Finanzbildung

Der mündige Wirtschaftsbürger

Burkhard Balz

Quelle: Deutsche Bundesbank / Frank Rumpenhorst

Seit September 2018 ist Burkhard Balz im Vorstand der Deutschen Bundesbank und hat dort die Zuständigkeit für den unbaren Zahlungsverkehr und die Verantwortung für die ökonomische Bildungsarbeit übernommen. Über Letzteres hat er einen Impulsvortrag beim jüngsten Börsenfrühstück auf dem Parkett der Frankfurter Börse gehalten. In seiner Rede "Ökonomische Bildung - Herausforderung und Aufgabe für alle am Finanzplatz" betonte er die Wichtigkeit der verstärkten Förderung von ökonomischer Bildung. Seine Befürchtung: Mangelndes Wissen über die Aufgaben und Funktionen des Geldes, der Finanzmärkte und ihrer Institutionen kann im Krisenfall schnell in mangelndes Vertrauen gegenüber Banken, Börsen oder Notenbanken umschlagen.

Das ist an sich kein neues Thema, jedoch durchaus ein Steckenpferd der Bundesbank, die nach eigenen Angaben danach strebt "Zentralbankwissen" zu vermitteln. Darunter versteht sie grundlegende Sachverhalte aus den Bereichen Geld, Währung und Zentralbankhandel. Die Bundesbank informiere bereits durch zahlreiche Vorträge und stelle Materialien online zur Verfügung. Auch das Geldmuseum ist mit insgesamt rund 400 gehaltenen Vorträgen, vor allem für Schüler und Studierende, ein wichtiger Bestandteil der Bildungsarbeit.

Trotz der eigenen Bemühungen sieht der neue Bundesbankvorstand den regelmäßigen Austausch und die gegenseitige Unterstützung der Akteure am Finanzplatz als erforderlich, um den Erfolg von Maßnahmen in diesem Bereich zu steigern. Viele private und öffentliche Initiativen zur Vermittlung von Wissen gebe es bereits und auch in den Lehrplänen sei in den vergangenen Jahren zu beobachten, dass ökonomische Inhalte grundsätzlich mehr Raum bekommen. Was noch fehle, sei "echtes" Interesse der Schüler und auch der Erwachsenen.

Balz vergleicht das Interesse von Fußball mit dem Interesse der Deutschen an Finanzen, mit dem nicht sehr überraschenden Schluss: Mario Götze bekommt mehr Einschaltquoten bei Pressekonferenzen als Mario Draghi. Obwohl sich das auch nicht so schnell ändern wird, hat die Bundesbank langfristig den Anspruch, die Öffentlichkeit für Wirtschafts- und Finanzthemen zu interessieren, so dass sie sich von sich aus mit Wirtschaftsfragen beschäftigt. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, wird in der Vermittlung von Wissen jedoch noch einiges passieren müssen.

Als einen ersten Schritt appelliert die Bundesbank, bei der Vermittlung von Finanzwissen eine deutliche Abgrenzung vom eigenen Marketing zu haben. Denn bei einer Vermischung beider Aktivitäten kann schnell der Eindruck entstehen, die Nutzer der Bildungsmaßnahmen unterschwellig beeinflussen zu wollen. Dies schadet dann nicht nur dem eigenen Ansehen, sondern diskreditieren möglicherweise auch die Anstrengungen der anderen Finanzplatzakteure.

Das Ziel des Programms für ökonomische Bildung ist langfristig der "mündige Wirtschaftsbürger". Dieser soll laut der Bundesbank über Kenntnisse, Fähigkeiten, Möglichkeiten und Einstellungen verfügen, ökonomisch geprägte Lebenssituationen bewältigen zu können und sich mit Fragen kompetent auseinanderzusetzen. Doch bis er die Regel anstatt die Ausnahme ist, wird es noch etwas dauern. Denn ökonomische Bildungsaktivitäten kosten Zeit, Arbeit und damit Geld und ihr Nutzen ist nicht immer direkt messbar. Dieses Thema wird uns also wohl die nächsten Jahre noch etwas begleiten.

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