Genossenschaftsbanken III

"Mehr Augenmaß und Proportionalität"

Auf die Baden-Württembergische Wirtschaft und die insgesamt 144 genossenschaftlichen Institute im Südwesten Deutschlands, die an der Seite der Unternehmen stehen, kommen herausfordernde Zeiten zu: Krieg in der Ukraine, steigende Energiepreise, Nachwehen der Corona-Pandemie, Produktionsstopps, Liefer- und Personalengpässe, digitale und nachhaltige Transformation, zunehmender bürokratischer Aufwand ... die Liste ist lang. Mit Blick auf die Corona-Pandemie gibt sich der Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbandes, Roman Glaser, aber zufrieden. Abgesehen von ein paar Einzelfällen, seien die kleinen und mittelständischen Unternehmen gut durch die Pandemie gekommen und es lägen wenige Kreditausfälle vor. Fraglich bleibe jetzt aber, welche konkreten Auswirkungen der Ukraine-Krieg und die dadurch steigenden Energiepreise für die Unternehmen haben werden.

Wichtig sei laut Glaser daher vor allem die gute Beziehung zur Hausbank. Damit diese allerdings entsprechend agieren könne (insbesondere die kleineren Häuser), sei eine angepasste Regulatorik notwendig. Daher fordert der Verband "eine konsequente Rückkehr zu einer Politik mit mehr Augenmaß und Proportionalität". Auch wenn man den Eindruck bekommen könnte, der Verband spiele damit seine "alte Leier", so ist die Forderung angesichts der derzeitigen Umstände doch auch wieder hoch aktuell. Zumal es ja nicht nur die Krisen auszuhalten gilt. Schließlich gibt es da ja noch den notwendigen digitalen sowie nachhaltigen Wandel, der sowohl seitens der Unternehmen, aber auch der Banken vorangetrieben werden muss. Wie soll das alles unter einen Hut passen ohne merkliche bürokratische Entlastungen? Das sollten sich die Aufseher bei aller Liebe zur Harmonisierung und sämtlicher Standards einmal vorstellen. So kritisiert Glaser zu recht beispielsweise die neu in Kraft getretene Backstop-Regelung für Non-Performing Loans: "Das über Generationen bewährte Prinzip ,Sanierung vor Abwicklung' als wichtigstes Instrument für nachhaltige Stärke unserer Wirtschaft wird damit untergraben. Das kann und darf nicht Ziel dieser Regulierung sein".

Trotz all der Herausforderungen haben die Volks- und Raiffeisenbanken in Baden-Württemberg im Jahr 2021 einen guten Job gemacht. Bei der addierten Bilanzsumme wurde erstmals mit 202,0 Milliarden Euro die 200-Milliarden-Grenze überschritten. Ein wesentlicher Treiber stellte hierbei der Zuwachs im Kreditgeschäft dar, welches sich um 7,9 Prozent beziehungsweise 9,0 Milliarden Euro auf 123,8 Milliarden Euro erhöhte. Ebenso kräftig stiegen auch die Kundeneinlagen mit 149,7 Milliarden Euro, was einem Anstieg von 8,3 Milliarden beziehungsweise 5,9 Prozent entspricht. Der Verband führt dies unter anderem auf eine "anhaltende Konsumzurückhaltung der Menschen durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie" zurück. Das schlug sich auch in der GuV nieder: Das Betriebsergebnis vor Risiko wuchs um 12,5 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Treiber waren ein um 4,4 Prozent auf 2,8 (2,7) Milliarden Euro gestiegener Zinsüberschuss sowie ein um 7,6 Prozent auf 1,2 (1,1) Milliarden Euro erhöhter Provisionsüberschuss. Doch es muss hierbei beachtet werden, dass das Zinsergebnis durch eine doppelte Dividende der DZ Bank in Höhe von 145,3 Millionen Euro gepusht wurde. Der Jahresüberschuss hat sich mit 545 Millionen Euro im Vergleich zu den 285 Millionen Euro des Vorjahres fast verdoppelt. Daraus haben die genossenschaftlichen Banken im Südwesten ihr Kernkapital um 5 Prozent auf knapp 16,4 Milliarden Euro und die gesamten Eigenmittel um 3,1 Prozent auf 18,4 Milliarden Euro gestärkt. "Die Ertragslage war trotz der herausfordernden Rahmenbedingungen sehr ordentlich", wie Glaser hervorhob. Gute Voraussetzung für all das, was da noch kommen mag.

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