Kooperationen

Interessante Farbenspiele

Foto: Taunus Sparkasse/Frankfurter Volksbank

Man kannte das Farbenspiel lange Jahre von der Münchener Fussball-Arena. Wenn das Stadion rot leuchtete, lockte Bundesliga- oder gar Champions-League-Atmosphäre mit dem FC Bayern, wenn die blaue Beleuchtung erstrahlte, waren die traditionsreichen Münchener Löwen am Werk. Ganz ähnliche Farbwechsel soll es künftig in der Bankenszene im Rhein-Main-Gebiet geben. Genauer gesagt soll an 17 stationär mit mindestens zwei Mitarbeitern betriebenen Bankenstandorten an zwei Tagen in der Woche die blaue Beleuchtung der Volks- und Raiffeisenbank strahlen und an zwei anderen Tagen das Rot der Sparkasse. Die Farben zeigen, wer gerade vor Ort ist. Der Freitag wird im wörtlichen Sinne zum freien Tag. Konkret geht es um das sogenannte "Share-a-Bank"-Prinzip, mit dem die Frankfurter Volksbank und die Taunus Sparkasse in deren Stammgebieten im Main-Taunus- sowie im Hochtaunus-Kreis in Anlehnung an so manch andere griffige Idee der Sharing Economy künftig Zweigstellen einschließlich ihrer Innenausstattung teilen wollen. Knapp 50 ihrer Standorte sollen zusammengelegt werden, um unter einem Dach, an unterschiedlichen, aber festen Wochentagen Bankgeschäfte anzubieten. Die vertrauten Berater sollen bleiben. Eine komplett getrennte IT-Infrastruktur der Fiducia GAD beziehungsweise der Finanz Informatik soll Datenschutz und Diskretion sicherstellen. Die Aufsicht ist über das Konzept informiert und hat keine Vorbehalte.

Mit den vorgesehenen neun gemeinsamen SB- Stellen haben beide Institute schon in der Vergangenheit Erfahrungen sammeln können, Neuland sind für beide die gemeinsam betriebenen Service- und Beratungsstandorte. Die beiden Banken sind angetreten, gemeinsam die Kosten zu senken, aber bei der Generierung von Erträgen in sportlichem Wettkampf zu bleiben. Dass ein solches gruppenübergreifendes Kooperationsprojekt bei erhofften Kostensenkungen von bis zu 40 Prozent schon in der Startphase bundesweite Beachtung findet, ist nicht überraschend, denn die Grundüberlegungen der beiden Institute sind eine völlig rationale Reaktion auf ein nachweislich verändertes Kundenverhalten mit einer sinkenden Besucherfrequenz in den Filialen wie sie viele andere Ortsbanken ebenfalls registrieren.

Ob das Experiment zum Erfolg wird, hängt einerseits maßgeblich von der Akzeptanz durch die Kunden ab. Und andererseits werden die beiden Institute sehr genau beobachten, ob sich im Praxiseinsatz die Gewichte verschieben. Wie wird etwa der von beiden Institutsgruppen hochgehaltene Servicegedanke gelebt, wenn Sparkassenmitarbeiter vor Ort sind und Kunden der Volksbank Rückfragen im Zusammenhang mit SB-Geräten haben? Wie ist es umgekehrt? Werden sich die Kunden bei zwei Banken in einem Haus nicht verstärkt Gegenangebote der anderen Seite einholen und damit den Wettbewerb verschärfen? Das alles ist schwer kalkulierbar. Insofern beweisen die Spitzen der Frankfurter Volksbank und der Taunus Sparkasse mit einem angekündigten Investitionsvolumen von mindestens fünf Millionen Euro in den kommenden drei Jahren in der Tat beachtlichen Mut.

Den Erfolg dieses Investments werden viele Beobachter im Auge behalten. Denn auch unter regionalpolitischen Gesichtspunkten trifft es voll den Zeitgeist, einigermaßen gleiche Lebensverhältnisse in der Fläche zu erhalten. Filialschließungen sind in beiden Verbünden immer ein großes Thema vor Ort. Bevor es dazu kommt, dürften viele Verwaltungsräte in den Sparkassen und/oder Aufsichtsräte in Genossenschaftsbanken künftig darauf drängen, sich die Erfahrungen im Taunus näher anzuschauen, sprich zu prüfen, ob das Konzept im der eigen Region überhaupt infrage kommt, sprich kopierbar ist, und ob das Nachbarinstitut kooperationsbereit ist.

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