Persönliches

Manfred Mathes zum 80.

Runde 60 Jahre ist das Investmentsparen in Deutschland inzwischen alt. Manfred Mathes, der in diesen Tagen seinen achtzigsten Geburtstag feiert, ist also keiner der Männer der ersten Investment-Jahre. Aber diejenigen, die es waren, die hat er allesamt erlebt und durchaus auch beerbt - als hoffnungsgebender Jungspund, als ordentlicher Vorstand respektive Geschäftsführer, als Vorsitzender, als Verbandspräsident. Was ihn dabei bis in die jüngste Geschichte hinein ziemlich besonders macht, sind seine beiden Hauptplätze, erst die Deka/Despa, dann die Union Investment. Denn dass da jemand von einer Investmentgesellschaft der Großbanken zu der der Sparkassen oder der Genossenschaften wechselt, das kam zwar vor. Aber von der einen Verbund-Chefetage direkt in die andere, das ist eine Mathes-Spezialität. Aber was man in Bank-Verbünden bewegen konnte und was besser nicht, dass wusste er sehr wohl.

In der Sparkassenorganisation wie in der Genossenschaftsgruppe ist die Investmentidee vor rund einem halben Jahrhundert mitnichten mit Jubel begrüßt und angenommen worden. Nein, beide Platzbanken mochten von ihrem "Auftrag" und ihren Bilanzstrukturen her das massenhafte Wertpapiersparen eigentlich überhaupt nicht leiden. Mussten die Fonds nicht immer zulasten der Sparkonten gehen? Musste ausgeprägte Anlageberatung nicht die eigenen Leute am Schalter schrecklich überfordern? Also betrieb man in den Verbünden "unten" den ganzen neumodischen Kram lange, lange nur widerwillig. Folgerichtig gründeten nicht etwa die Institute vor Ort die neuen Investmentgesellschaften, sondern die immer so weitsichtigen (?) Girozentralen der Sparkassen und Zentralkassen der Genossenschaften. Dadurch ergaben sich spannende Interessenkonflikt zwischen den Fondsproduzenten (mit ohnehin hoheitlichen Ambitionen) und den Fondsverkäufern (mit ohnehin übertriebenen Provisionswünschen).

Da mitten hinein hat sich Mathes gewagt. Das war schon mutig. Aber den Ausgleich zwischen den Verbundkombattanten zu suchen und zu finden, das hat ihm immer Freude gemacht - und ihm auch eine Machtposition im Gesamtgefüge geschaffen. Trotzdem hat es Jahrzehnte gebraucht - und ist immer noch nicht ganz geschafft -, bis Deka (mehr) und Union (weniger) aus dem Einflussbereich der Zentralinstitute in den der Ortsbanken hineinwuchsen.

Vom eigentlichen Produkt "Investmentfonds" her hat das aktuelle Angebot der Fondsunternehmen dabei längst eine gewaltige inhaltliche Änderung erlebt. Die Fonds von heute sind sehr, sehr spezielle Anlageofferten geworden, die mit "Wertpapiere für alle" nur noch in Rudimenten etwas gemein haben. Diese Entwicklung hat Mathes als Vertriebsvorstand vor allem im Wettbewerb mit den Fonds der Privatbanken früh gespürt, weil den emsigen eigenen Verkäufern immer mehr Fremdprodukte ins Angebot kamen. Ob er dann als Verbandspräsident die volle Öffnung (auch des Investmentgesetzes) für alle Kapitalmarktvarianten so begeistert mitgemacht hat wie sein überaus emsiger Verbandsgeschäftsführer? Auf jeden Fall aber unbedingt: Manfred Mathes hat sich um Investmentfonds in Deutschland sehr verdient gemacht. Die Redaktion gratuliert ihrem langjährigen Mitherausgeber von Herzen.

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