Landesbanken

Neue Handschrift bei der Helaba

Quelle: Helaba

Bei der Helaba weht ein frischer Wind. Mit Thomas Groß hat zwar ein langjähriges Vorstandsmitglied Mitte dieses Jahres übernommen, der das Haus kennt und den das Haus kennt. Aber wenn man ihm bei seinen Ideen so zuhört, darf man schon davon ausgehen, dass die kommenden Monate und Jahre spannend werden, denn von schwäbischer Gemütlichkeit ist beim Schwaben Groß nicht viel zu spüren. Im Gegenteil, es juckt ihn in den Fingern und er wird die Bank verändern und vor sich hertreiben. Und das ist gut. Nicht, dass die Helaba schlecht dasteht, aber die Herausforderungen für sie, wie für allen anderen Banken auch, werden in Zukunft sicherlich nicht weniger werden.

Projekte, die der frühere HVB- und West-LB-Manager anpacken will, gibt es viele. Da ist vor allem die nach wie vor große Zinsabhängigkeit der hessisch-thüringisch-brandenburgisch-rheinländisch-westfälischen Landesbank. Im ersten Halbjahr 2020 lag der Anteil des zinstragenden Geschäfts am Ergebnis noch bei 65 Prozent. Groß will ihn in den kommenden Jahren auf etwa 50 Prozent herunterfahren, um die RWA-Belastung zu verringern. Erreichen will er dies durch gezielte Investitionen in kapitalschonende Geschäftsfelder. "Wir sind auf dem strammen Weg, ein Provisionsergebnis von 500 Millionen Euro im Jahr zu erreichen", so Groß. Einen Rückzug aus etablierten Geschäftsfeldern wie beispielsweise der Immobilienfinanzierung oder dem Geschäft mit Corporates wird es nicht geben, Kunden müssen sich also keine Sorgen machen, aber: "Wir werden künftig bei Finanzierungen selektiver mit Blick auf Risiko und Profitabilität", kündigt der neue Steuermann an.

Zweitens will Groß das Thema Erneuerung der IT-Landschaft endlich angehen, nachdem das Projekt "Alpha" vor einiger Zeit wegen zu hoher Investitionen und zu großem Aufwand noch gestoppt wurde. "Es ist nach wie vor klar, dass wir einen massiven Investitionsbedarf in unsere Kernbankensysteme haben", sagte Groß. Die alten Systeme seien zu unflexibel, Cloud-Lösungen seien beispielsweise nicht umsetzbar. Für das Thema wird ein Zeitraum von drei bis vier Jahren veranschlagt. Dritter Punkt: Frauenpower. Der neue Vorstandschef will den Anteil von Frauen in Führungspositionen deutlich ausweiten. Frauen tun dem Management gut, so Groß. Dafür soll vor allem die interne Förderung ausgebaut werden.

Das Ergebnis der ersten sechs Monate bezeichnet Groß zwar als "nicht erfreulich", aber er als Optimist kann sogar dem ersten Verlust der Helaba seit 2008 etwas Positives abgewinnen. Denn maßgeblich für das Minus in Höhe von 255 Millionen Euro sind Bewertungsverluste von Papieren erstklassiger Bonitäten, wie Bund, Länder und Kommunen mit rund 300 Millionen Euro. Und diese Bewertungsverluste seien "temporär", betont Groß. Spätestens bei Fälligkeit werden diese vollständig aufgeholt sein. Von der Risikovorsorge, die sich ebenfalls negativ auswirkte, seien lediglich 3 Millionen Euro für echte Ausfälle zu berücksichtigen gewesen. Das zeige die hohe Qualität und Diversifizierung des Helaba-Portfolios, so der neue Vorstandschef. Der Rest der insgesamt 151 Millionen sei als Pauschalwertberichtigung gebildet worden. Denn Groß ist sich sicher: Die schwierigste Zeit haben wir in den kommenden 18 bis 24 Monaten noch vor uns." Auch mit der Kostenentwicklung in den ersten sechs Monaten ist er sehr zufrieden. Denn trotz des zusätzlichen Aufwands aus dem Effizienzprogramm, das trotz eines kurzfristigen Aussetzens wegen Corona im Plan liegt, konnte der Verwaltungsaufwand gegenüber dem Vorjahr stabil gehalten werden. Das Wichtigste für Thomas Groß ist aber die operative Stärke, denn eine Vielzahl von Geschäftsfeldern in der Bank, aber auch bei den Tochterunternehmen habe im ersten Halbjahr eine positive Entwicklung genommen. Erfreulich dabei, dass vor allem im nichtzinstragenden Geschäft Erfolge erzielt wurden.

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