Sparkassen I

Ein offenes Fenster?

Helmut Schleweis, Präsident DSGV
Quelle: DSGV

"Window of opportunity", heißt es im Englischen so trefflich, wenn sich eine günstige Gelegenheit ergibt, lange Aufgeschobenes endlich zu erledigen. Für den Erfolg braucht es einen guten Instinkt, ein gehöriges Maß an Erfahrung und natürlich immer auch ein bisschen Glück. Helmut Kohl hat ein solches Fenster Ende der 80er Jahre genutzt, als die internationalen Rahmenbedingungen einerseits und die Entwicklungen innerhalb der DDR die kleine Möglichkeit zur deutschen Wiedervereinigung eröffneten. Helmut Schleweis hat derzeit auch ein solches offenes Fenster erspäht. Er wird daher nicht müde, für eine einzige "Sparkassen-Zentralbank" zu trommeln. Die Zeit sei reif, diesen entscheidenden Schritt zu gehen, sagt er, wohlwissend, dass sich Jahrzehnte lang andere an dieser Aufgabe die Zähne ausgebissen haben. Aber Hannover hat eigene Probleme, die Hessen stehen den Überlegungen gar nicht so ablehnend gegenüber, Bayern sucht einen neuen Vorstandschef, die Deka wird sich fügen müssen, bleiben lediglich die Schwaben. Auf den ersten Blick. Denn Schleweis wäre nicht Präsident des DSGV, wenn er nicht auch ganz genau über politische Widerstände, über Sorgen anderer Eigentümer und über die Wünsche seiner Sparkassen genauestens Bescheid wüsste. Diese zu moderieren ist nun seine Aufgabe. Doch immerhin hat er - ähnlich wie Helmut Kohl damals mit seinem 10-Punkte-Plan - die Richtung klar und eindeutig vorgeben.

Auf der jüngsten Bilanzpressekonferenz betonte er noch einmal, dass er keine "Super-Landesbank", sondern ein "Sparkassen-Zentralbank" anstrebe, deren Aufgaben originär aus dem Bedarf der Sparkassen abzuleiten sind. Hier fasst der Präsident ohne Gewähr auf Vollständigkeit schnell zusammen: Kapitalmarktgeschäft, Auslandsgeschäft, Konsortialgeschäft, diverse Unterstützungsleistungen. Die wichtigen strukturpolitischen Auf gaben sieht bei den Förderbanken sehr viel besser aufgehoben und will bei der Politik für diese Überlegung werben. Wichtig ist ihm, dass die Zentralbank nicht auf eigenes Kundengeschäft ausgerichtet ist und dass die Sparkassen Eigentümer und Nutzer zugleich sind, was wiederum den Ergebnisdruck eines solchen Instituts mindere. "Das muss nur seine Kapitalkosten verdienen", so der Präsident. Dass dies gelingen kann, ist er sich sicher. Und er setzt noch eins drauf. "Alle Verbundunternehmen sollten sich im Eigentum der Sparkassen befinden", fordert Schleweis, ohne näher auszuführen, ob in einer Sparkassen-Zentralbank oder als eigenständige Unternehmen.

Die Sparkassen selbst sind sicherlich für jede Erleichterung dankbar. Denn ihnen bläst der Wind zunehmend schärfer entgegen. Zwar stiegen Einlagenvolumina auf 950 Milliarden Euro (plus 4,3 Prozent) und Kundenkreditvolumen auf 823 Milliarden Euro (plus 3,7 Prozent), doch davon bleibt angesichts des zunehmenden Margendrucks und der Negativzinsen immer weniger hängen. So sank der Zinsüberschuss um satte 747 Millionen Euro auf 20,8 Milliarden Euro, was vom Provisionsüberschuss (plus 209 Millionen Euro auf 7,8 Milliarden Euro) nicht aufgefangen werden konnte. Da der Verwaltungsaufwand lediglich stabil gehalten werden konnte, musste der spürbare Rückgang der Risikovorsorge (minus 643 Millionen Euro auf 4,1 Milliarden Euro) helfen, ein leicht besseres Ergebnis als im Vorjahr darzustellen. Mit 2,2 Milliarden liegt der Jahresüberschuss um 100 Millionen Euro besser als 2017. Zudem wurden aber auch noch 2,7 Milliarden in die Rücklagen eingestellt. Im Vorjahr waren dies noch 4,7 Milliarden Euro.

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