Nachhaltigkeit

Der Finanzsektor verpflichtet sich

Auch wenn das Thema im Zuge der Corona-Krise zunächst einmal ins Hintertreffen geraten ist: Nachhaltigkeit ist zu einer wichtigen Dimension der Kapitalanlage geworden. Laut der jährlich von Union Investment durchgeführten Nachhaltigkeitsstudie ist der Anteil der nachhaltig investierenden Großanleger auf einen neuen Höchstwert von 80 Prozent (72 Prozent) angestiegen. Insofern hat die intensive Nachhaltigkeitsdebatte der vergangenen Jahre durchaus Spuren in den Portfolios institutioneller Investoren hinterlassen, was auch daran liegen mag, dass das Wissen der Investoren über nachhaltige Anlagen binnen der vergangenen fünf Jahre von 43 auf aktuell 56 Prozent gewachsen ist.

Mehr als die Hälfte aller Assets der Nachhaltigkeitsanwender sind nach den ESG-Kriterien angelegt. Bei Kirchen und Stiftungen liegt der Anteil mit 75 Prozent besonders hoch, aber auch bei Versicherungen mit 66 Prozent. Mit 83 Prozent geht die große Mehrheit der Investoren davon aus, dass die Bedeutung nachhaltiger Anlagestrategien künftig weiter zunehmen wird. Kein unbegründeter Gedanke. Denn zum einen wird der Druck der Regulierung zu einer intensiven Auseinandersetzung mit nachhaltigen Investments führen und zum anderen glauben 70 Prozent der Investoren daran, dass nachhaltige Kapitalanlagen die Entwicklung des Weltklimas positiv beeinflussen können.

Das ambitionierte Ziel des Sustainable-Finance-Beirates der Bundesregierung, Deutschland zu einem führenden Standort für nach haltige Finanzen zu machen, braucht die Unterstützung der Banken. Sie müssen begreifen, welche wichtige Steuerungsrolle sie besitzen und auch entsprechend handeln. Der Wille dazu ist da: Denn 16 Akteure des deutschen Finanzsektors, darunter die Commerzbank und die Deutsche Bank, haben eine Selbstverpflichtung unterzeichnet, ihre Kredit- und Investmentportfolios im Einklang mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens auszurichten. Ziel ist, aktiv an der gesellschaftlichen Transformation zu mehr Nachhaltigkeit mitzuwirken. Die Unterzeichner wollen ihre Produkte, Dienstleistungen sowie Engagements und Initiativen an dieser Intension ausrichten. Zudem sollen sie bis zum Jahr 2022 gegenseitig akzeptierte Methoden zur Messung der Klimaauswirkungen von Kredit- und Investmentportfolios entwickeln.

Die Institute müssen nun zeigen, ob sie wirklich etwas erreichen und zur Tat schreiten wollen oder ob es bei bloßen Lippenbekenntnissen bleiben wird. Das Abkommen lässt den Mitgliedern ein paar Freiheiten offen, auch was die selbst erklärten Ziele bis zum Jahre 2022 anbelangt. So auch bei potenziellen Neumitgliedern: Bevor das Abkommen unterzeichnet werden kann, müssen auf das Haus angepasste Maßnahmen erfolgen. "Man muss es als Reise sehen, Banken wird es nicht möglich sein, von heute auf morgen mit allem aufzuhören", so Gerald Podobnik, CFO Corporate Bank bei der Deutschen Bank, zur nachhaltigen Entwicklung am Finanzplatz Deutschland. Die Erstunterzeichner haben vor, bereits in den ersten zwölf Monaten weitere Anpassungen vorzunehmen - auch sie sind also noch nicht am Ziel angekommen. Die Entwicklung hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft bleibt ein andauernder Prozess, die deutschen Institute haben erste Schritte gemacht. Mehr aber auch noch nicht.

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