Commerzbank

Kommunikation zwischen Mutter und Tochter

Quelle: Commerzbank

Mit großer Spannung wurde im September die strategische Neuausrichtung der Commerzbank erwartet, auch wenn schon einige Details vorher durchsickerten. Einer der vorab bekannten Einzelpunkte der Strategie Commerzbank 5.0 war die Integration der Comdirect und die dafür nötige Übernahme der noch ausstehenden Aktien durch die Commerzbank, die zuvor bereits gut 82 Prozent der Anteile hielt. Klar war, dass es zu Störfeuern kommen kann, wenn ein Übernahmeangebot im Voraus angekündigt wird. So verwunderte es auch nicht, dass sich der aktivistische Investor Petrus Advisers daraufhin gut fünf Prozent der Anteile an dem Online-Broker sicherte.

Da der Kurs beim offiziellen Angebot, das am 30. Oktober 2019 auf 11,44 Euro je Aktie lautete, bereits bei 13,58 Euro (Schlusskurs am 30. Oktober) lag, war das Angebot für Petrus, aber auch andere Aktionäre, wenig überzeugend. Vielleicht war das der Grund für die zwei Wochen später nachgeschobene, jedoch etwas fragwürdig anmutende Pressemitteilung. Darin betont die Commerzbank, dass sowohl Vorstand als auch Aufsichtsrat der Comdirect das Angebot für angemessen halten. Ein kleines Geschmäckle bekommt die Aussage vor allem vor dem Hintergrund, dass die Commerzbank als Haupteigentümer Einfluss auf die Tochter hat. Zwar wurde betont, dass die Aussage auf einem unabhängigen Gutachten basiert. Doch Zweifel bleiben, wenn ein Bereichsvorstand und ein Vorstand der Commerzbank im Aufsichtsrat des Übernahmeobjektes verkünden, dass das Gebot der Commerzbank angemessen sei.

Eine weitere Wendung hat die Meldung dadurch genommen, dass die Comdirect ebenfalls eine Pressemitteilung dazu rausgegeben hat. Dort wird auch die finanzielle Angemessenheit angesprochen. Allerdings raten Vorstand und Aufsichtsrat - und damit auch ein Commerzbank-Vorstand und -Bereichsvorstand - nur kurzfristig orientierten Aktionären dazu, das Angebot anzunehmen. Die Richtigkeit des strategischen Konzepts - die für langfristig ausgerichtete Investoren wichtiger sei - würden demnach Vorstand und Aufsichtsrat aufgrund fehlender Informationen nicht abschließend bewerten können. Es irritiert dann doch, dass der Aufsichtsrat diese Aussage trifft. Man hätte vermuten können, dass der Vorstand für das Privatkundengeschäft bei der Commerzbank, der im Aufsichtsrat der Comdirect sitzt, an der Entwicklung dieser Strategie beteiligt gewesen ist und diese damit auch hinreichend erklären kann.

Es stellt sich die Frage, ob es nötig war, die Angemessenheit des Angebots nochmal explizit herauszuheben. Einfluss auf die Aktionäre dürfte die Meldung wahrscheinlich wenig entfalten. So erscheint die Kommunikation von Konzernmutter und -tochter ohne erkennbaren Nutzen wenig zielführend.

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