Landesbanken I

Klarer Fokus statt Mia san Mia

Es wird viel von verbesserter Resilienz gesprochen auf den Bilanzpressekonferenzen landauf landab. Gemeint ist damit stets die erhöhte Widerstandskraft gegen die Unwägbarkeiten des Bankenalltags in Zeiten von Pandemien, Kriegen, digitalen und nachhaltigen Umbrüchen, die allesamt die Unsicherheit erhöhen und Planbarkeit vermindern. Gemessen daran hat auch die Bayern-LB im abgelaufenen Geschäftsjahr ihre Resilienz spürbar verbessert. Immerhin hat sich der Konzerngewinn vor Steuern auf 816 Millionen Euro mehr als vervierfacht. Dass das Vorjahr von hohen Aufwendungen für die bis 2024 noch laufende Restrukturierung und kräftige Pauschalwertberichtigungen im Zusammenhang mit den Folgen der Covid-19-Pandemie ebenso negativ verzerrt war wie positive Sondereffekte, wie eine deutlich geringere Risikovorsorge (48 Millionen Euro nach 142 Millionen Euro), 166 Millionen Euro schwere Einnahmen aus der Teilnahme an den EZB-TLTRO-Geschäften sowie 101 Millionen Euro Sonderertrag aus der Veräußerung zweier Immobilien das Berichtsjahr positiv beeinflusst haben, tut dabei für die Resilienz erst einmal nichts zur Sache. Aber es ist natürlich wichtig, um dieses unter dem Strich ohne Frage außerordentlich gute Ergebnis vernünftig einwerten zu können.

Das tun auch der Vorstandschef und sein Finanzvorstand. Wer große Euphorie anlässlich der Verkündung des Zahlenwerkes erwartet hatte, sah sich getäuscht. Statt dem von anderen Vertretern des Freistaates gerne mal gezeigten "Mia san Mia" war die Einordnung erfrischend nüchtern und offen. "Wir bleiben demütig und wissen, was wir noch zu leisten haben", fasst der Vorstandsvorsitzende Stephan Winkelmeier die Grundstimmung zusammen. "Das erfreuliche Ergebnis ist für uns daher kein Grund, uns zurückzulehnen." Für Finanzvorstand Markus Wiegelmann ist hervorzuheben, dass alle Segmente im vergangenen Jahr zum Erfolg beigetragen und ihr Ergebnis verbessert haben: "Der Anstieg in jedem Segment betrug rund 100 Millionen Euro Euro."

Ein weiteres Anzeichen für die gewachsene Resilienz sind die trotz gestiegener Bilanzsumme gesunkenen risikogewichteten Aktiva (63,3 Milliarden Euro nach 65,0 Milliarden Euro) sowie Post-Model-Adjustments von inzwischen 356 Millionen Euro, die für kommende Unwägbarkeiten zur Verfügung stehen. Die Kernkapitalquote erhöhte sich im abgelaufenen Geschäftsjahr spürbar von 15,9 Prozent auf 17,3 Prozent, die Cost Income Ratio verbesserte sich von 65,9 Prozent auf 59 Prozent. Aber es bleibt noch einiges zu tun. Vor allem gilt es, den 2019 beschlossenen Umbau von einer Universalbank hin zu einer fokussierten Spezialbank in den verbleibenden drei Jahren bis 2024 unverändert voranzutreiben. Das Segment Corporates & Markets ist sicherlich noch nicht da, wo es sich die Verwantwortlichen wünschen. Und um die Cashcow DKB reißen Spekulationen um Verkauf oder IPO nicht ab. Obwohl Winkelmeier deutlich machte, dass er die Tochter auch in den kommenden Jahren als wesentliches Element der Neuaufstellung sieht.

Zum neuen Selbstverständnis passt auch, dass Winkelmeier und Wiegelmann sich vom 2021er-Ergebnis nicht verleiten lassen und auch beim Ausblick auf das laufenden Geschäftsjahr zurückhaltend bleiben. Bei allen Unwägbarkeiten, mit denen Prognosen derzeit behaftet sind, erwarten sie ein Ergebnis in der breiten Range von 300 bis 500 Millionen Euro. Das liegt - wenig überraschend - zwar deutlich unter dem Abschluss des vergangenen Jahres, aber zumindest am oberen Ende in der von der Bayern-LB selbst festgelegten Größenordnung eines einigermaßen verlässlich erzielbaren Er gebnisses ohne nennenswerte Sonderfaktoren. Und es lässt Raum nach oben für positive Überraschungen.

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