Privatbanken

Oddo fühlt sich wohl in Deutschland

Er hat nicht nur im ersten Halbjahr 2015 zwei Beteiligungen in Deutschland erworben, mit denen er erkennbar zufrieden ist, sondern fühlt sich auf der anderen Seite des Rheins auch sichtlich wohl. Die Rede ist von Philippe Oddo, dem Chef der französischen Oddo-Gruppe, die sich auf Kapitalmarktgeschäft und Asset Management spezialisiert hat. Das 1849 gegründete Unternehmen ist zu 60 Prozent in Händen seiner Familie, 30 Prozent der Anteile halten Mitarbeiter der Gruppe. Die Familie Oddo ist in fünfter Generation am Ruder. Am ehesten vergleichbar ist die Oddo-Gruppe wohl mit Metzler in Deutschland, denn ähnlich wie das Frankfurter Bankhaus sind auch die Franzosen eher langfristig orientiert. Bei beiden Akquisitionen in Deutschland sei er angesprochen worden, ob denn ein Interesse am Erwerb bestünde, erläuterte der Firmenchef vor dem Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten. Im Falle des Börsenmaklers und Kapitalmarkthauses Close Brothers Seydler war es René Parmantier, der damalige Statthalter von Close Brothers Seydler in Frankfurt, der für die Anteile der abgabewilligen Close Brothers einen neuen und "passenden" Käufer suchte. Etwas später wurde er dann von Werner Taiber angesprochen, der für Meriten Investment Management einen neuen Eigentümer suchte. Hier half, dass sich Philippe Oddo und er schon kannten, denn Taiber betreute damals als Vorstand der West-LB den Verkauf der Banque d'Orsay an Oddo.

Mit beiden Akquisitionen ist Oddo bislang sehr zufrieden. Während das Mutterhaus eher aktienlastig ausgerichtet ist, verfügt Meriten nach Angaben von Philippe Oddo über eine starke Bondschiene. Und die neue Oddo Seydler liegt nach sechs Monaten des laufenden Jahres sogar schon über Budget und arbeitet profitabel. Mit Verweisen auf gemeinsame Prozesse, intensive Qualitätskontrollen und Ähnliches wich Philippe Oddo jedoch Fragen aus, ob bei Seydler eine neue Geschäftsausrichtung nötig sei. Das Haus war unter dem früheren Namen nicht nur ein starker Marktteilnehmer im Segment der Mini-Bonds, die zu Marketingzwecken Mittelstandsanleihen genannt wurden und die von steigenden Ausfallquoten geplagt werden. Sondern darüber hinaus stand das Haus auch massiv in der Kritik, als bekannt wurde, dass es als von Firmen bezahlter Designated Sponsor durch wirtschaftlich fragwürdige Handelsaufträge (zwischen "Parkett" und "Xetra" hin und her) die Aktienumsatzstatistik künstlich aufpoliert habe.

Ins Schwärmen geriet Philippe Oddo dagegen beim Thema Research. In der Gruppe kümmern sich rund 100 Aktienanalysten um Investmentideen. Entspannt zeigte er sich über möglicherweise neue Regeln für die Bezahlung von Research durch Investoren. Hier sehen sowohl die englische Aufsicht FCA als auch die MiFID-II-Regeln vor, dass künftig klar ausgewiesen sein muss, wie viel für Research zu zahlen ist. Das "Verstecken" in einer einzelnen Gebühr für die Abwicklung des Wertpapierhandelsauftrags, für die von Brokern vermittelten Gespräche mit Unternehmensvorständen und der Lieferung von Research, ist in absehbarer Zeit nicht mehr möglich.

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