Sparkassen

Gute Geschäfte, schlechte Rahmenbedingungen

 Gerhard Grandke, Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes Hessen-Thüringen

Auf Basis der Prognoserechnung gibt der Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes Hessen-Thüringen (SGVHT) bei der Präsentation der Halbjahresergebnisse seiner Mitgliedssparkassen traditionell einen Ausblick auf die Ertragsentwicklung des Gesamtjahres. Jahrelang hat er dabei verkünden dürfen, dass es den Sparkassen in der Marktbearbeitung vor Ort beziehungsweise im Verbund immer wieder gelungen ist, den schwierigen Rahmenbedingungen zu trotzen und befürchtete Einbrüche der Ergebnisse zu bremsen oder zuweilen umzukehren. In diesem Sinne erwartet Gerhard Grandke für das laufende Jahr 2019 eher schwierige Bedingungen, nämlich einen um gut 4 Prozent rückläufigen Zinsüberschuss, der durch die prognostizierte Steigerung des Provisionsüberschusses um 3,4 Prozent nicht kompensiert werden kann. Und dennoch spricht er immer noch von einem auskömmlichen Ergebnis und sieht allen Widrigkeiten zum Trotz keinen Grund für vorauseilende Panik.

Seine Zuversicht stützt sich nicht zuletzt auf den ermutigenden Geschäftsverlauf des ersten Halbjahres. Insbesondere das Kreditgeschäft zeigt bislang keine Spur von einer vielfach erwarteten Eintrübung der Wirtschaftsentwicklung. Mit einem Plus von 4,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert haben die Ausleihungen der Mitgliedssparkassen an Unternehmen und Selbstständige sogar den größten Sprung seit gut zehn Jahren gemacht. Im Neukreditgeschäft mit Unternehmen haben sich die Darlehenszusagen um 7,5 Prozent erhöht und die Darlehensauszahlungen um 10,2 Prozent. Die derzeit wegen der Einlagefazilität bei der EZB für die Banken eher belastenden Kundenverbindlichkeiten der SGVHT-Institute sind um 0,9 Prozent auf 101,1 Milliarden Euro gestiegen. Mit der Umsatzsteigerung von 5,1 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro im Kundenwertpapiergeschäft zeigt Grandke sich zufrieden und betont die Handlungsbereitschaft und -fähigkeit seiner Mitgliedsinstitute bei der Marktbearbeitung.

Beim Ausblick auf das Umfeld beginnt er allerdings nicht mit dem Stand der Digitalisierung und ihren anhaltenden Herausforderungen, also den dringlichen Herausforderungen, die die Sparkassen selbst aktiv beeinflussen können, sondern seinen Schwerpunkt bilden eher die fiskal- und geldpolitischen sowie die aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen, also Dinge, die sich vom SGVHT und der gesamten Bankenbranche nur indirekt über den gesellschaftspolitischen Diskurs in die gewünschten Bahnen lenken lassen. Unter dem noch frischen Eindruck der jüngsten Ratssitzung der EZB im September klingt insbesondere die Fundamentalkritik an der weiteren geldpolitischen Lockerung schon ein wenig erschöpft, weil die vielen Hinweise nahezu aller Banken und Bankengruppen auf die gravierenden negativen Auswirkungen der Zinspolitik auf die Altersvorsorgeeinrichtungen, die Gefährdung der Geschäftsgrundlagen des zinsabhängigen deutschen Bankensystems und die unerwünschten Verteilungswirkungen auf ärmere und reichere Bevölkerungsschichten bei den Notenbankern bisher wenig Gehör finden. Als Unterstützung seitens der Finanzpolitik erhofft er sich von der öffentlichen Hand mehr Investitionen, beispielsweise in die Infrastruktur, deren Finanzierung für Bund, Länder und viele Kommunen unter den derzeitigen Marktbedingungen vergleichsweise günstig ist und als angenehmen Nebeneffekt noch gewisse Impulse für die Wirtschaft und damit auch für die Banken verspricht.

In solch offener und deutlicher Form bisher eher seltener artikuliert wurde die Kritik an der BaFin und ihrem Präsidenten. Dem Sparkassensektor eine starke Ausweitung des Provisionsgeschäftes nahezulegen und das Gewicht des Provisionsgeschäftes mit dem amerikanischer Investmentbanken in Zusammenhang zu bringen, wird von Grandke als unzulässige Parteinahme für deren Geschäftsmodell und im weiteren Sinne als Angriff auf das Sparkassenwesen interpretiert. An dieser Stelle sieht er Redebedarf mit dem BaFin-Präsidenten.

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