HSH Nordbank

Geht doch - oder doch nicht?

Quelle: HSH Nordbank

Als die Bundesländer Hamburg und Schleswig- Holstein Ende Februar dieses Jahres die Vereinbarung für den Verkauf der HSH Nordbank an die unabhängig voneinander agierenden Finanzinvestoren Cerberus Capital Management, LP, J.C. Flowers & Co. LLC, Golden Tree Asset Management LP, Centaurus Capital LP sowie die österreichische Bank Bawag P.S.K. unterzeichnet haben, ist das in der Branche mit Erleichterung aufgenommen worden. Denn im Rückblick war der Verkaufsprozess viel reibungsloser verlaufen als man das beim Abschluss des Beihilfeverfahrens durch die EU-Kommission Anfang Mai 2016 erwarten konnte. Bei allem Entgegenkommen der Eigner bei der Bewältigung der Altlasten war der Kaufpreis von 1 Milliarde Euro sogar eine gewisse Überraschung.

Solange das Closing noch nicht erfolgt ist, so zeigt sich dieser Tage, sollte man mit einer endgültigen Wertung aber vorsichtig sein. Denn nachdem der Landtag in Kiel dem ausgehandelten Kaufvertrag zugestimmt hat und von der Hamburger Bürgerschaft ähnliches erwartet wird, fehlen immerhin noch die Zustimmung der EZB als Aufsichtsorgan und der EU-Kommission sowie nicht zuletzt belastbare Abreden für den Übergang aus der Sicherungseinrichtung der Sparkassenorganisation zu der der privaten Banken. Und gerade Letztere scheinen nach den öffentlich gewordenen Vorbehalten des Bundesverbandes deutscher Banken in dem im allgemeinen besonders diskret behandelten Umfeld der Sicherungseinrichtungen längst noch nicht geklärt. Möglicherweise war der amtierende Vorstandsvorsitzende der HSH Nordbank Stefan Ermisch zu optimistisch als er Ende April bei der Präsentation der Geschäftszahlen 2017 seines Hauses und vier Tage später im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten ein Closing spätestens im dritten Quartal in Aussicht stellte.

Im bisherigen Verkaufsprozess seines Hauses darf man ihm gleichwohl eine gute Figur bescheinigen. Seine wichtigste Botschaft heute bleibt die Betonung der soliden Geschäftsgrundlage der von Altlasten befreiten Kernbank, die er möglichst bald unter neuem Namen als ganz normale private Geschäftsbank am Markt sehen will. Mit einer angepeilten Cost Income Ratio von rund 60 Prozent, einer Quote der Non-Performing Loans von unter 2 Prozent, einer pro forma Kernkapitalquote von 15,4 Prozent sowie einer Bilanzsumme von rund 55 Milliarden Euro hält er sein Haus mit den Segmenten Unternehmenskunden, Immobilien, Shipping und Treasury & Markets in der Stammregion im Norden Deutschlands und an ausgewählten Standorten, unter anderem in München, Berlin und Frankfurt am Markt für absolut konkurrenzfähig.

So ganz nebenbei ordnet er den Verkaufsprozess seines Hauses auch als Meilenstein und hochinteressanten ordnungspolitischen Impuls für die Arbeit der EU-Kommission und die Zukunft der hiesigen Landesbanken ein. Im anhaltenden Dilemma aller Landesbanken, bei notwendigen beziehungsweise angestrebten Kapitalerhöhungen schnell in Konflikt mit den Brüsseler Beihilferegelungen zu geraten - siehe das Beispiel Nord-LB - misst er der erfolgreichen Privatisierung seines Hauses eine Signalwirkung bei. Auf der einen Seite gibt es offensichtlich ausländische Private-Equity-Investoren, die bereit sind, sich am deutschen Markt zu engagieren und dabei ihre Investments gewiss nicht ohne strategischen Absichten verfolgen. Und auf der anderen Seite haben die politischen Instanzen und die Aufseher gemerkt, dass eine Privatisierung öffentlich-rechtlicher Banken gelingen kann.

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