Berenberg Bank

Kommunikation in schweren Zeiten

Quelle: Berenberg Bank, Frankfurt am Main

Für Ende April dieses Jahres hat die Hamburger Privatbank Berenberg die Veröffentlichung ihres Geschäftsberichtes 2018 angekündigt. In früheren Jahren hätte sich wohl kaum jemand daran gestört, wenn die Bank dann erst ihren Einblick in den Verlauf des Berichtsjahres gegeben hätte. Doch mit einer zunehmenden Orientierung in das Ausland und dem damit verbundenen Wandel von einer norddeutschen Privatbank zu einem internationalen Beratungshaus verbindet die Bank dem eigenen Selbstverständnis nach offenbar auch den Anspruch, sich mit der Informationspflicht den Gepflogenheiten der Branche anzupassen und hat bereits erste Zahlen vorgelegt.

Dass diese just zeitgleich mit der Präsentation der Zahlen der Deutschen Bank und an einem Freitag herauskamen, kann Zufall oder Absicht sein. War es das Kalkül der Bank, so wurde in der Branche geunkt, mit ihren diesmal nicht ganz so erfreulichen Zahlen ein kleines Versteckspiel am Wochenende und im Schatten der Berichterstattung der Frankfurter Großbank zu betreiben? In der Sache haben in beiden Häusern gerade die stark von der Stimmung an den Kapitalmärkten abhängigen Geschäftsfelder Investment Banking und Asset Management hier wie dort massiv gelitten. Als eine der Ursachen für die Bremsspuren im Asset Management verweist Berenberg im eigenen Haus auf die spürbare Belastung durch die Umsetzung von MiFID II. Angesichts eines Rückgangs des umgesetzten Geschäftsvolumens in der Anlageberatung um rund die Hälfte registriert die Bank eine Aufwertung der reinen Vermögensverwaltung und wirft mit Blick auf die Neuorientierung im eigenen Haus die berechtigte Frage auf, ob es im Sinne des Gesetzgebers sein kann, die individuelle Kundenberatung zurückzudrängen.

Neue Chancen eröffnet MiFID II für Berenberg allerdings möglicherweise auf dem Feld des Research, das schon im Berichtsjahr weiter ausgebaut wurde und nicht zuletzt für Mid-Cap-Werte aus Großbritannien und den USA weiter forciert werden soll. Insgesamt wird derzeit Research für über 150 US-Werte geboten, in den kommenden zwei Jahren wird eine Verdopplung angepeilt. Hoffnung auf die Zukunft machte zudem im Investment Banking schon im Berichtsjahr das Emissionsvolumen, das sich von 8,6 auf 16,7 Milliarden Euro fast verdoppelt hat. Im gesamteuropäischen ECM-Geschäft (Equity Capital Markets) schaffte es Berenberg im Berichtsjahr 2018 nach Transaktionsvolumen in die Liste der Top Ten.

Auf die Ertragsrechnung 2018 hat sich das noch nicht sichtbar ausgewirkt. So ging der wichtige Treiber Provisionsüberschuss um 19 Prozent auf 279 Millionen Euro zurück. Der Zinsüberschuss sank von 67 auf 53 Millionen Euro und der Handelsüberschuss von 21 auf 19 Millionen Euro. Dass die Verwaltungsaufwendungen von 348 auf 372 Millionen Euro gestiegen sind - davon 226 (211) Millionen Euro Personalkosten -wird auf Investitionen in die IT und nicht zuletzt Restrukturierungskosten im deutlich zweistelligen Millionenbereich zurückgeführt. Massiv von 90 Millionen Euro auf 23 Millionen Euro ist der Jahresüberschuss gefallen. Die harte Kernkapitalquote wird auf 13,2 (14,1) Prozent beziffert. An Verbesserungen wird schon gearbeitet. Konkret hat sich die Bank von etwa 150 Mitarbeitern insbesondere in den Bereichen IT und Investment Banking getrennt. Und ein Teilverkauf der Anteile an der Berenberg Bank, Schweiz sowie die Schließung der Niederlassung in Wien Anfang 2019 sollen die Komplexität reduzieren und vermutlich auch positive Auswirkungen auf die Ertragsrechnung haben.

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