Banken

Happy New Year?

Waren die vergangenen Jahre schlechte Bankenjahre? Sie waren anstrengend. Keine Frage. Die Branche musste sich mit einer Flut von neuen Regelungen auseinandersetzen, trotz niedriger Zinsen auskömmliche Erträge erwirtschaften und den Umbau der Geschäftsmodelle forcieren. Sie waren auch aufregend. Neue Wettbewerber, neue technische Möglichkeiten und neue Trends veränderten den Anspruch der Kunden an das, was Bank zu leisten und zu bieten hat, rapide. Entsprechend wurde von Branchenseite viel geklagt und geschimpft. Aber waren es schlechte Jahre? Nicht wirklich. Weder, wenn man auf die Zahlen schaut, die sich von Einzelschicksalen abgesehen in der Regel besser dargestellt haben, als befürchtet wurde. Noch mit Blick auf die Fortentwicklung der Bankenlandschaft in der Bundesrepublik, die ohne diesen enormen äußeren Druck vermutlich keineswegs so schnell und gnadenlos vorangetrieben worden wäre.

Omnikanal-Angebote machen Bankdienstleistungen für eine breite Kundenschicht attraktiv. Aus dem ehemaligen Gerangel mit den Fintechs ist längst ein kooperatives Miteinander geworden, beide Seiten lernen stetig voneinander zum Wohl der Dienstleistung. Die Kosten wurden enorm gesenkt. Und viele Institute dünnten das Angebot auf das aus, was sie können und was Nachfrage findet. All das beginnt sich nun auszuzahlen. Zu diesem Schluss kommt auch die Beratungsgesellschaft Bain & Company, die in ihrem alljährlichen Bankenausblick fast schon von einer Trendwende spricht. "Bis zu 10 Prozent Eigenkapitalrendite sind mittelfristig möglich", heißt es in der Bain-Studie "Deutschlands Banken 2021".

Trotzdem gibt es Wermutstropfen für die Berater: Zwar ist ein Anstieg der Eigenkapitalrenditen zu verzeichnen, doch liegen diese immer noch nur bei 1,1 Prozent über die gesamte Branche gerechnet und sind damit nach wie vor weit entfernt, wenigstens die Kapitalkosten zu decken. Die Provisionseinnahmen legen zwar zu und gewinnen auch mit Blick auf den Rohertrag an Bedeutung, allerdings nur langsam und in kleinen Schritten. Die Kosten sind immer noch zu hoch, Bain spricht von weiteren zehn bis fünfzehn Prozent der bisherigen Gesamtkosten, die künftig eingespart werden müssen. Und natürlich geht die Transformation der Geschäftsmodelle in Richtung digitaler Wandel und Nachhaltigkeit den Beratern nicht schnell genug.

Wohlgemerkt, all das gilt noch für das Jahr 2020, als aus Ungewissheit über die Folgen einer Pandemie Milliarden in die (pauschalen) Wertberichtigungen flossen. Längst sind wir schlauer, denn vor allem die Kreditrisikolage hat sich trotz der rollenden vierten und drohenden fünften Corona-Welle merklich entspannt. Entsprechend konnte die Deutsche Bank mit den Zahlen zum dritten Quartal positiv überraschen, die Commerzbank will gleich im ersten Jahr des neuen Vorstandsvorsitzenden schwarze Zahlen schreiben und die beiden Verbünde stehen in Summe ohnehin stabil und solide da. Ob am Ende tatsächlich mittelfristig die von Bain avisierten 10 Prozent Eigenkapitalrendite für Deutschlands Banken möglich sind, wird ganz entscheidend von der europäischen Geldpolitik abhängen. Was die Institute beeinflussen können, packen sie an, die Kosten sinken weiter, das keimende Pflänzchen Wertpapieranlage wird gehegt und gepflegt (siehe dazu auch Leitartikel), digitale Ökosysteme sichern Kundenbeziehungen und erschließen neues Potenzial ebenso wie Enbedded-Finance-Angebote und die konsequente Ausrichtung auf das Thema Nachhaltigkeit. Allerdings bleibt die Abhängigkeit vom zinstragenden Geschäft hoch. Von daher ist ein sanfter Anstieg der Leitzinsen der Europäischen Zentralbank, die sich bislang noch ziert aus Sorge um die solide Finanzierung vor allem der südeuropäischen Staaten, eine notwendige Bedingung. Dann werden die zwanziger Jahre vielleicht keine goldenen, aber doch gute Bankenjahre werden.

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