Förderbanken

Entspannte Stabübergabe in Berlin

Quelle: IBB

Sechseinhalb Jahre stand Jürgen Allerkamp an der Spitze der Investitionsbank Berlin (IBB). Und es waren gute Jahre. Zwölf Jahre nach der Ausgründung aus der Landesbank Berlin stand 2016 für die IBB mit Finanzierungszusagen über 1,727 Milliarden Euro gleich ein spürbares Wachstum zu Buche, das sich zu etwa gleichen Teilen auf die Geschäftsbereiche Wirtschaftsförderung (837 Millionen Euro) und Immobilien- und Stadtentwicklung (890 Millionen Euro) verteilte. Gegenüber dem letzten Jahr "vor Allerkamp" war das schon eine Steigerung um mehr als eine halbe Milliarde Euro. In den folgenden Jahren legten die Finanzierungszusagen kontinuierlich zu und erreichten 2020 nach dem Rekord 2019 immerhin noch 2,218 Milliarden Euro, ein Minus von 2,8 Prozent. Hinzu kommen noch einmal rund 2,2 Milliarden Euro Corona-Hilfen, die von der IBB ausgezahlt wurden, womit ein Stück weit auch der spürbare Rückgang der Wirtschaftsförderung erklärt werden kann. Zum einen waren viele Unternehmen von der Corona-Pandemie betroffen und fragten weniger Wirtschaftsförderung nach, zum anderen ordnete die IBB ihren Geschäftsbetrieb seit März 2020 größtenteils den Corona-Hilfsprogrammen unter.

Und ähnlich souverän und entspannt wie Jürgen Allerkamp die IBB in diesen vergangenen sechseinhalb Jahren geführt und ausgebaut hat, läuft nun auch die Stabübergabe an seinen Nachfolger Hinrich Holm, der wie Allerkamp eine Vergangenheit im Vorstand der Nord-LB im Lebenslauf aufzuweisen hat. Hinrich Holm ist bereits seit 1. Mai im Vorstand der IBB und wird zum 1. Juli den Vorstandsvorsitz übernehmen. Die neue Unternehmensstruktur haben beide gemeinsam ausgearbeitet, was ebenfalls keine Selbstverständlichkeit ist, aber zeigt, dass es weder Berührungsängste noch Starallüren zwischen dem "Alten" und dem "Neuen" an der Spitze der IBB gibt. Die Berliner Förderbank wird künftig unter dem Dach der IBB Unternehmensverwaltung Anstalt öffentlichen Rechts (IBB UV) angesiedelt werden, die als Konzernmutter die Trägerschaft der IBB übernimmt. Die IBB UV wiederum ist in alleiniger Trägerschaft des Landes Berlin. Im weiteren Verlauf des Jahres werden noch alle Beteiligungen der IBB an die IBB UV übertragen werden, sodass aus den jetzigen Töchtern zukünftig Schwestergesellschaften der IBB werden. Hintergrund sind vor allem aufsichtsrechtliche Entwicklungen. "Wir wollten Komplexität herausnehmen und so den überbordenden IFRS-Aufwand vermeiden", erklärten Allerkamp und Holm in einer gemeinsamen Presserunde. Zudem soll durch die Neuaufstellung für eine größere Transparenz gesorgt werden. Für Kontinuität wurde schon gesorgt, denn der Vorstandsvertrag von Angeliki Krisilion, die dem Gremium seit dem 1. Januar 2019 angehört, wurde um weitere drei Jahre bestätigt und sie ist für den Unternehmensbereich Marktfolge zuständig.

Doch noch einmal zurück zu Jürgen Allerkamp. Dieser durfte sich in seinem letzten vollständigen Jahr als Vorstandsvorsitzender einem kräftigen Bedeutungszuwachs und einer enorm gestiegenen Wertschätzung der Förderbanken erfreuen. Das freut einen natürlich. Und mehr noch: Laut Allerkamp überwiegen die Vorteile des Scheinwerferlichtes, in das die Förderbanken im Zuge der Corona-Krise gerückt sind, eindeutig mögliche Nachteile. So sei die Aufmerksamkeit und die Unterstützung der Politik eine andere und es sei einfacher, Finanzierungspartner für die verschiedenen Aufgaben zu finden. Sorgen vor überzogenen Wünschen hat der scheidende Vorstandschef nicht: "Wir sind es doch ohnehin gewohnt, mit den Wünschen unserer Eigentümer umzugehen." Für die Zeit nach Corona sieht Holm wesentliche Förderschwerpunkte im Bereich Wohnen und auch bei der Umsetzung der ESG-Vorgaben. Langweilig wird es sicher nicht, schon gar nicht in Berlin.

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