Deutsche Bank

Neues Selbstbewusstsein

Deutsche Bank Zentrale; Quelle: pixabay.com

Deutschland und die Welt steuern aufgrund der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf einen gewaltigen wirtschaftlichen Einbruch zu. So gehen die Experten des Wealth Managements der Deutschen Bank davon aus, dass sich das Wirtschaftsgeschehen nur schrittweise erholen dürfte. Ihrer Ansicht nach werden die Bruttoinlandsprodukte (BIP) der entwickelten Volkswirtschaften ihre Niveaus vor der Krise auch kaum vor dem Jahr 2022 erreichen.

Auch in der Deutschen Bank schwindet die Hoffnung, dass auf den scharfen volkswirtschaftlichen Einbruch eine schnelle Erholung auf das Vorkrisenniveau folgt, obwohl viele Ökonomen immer noch recht positiv gestimmt sind. Aufsichtsratschef Paul Achleitner sagte auf der Hauptversammlung, die Corona-Krise werde nicht nur länger andauern als zunächst erwartet, sie werde auch dauerhafte Konsequenzen haben. Was verändert sich seiner Meinung nach: Der Konflikt zwischen den USA und China verschärft sich. Die globale Arbeitsteilung geht zurück. Die Bedeutung des Staates und sein Einfluss wachsen weiter. Die Digitalisierung unserer Gesellschaft beschleunigt sich. Die Meinungsbildung durch soziale Medien nimmt zu. Wir besinnen uns zunehmend auf persönliche Werte. Der Einfluss ökologischer Faktoren auf Geschäftstätigkeit und Konsumverhalten verstärkt sich.

All das trifft Deutschlands größtes Kreditinstitut in einer entscheidenden Phase. Das Institut steckt nicht nur mitten in einem enormen Umbau, der viel Geld verschlingt. Der begonnene, aber noch lange nicht abgeschlossene tiefgreifende Kulturwandel muss weiter vorangetrieben werden. Es ist sicherlich die am stärksten international beschäftigte Bank der Bundesrepublik. Und sie ist immer noch nicht profitabel genug, auch wenn die Crew um Vorstandschef Christian Sewing mit den Q1-Zahlen positiv überrascht hat. Da kommt Corona einerseits natürlich gelegen, weil Maßnahmen ergriffen und Prozesse aufgesetzt werden können, die vorher undenkbar waren. Zum anderen schmälert all das natürlich die geschäftlichen Spielräume und vor allem die Ertragsmöglichkeiten. "Im Vergleich zu meinen beiden ersten Hauptversammlungen als Vorstandsvorsitzender schienen mir in diesem Jahr die Vorzeichen andere zu sein: unser Aktienkurs hatte die Zehn-Euro-Marke überschritten, gerade war ein weiterer Langfristinvestor eingestiegen und der Preis für eine Kreditausfallversicherung auf die Deutsche Bank hatte sich stark verringert. Und wir hatten im Januar und Februar einen sehr guten Jahresstart", so Sewing vor den Aktionären. All das gilt nun nicht mehr. Stattdessen heißt es einmal mehr Krisenbewältigung wie in den vergangenen Jahren so oft.

Doch diese Krise ist nicht hausgemacht. Das mag Kritiker und Investoren ein wenig besänftigen. Von daher verbreitet der Vorstandsboss zu Recht nüchternen Optimismus: "Genau deshalb ist Ihre Deutsche Bank - bei allen Herausforderungen - heute in einer so starken Position wie seit vielen Jahren nicht mehr. Mit mehr Vertrauen ihrer Kunden, mehr Gehör in der Politik, mit einem tiefen Verständnis für die Situation der Wirtschaft und Gesellschaft, in deren Mitte wir stehen wollen." In den kommenden Monaten will die Deutsche Bank nun ihre Bilanz ausweiten, während sich viele andere zurückziehen werden. Bereits im ersten Quartal dieses Jahres wurden zusätzliche Kredite von 25 Milliarden Euro ausgereicht. Das Institut kann sich das leisten: Die harte Kernkapitalquote liegt mit 12,4 Prozent deutlich über den aufsichtlichen Anforderungen, das Kreditbuch gilt als risikoarm und gut diversifiziert, die Hälfte der Darlehen wurde in Deutschland vergeben, wovon rund 60 Prozent gut besicherte private Baufinanzierungen sind. Allerdings ist die Risikovorsorge im ersten Quartal schon auf 506 Millionen Euro gestiegen. Dennoch sieht Sewing keinen Grund, bei den Ambitionen Abstriche zu machen. Die Bank stehe zu den Finanzzielen für 2022, wie sie im vergangenen Jahr bekanntgegeben wurden. Deutschland hat wieder eine selbstbewusste Deutsche Bank. Und diese braucht keine Staatshilfe. Das ist gut.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X