Genossenschaftsbanken

Filiale oder nix!

Quelle: Frankfurter Volksbank

"Thiago oder nix" soll Ex-Bayern-Trainer Pep Guardiola zu den Vorstandsverantwortlichen damals gesagt und so seine Wertschätzung für den spanischen Mittelfeldstrategen zum Ausdruck gebracht haben. Bei der Frankfurter Volksbank stehen zwar keine Fußballer mehr (das Sponsoring des FSV Frankfurt wurde vor einigen Jahren beendet), dafür aber die Kunden und damit auch die Filialen hoch im Kurs. Entsprechend wird hier kräftig investiert. Im Rahmen des Zukunftsprogramms "#MehrBank" wurde zum einen eine neue Mehrwertplattform geschaffen, mit der die Wertschöpfungskette erweitert und vertieft werden soll. Zum anderen ist es vorbei mit klobigen Schaltern, dicken Trennwänden aus Glas zwischen Bankmitarbeiter und Kunde und möglichst wenig echtem persönlichem Kontakt. An deren Stelle rückt eine offene Filialstruktur als Begegnungstätte. Ganz neu ist das alles nicht. Das haben andere Institute vor der Frankfurter Volksbank auch schon probiert.

Aber es ist eine erfrischende Abwechslung zu den anhaltenden Diskussionen um Sparmaßnahmen, Restrukturierungsprogramme, Mitarbeiterabbau und Filialschließungen. "Die Filiale ist für ein Haus wie unseres nach wie vor wichtig, und wird das auch eine ganze Zeit lang noch bleiben", betont Eva Wunsch-Weber. "Aber die Filiale muss die Schnittstelle zur digitalen Welt werden." Und das gilt laut der Vorstandsvorsitzenden sowohl für Privatkunden wie auch die Gewerbekunden. Vorbild sind ein wenig die Apple Stores. Kommunikation rückt in den Mittelpunkt. Bankmitarbeiter haben keinen festen Arbeitsplatz mehr, sondern sollen aktiv auf die Kunden zugehen. Im Mittelpunkt der neuen Filialstruktur steht ein großer Tisch, an dem Berater und Kunden Platz nehmen können. Nur bei Bedarf zieht man sich in eines der abgetrennten Beratungszimmer zurück. Und das alles dann, so weit es die Regulatorik erlaubt, papierlos via Laptop, damit auch keine Medienbrüche mehr entstehen. Interessant: Kunden können sich auch einfach nur beraten lassen und dann online abschließen. Und selbst Nichtkunden sind willkommen. "Jeder Kundenkontakt ist wichtig, denn wir können dann mit unserem Angebot überzeugen, Kunden binden und Neukunden gewinnen", sagt Vorstandsmitglied Ralf Pakosch.

Bis Ende 2022 sollen 16 der insgesamt noch 91 besetzten Filialen derart umgestaltet werden. Weitere 17 Filialen sind bereits Finanzpunkte, die gemeinsam mit der Taunus-Sparkasse betrieben werden, sodass laut Wunsch-Weber "Ende 2022 rund 30 Prozent unserer Filialen auf dem neuesten Stand sind". Mit diesem starken Filialnetz will sich die Frankfurter Volksbank von Fintechs und Online-Banken abheben.

Ergänzt wird all das durch einen neuen Internetauftritt, eine "Plattform für Zukunftsthemen", wie die Vorstandsvorsitzende es nannte. Hier dreht sich viel um das Megathema dieser Tage, den Klimawandel. Es finden sich Stichworte wie E-Mobilität, energetisches Sanieren und natürlich der neu entwickelte Nachhaltigkeitskompass, mit dem Kunden ihr eigenes Ökoprofil erstellen können. In Zeiten dringend notwendiger und kaum erfasster Daten zur nachhaltigen Transformation in den Unternehmen ein kluger Schritt. Im Money-Management finden sich ebenfalls zukunftsweisende Stichworte wie Blockchain oder Krypto.

Es bleibt festzuhalten: Die Frankfurter Volksbank hält an ihren Filialen fest, in Kombination mit einem ausgetüftelten Omnikanalangebot. Ob die Kunden das annehmen und bereit sind, mehr in beratungsintensive Produkte des Instituts und damit in das wichtige Provisionsgeschäft zu investieren, wird wie meist erst die Zukunft zeigen. Aber der Ansatz ist erfrischend und verspricht einiges.

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