Genossenschaftsbanken II

Kontinuität und Stabilität in Lahr

Quelle: Volksbank Lahr

Die Frage nach möglichen Unternehmenszusammenschlüssen darf dieser Tage auf keiner Bilanzpressekonferenz fehlen. Zu viel wird von zu vielen darüber gesprochen, zu groß scheint der vermeintliche Druck durch Regulierung, Niedrigzinsen, Digitalisierung und nun auch Corona, zu gering das Vertrauen in die (Widerstands-)Kraft der deutschen Kreditwirtschaft. Der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Lahr fand auf diese Frage mal eine ganz andere Antwort, eine sehr langfristige, wo doch gegenwärtig so viele andere, vor allem aus der Politik, nur auf Sicht fahren. "Ich will Fusionen perspektivisch nicht gänzlich ausschließen, aber für die kommenden Jahre ist nichts geplant", so Peter Rottenecker.

Warum auch, möchte man fragen. Denn die Volksbank aus dem Südwesten Deutschlands hat eigentlich alles, was es für ein erfolgreiches Dasein braucht. Sie agiert in einem prosperierenden Geschäftsgebiet mit vielen erfolgreichen Unternehmen. Sie hat zu ihren Kunden ein gute und teils schon lange Beziehung aufgebaut. Sie ist aufgrund erfolgreicher Entscheidungen in den vergangenen Jahren in der Lage, Herausforderungen aus der Position der Stärke heraus anzugehen. Und sie hat auch das Glück, von der einen oder anderen Entwicklung vielleicht nicht ganz so hart getroffen zu sein, wie die Kollegen andernorts. In Zahlen: Die Bilanzsumme wurde in den vergangenen fünf Jahren um fast 22 Prozent auf 2,875 Milliarden Euro gesteigert, wodurch es gelang, das Ergebnisniveau vor Steuern trotz stetig sinkender Zinsen nicht nur zu stabilisieren, sondern sogar leicht auszubauen, um immerhin mehr als sechs Prozent auf 18,58 Millionen Euro per Ende 2020.

Dass das kein Selbstläufer ist, zeigt nicht zuletzt die Entwicklung des Kreditgeschäfts im vergangenen Jahr. Von einem Neugeschäft in Höhe von 457 Millionen Euro, das damit leicht unter dem Niveau von 2019 mit 472 Millionen Euro lag, blieben lediglich 133 Millionen im Bestand hängen, der um 7,5 Prozent auf 1,91 Milliarden Euro zulegte. Die große Liquidität im Markt führe eben auch zu hohen Tilgungen, da vor allem Unternehmen die Chance nutzten, höherverzinste Altverträge abzulösen, so Vertriebsvorstand Reiner Richter. Und das sei auch in dieser Größenordnung von mehr als 300 Millionen Euro keineswegs außergewöhnlich für die Volksbank Lahr.

Immerhin gab es in den vergangenen Jahren so gut wie keine Kreditausfälle, und die wird es nach der Einschätzung von Rottenecker auch weiterhin kaum geben - trotz Corona. "Das Geschäftsgebiet Ortenau ist sehr stabil. Auch wenn es bundesweit mancherorts Bauchschmerzen gibt, wir haben die nicht." Denn auch wenn der finanzielle Druck auf den einen oder anderen Kunden sicherlich in den kommenden Monaten steigen werde, habe die Volksbank Lahr sehr hohe stille Reserven gebildet, die das abfedern können, ohne das Ergebnis der Bank zu belasten.

Ein klein wenig Sorge macht Rottenecker an dieser Stelle nur ein Paradoxon: Während die Politik die Banken anhält, die Wirtschaft mit Krediten zu unterstützen, lege die Aufsicht den Schwerpunkt ihrer Prüfungen im laufenden Jahr auf die Bewertung der Forderungen und die Werthaltigkeit der Besicherung, was zwangsweise zu einem höheren Wertberichtigungsbedarf führen werde und die Banken damit belaste.

Auch mit Blick auf die GuV ist Lahr ein bisschen anders als andere Institute der genossenschaftlichen Finanzgruppe. Während der Zinsüberschuss um eine Million Euro auf 37,6 Millionen Euro gesteigert werden konnte, lag der Provisionsüberschuss mit 17,9 Millionen leicht unter dem Vorjahr. Gestiegene Kosten führten zu einem Rückgang des Ergebnisses vor Bewertung von 19,0 Millionen Euro auf 18,6 Millionen Euro. Ein leicht positives Bewertungsergebnis fängt das ein klein wenig auf, das Ergebnis vor Steuern belief sich auf 18,7 Millionen Euro.

Und Rottenecker ist sich sicher, dass sich das überdurchschnittliche Wachstum mit dem Gewinn von Marktanteilen in den Kerngeschäftsfeldern noch einige Jahre fortsetzen lassen werde. Warum also fusionieren?

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