Genossenschaftsbanken I

Neue Wege in Hessen

Quelle: Sparda-Bank Hessen

Auch im Corona-Jahr hat die Sparda-Bank Hessen - wie die meisten Institute - weiterhin das grundlegende Problem der Banken: stärker als das Aktivgeschäft wachsende Einlagen und eine weiterhin negative Einlagen-Fazilität bei der Notenbank, auch wenn der Staffelzins da etwas Milderung geschaffen hat. Bei den hessischen Genossen wuchsen die Einlagen 2020 um 14 Prozent oder 880 Millionen Euro auf 7,17 Milliarden Euro. Der Kreditbestand wuchs lediglich um 1,7 Prozent beziehungsweise circa 50 Millionen Euro. Dennoch insistiert der Vorstand des Instituts darauf, dass die Sparda-Bank die Negativzinsen nicht weitergibt. Das würde dem genossenschaftlichen Gedanken widersprechen, wonach der Kunde im Fokus stehe.

Die Lösung des Problems geht der Vorstand auf andere Weise an. Die Sparda-Bank Hessen versucht, die Kundeneinlagen verstärkt in rentierliche Anlagen umzulenken. Diese Idee ist natürlich nicht neu, dabei gehen die Hessen jedoch neue Wege - aber die mit Erfolg. So flossen 2020 154,8 Millionen Euro neu in Investmentfonds des Asset Manager des Verbunds, Union Investment. Mit ungewöhnlichen Ideen haben die Sparda-Banker diese Entwicklung forciert. So hat die Sparda-Bank Hessen zum einen die "Sparda Fonds Flat" eingeführt. Anleger können mit diesem Produkt für eine monatliche Gebühr von 9,99 Euro Fonds der Union Investment ohne Ausgabeaufschlag kaufen.

Das wird natürlich zu weniger Kickback-Provisionen führen, die aus dem Ausgabeaufschlag zurückfließen. Doch der Vorstand hofft, dass der Mengeneffekt, wenn nur genügend neue Anleger auf das "Parkett" gelockt werden, das ausgleicht. Falls nicht, führte der Vorstand im Gespräch mit der Redaktion an, wäre es aber auch egal, es gehe für eine Genossenschaftsbank ja nur darum, dem Kunden Gutes zu tun. Nun, aber am Ende des Tages wird ein Bankvorstand auch bei einer Genossenschaft am Ergebnis gemessen - das übrigens auch den Kunden zug ute kommt, die Mitglied der Genossenschaft sind ...

Die Idee mit der Gebühren-Flat ist das eine. Doch noch ungewöhnlicher ist das zweite Produkt: die "Sparda Rückgabe-Garantie". Damit wollte das Institut Kunden, die sich nicht an den Aktienmarkt trauen, weil ihnen das Risiko zu hoch ist, ermutigen. Wer im Aktionszeitraum - der mittlerweile auf permanent für Neukunden erweitert wurde - einen Sparplan mit Union-Investment-Fondsanteilen startet, kann theoretisch innerhalb von zwölf Monaten die Anteile zum Kaufpreis wieder zurückgeben, unabhängig vom Kurs. Die Bank würde dann also das Risiko aufs eigene Buch nehmen, da es Absicherungsgeschäfte nicht tätigt.

Der Vorstand der Sparda-Bank Hessen ist der Meinung, dass Volatilität für ein langfristig orientiertes Haus kein Risiko sei, da Aktien auf lange Sicht immer steigen würden. Auf Nachfrage räumte der Vorstand jedoch ein, dass die Aufsicht diese Sichtweise wenig überraschend noch nicht teilt. Erfolg haben die Genossen damit jedoch. So konnten in den vier Monaten des Aktionszeitraums 7 000 neue Sparpläne generiert werden, was in etwa zwei Prozent der Kunden entspricht. Spannend bleibt, wie die Diskussion mit der Aufsicht enden wird.

Unter dem Strich erzielte die Sparda-Bank Hessen zwar einen deutlichen Rückgang des Betriebsergebnisses um 37,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 22,9 Millionen Euro. Doch das lag immerhin über den Prognosen von "unter 20 Millionen Euro" und auch in erster Linie an Sondereffekten im Vorjahr. Zudem sank das Provisionsergebnis trotz der deutlichen Zunahme der Fondsinvestments, insbesondere durch einen Corona-bedingten - und damit wohl nur temporären - Rückgang der an die Teambank vermittelten Konsumentenkredite um 7,9 Prozent auf 16,8 Millionen Euro.

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