Zahlungsverkehr

Neuer Schwung für Paydirekt

Mit seiner Äußerung zu Paydirekt hat sich Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon im vergangenen Jahr nicht überall Freunde gemacht: "Angesichts der Marktverteilung geht es los, wenn wir mitmachen", hatte er im September 2015 gesagt. Und er hat offenbar Recht behalten. Seit dem ersten Piloten bei der Hypovereinsbank im August 2015 haben Genossenschaftsbanken und private Banken intensiv an einer Markteinführung gearbeitet und das neue Angebot an ihre Kunden kommuniziert. Sechs Wochen nach dem Start konnte Paydirekt deshalb kurz vor Weihnachten 2015 bereits 150 000 registrierte Kunden verzeichnen. Doch in Sachen Akzeptanz ging es nur schleppend voran. Gerade einmal 35 Online-Shops zählte die Liste der Akzeptanten noch Mitte April dieses Jahres. Und dann kamen die Sparkassen, die auf dem Sparkassentag den offiziellen Startschuss für Paydirekt gaben. Mittlerweile ist die Anzahl der Shops auf 59 (Stand 3. Mai) gestiegen.

Dass nahezu zeitgleich mit dem Marktstart bei den Sparkassen Schwung ins Paydirekt-Geschehen gekommen ist, ist aber sicher nur zu einem Teil diesem Umstand zu verdanken. Denn die Verzögerung bei der Gewinnung von Akzeptanten hing nicht zuletzt mit einem organisatorischen Problem zusammen. Wie beim Girocard-Verfahren basiert nämlich auch bei Paydirekt die Entgeltsystematik auf einem Verhandlungsmodell, das für kleine Händler viel zu mühsam ist. Ein Konzentratormodell in Analogie zu dem für die Girocard-Entgeltverhandlungen, das diesen Prozess erleichtern soll, wurde dem Bundeskartellamt jedoch erst im Dezember 2015 zur Prüfung vorgelegt, nachdem die Kundenansprache längst in vollem Gange war. Das war sicher ein Versäumnis. Jetzt aber beginnt das Händlerkonzentratormodell zu greifen. Am 25. und 26. April 2016 haben mit Concardis und Card Process die beiden ersten Dienstleister dessen Umsetzung vermeldet.

Dass dies zeitlich mit dem Aufspringen der Sparkassen auf den Paydirekt-Zug zusammenfiel, mag der Sparkassen-Finanzgruppe gerade recht gekommen sein. Es dürfte aber eher Zufall gewesen sein, dass der Umsetzungsprozess gerade jetzt abgeschlossen wurde. Wie dem auch sei: Zumindest auf der Ebene der mittelständischen Online-Händler dürfte es jetzt deutlich zügiger vorangehen als in den ersten Monaten.

Für einen echten Durchbruch braucht Paydirekt freilich auch die Akzeptanz bei den Großen des Online-Handels, für die das Konzentratormodell unerheblich ist, da sie ohnehin selbst verhandeln. Auch an dieser Stelle ist nun jedoch Bewegung ins Geschehen gekommen. So hat die Metro AG, die bereits relativ früh Interesse an Paydirekt bekundet hat, erstmals einen Starttermin genannt: Spätestens zum Weihnachtsgeschäft sollen die Online-Shops ihrer Vertriebsmarken das Online-Bezahlsystem der deutschen Kreditwirtschaft als Bezahloption anbieten. Dass damit zumindest im Bereich Verbraucherelektronik mit Media Markt und Saturn zwei der wichtigsten Online-Shops dabei sind, heißt zwar nicht zwangsläufig, dass auch andere marktanteilsstarke Online-Händler wie Amazon oder Zalando folgen werden. Es ist aber zumindest ein großer Schritt in die richtige Richtung.

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