Kreditgenossenschaften

Geräuschlos auf Augenhöhe

Quelle: Frankfurter Volksbank

1:430 000 - das ist der Maßstab, den man mittlerweile anlegen muss, um das Geschäftsgebiet der Frankfurter Volksbank gerade noch so auf einem Blatt Papier im DIN-A4-Querformat abbilden zu können. Denn nach den jüngsten Übernahmen der Vereinigten Volksbank Maingau und der Volksbank Griesheim (Nummer 19 und 20 seit 1997) im vergangenen Jahr beträgt die Distanz zwischen den äußersten Rändern (Weilburg im Nordwesten, Schaafheim im Südosten) nunmehr ganze 82 Kilometer Luftlinie. Eine vergleichbare Ausdehnung in der Fläche und den Entfernungen nach dürften hierzulande wohl nur wenige genossenschaftliche Primärinstitute aufweisen, etwa die Verbund-Volksbank OWL in Paderborn.

Dass der Zusammenschluss der drei Banken im Rhein-Main-Gebiet - für den genossenschaftlichen IT-Dienstleister Fiducia & GAD IT AG übrigens die bislang größte Datenfusion überhaupt - einmal mehr weitgehend geräusch- und problemlos vonstattenging, ist dem gewohnt umsichtigen Vorgehen der Frankfurter Volksbank geschuldet. So behalten die Vereinigte Volksbank Maingau und die Volksbank Griesheim in ihren Regionen den eigenen Markenauftritt bei, die Initiative und der Gestaltungswille der Mitarbeiter vor Ort bildet damit weiterhin eine wichtige Basis für den Erfolg und die Sicherstellung der regionalen Verwurzelung. Als Folge dessen haben Kunden, abgesehen von der Umstellung auf eine neue IBAN, von der Fusion praktisch nichts mitbekommen.

Und auch auf der Managementebene begegnen sich die Fusionspartner abermals auf Augenhöhe, wie insbesondere der Blick auf die neue Zusammensetzung des Vorstands verrät: Dass alle drei Vorstände aus Maingau in das nunmehr achtköpfige Frankfurter Führungsgremium gewechselt sind, mag wenig effizient erscheinen, doch in den Augen der Vorstandsvorsitzenden Eva Wunsch-Weber greift dieses Argument zu kurz: Dank dieser Aufstellung verbleibe wertvolles Wissen im Haus erhalten. Die Frage nach der momentan vielleicht etwas aufgeblähten Personalstruktur (der Aufsichtsrat zählt aktuell sogar 35 Mitglieder!) wird sich mittelfristig ohnehin von ganz alleine klären: Denn rund 200 Mitarbeiter nähern sich dem Renteneintrittsalter. Während die personellen Synergieeffekte der Fusion also erst nach und nach zum Tragen kommen, sind die damit verbundenen Kosten bereits vollständig im Jahr 2018 verarbeitet worden. Sie beliefen sich auf neun Millionen Euro und erklären somit den Anstieg der Verwaltungsaufwendungen (188,2 nach 179,9 Millionen Euro) und einen Teil des um 25,8 auf 90,1 Millionen Euro gesunkenen Betriebsergebnisses nach Bewertung.

Dass die Vorstandschefin von einem "uneingeschränkt guten Jahr 2018" sprach, erklärt sich nicht zuletzt mit Blick auf die Bilanz. So konnte die mitgliederstärkste (rund 255 000) Volksbank Deutschlands ihre Kundeneinlagen (plus 5,5 Prozent auf 10,0 Milliarden Euro), Kreditvolumina (plus 2,1 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro) sowie das insgesamt betreute Kundenvolumen (plus 3,5 Prozent auf 25,7 Milliarden Euro) jeweils steigern. Und auch an der fundamentalen Stärke der Bank besteht letztlich kein Zweifel. So gelang es trotz aller Widrigkeiten im Fusionsjahr abermals die Substanz zu stärken, wodurch sich die Eigenmittel inzwischen auf fast 1,6 Milliarden Euro belaufen. Außerdem stieg die Kernkapitalquote um einen weiteren Prozentpunkt auf nunmehr 20,7 Prozent. Wenn das keine herausfordernden Benchmarks für die Konkurrenten sind.

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