolio selbst konnte mit 12,1 (16,9) Milliarden Euro deutlich schneller in den gewünschten Zielkorridor zurückgeführt werden als angekündigt und für Ende 2019 hält die Bank eine Rückführung des NPL-Portfolios auf unter 5 Milliarden Euro für umsetzbar. Doch was helfen all diese schönen Zwischenergebnisse im Detail, wenn der Markt der Bank keine Zeit mehr lässt, ihre Problemfelder über längere Zeit abzuarbeiten und die Kapitalquoten kontinuierlich anzuheben. Schon Ende dieses Jahres kann man die Zukunft der deutschen Landesbankenstrukturen vielleicht ein wenig klarer sehen.

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