IT

Open X statt Open Banking?

Der König ist tot, es lebe der König. So ähnlich klingt, was Capgemini und Efma im Anfang Juni veröffentlichten World Fintech Report 2019 schreiben: Noch ehe Open Banking richtig Realität geworden ist, scheint das Konzept schon wieder obsolet. Als neuen Trend macht die Studie "Open X" aus. Wie bei Open Banking spielen dabei Schnittstellen eine zentrale Rolle, nur dass diese bei Open X standardisiert sein werden, um Betrug einzudämmen und für mehr Kompatibilität und Skalierbarkeit zu sorgen. Zudem werden nicht länger nur Kundendaten geteilt, sondern auch die Erkenntnisse daraus. Die Studie spricht von einem nahtlosen Austausch von Daten und Dienstleistungen. Open X bedingt damit nicht nur mehr Innovationspartnerschaften, anstatt auf eigene Lösungen zu setzen, sondern vor allem die Abwendung von einer proprietären Betrachtung des Kunden und seiner Daten, hin zur gemeinsamen Nutzung dieser Informationen.

Namentlich für Banken wäre letzteres vermutlich ein Quantensprung über den eigenen Schatten. An Kooperationen hat sich die Branche mittlerweile gewöhnt. Den Kunden nicht mehr als den eigenen, sondern den eines Ökosystems zu betrachten - so weit ist die Kreditwirtschaft noch lange nicht. Das zeigen die Befragungsergebnisse zu Bedenken und möglichen Hindernissen. Jeweils 76 Prozent der Banken geben zu Protokoll, dass Aspekte der Datensicherheit und der Kundendiskretion sie bei Open Banking beunruhigen. 63 Prozent fürchten den Kontrollverlust über Kundendaten. Fintechs sehen das erwartungsgemäß weniger kritisch, aber selbst von ihnen äußerten sich 50 Prozent besorgt über Sicherheit und Datenschutz und 38 Prozent über einen Kontrollverlust bei Kundendaten. Die größte Hürde für eine effektive Zusammenarbeit sehen beide Seiten jedoch übereinstimmend bei Unterschieden in Unternehmenskultur und Mentalität. Das geben 66 Prozent der Banken und sogar 70 Prozent der Fintechs an. Denn bei allem Wandel der technologischen Entwicklung, aller Innovation und Veränderungsbereitschaft (vor allem aufseiten der Banken) ist Disruption auf der menschlichen Ebene eine Illusion.

Dass Geschäftsmodelle permanent auf dem Prüfstand bleiben müssen, ist davon unberührt. Banken, so die Studie, müssen sich innerhalb des Open-X-Marktplatzes auf Bereiche spezialisieren, in denen sie besondere Stärken haben. Denn Ökosysteme aus Spezialisten werden (zum Beispiel bei der time to market) Vorteile gegenüber integrierten Unternehmen haben, die alle Funktionen selbst erfüllen. Drei mögliche strategische Rollen werden genannt: Anbieter werden Produkte und Dienstleistungen entwickeln; Aggregatoren werden Produkte und Dienstleistungen auf dem Markt sammeln, sie über eigene Kanäle vertreiben und Kundenbeziehungen pflegen; Orchestratoren werden als Koordinatoren des Marktes die Interaktion der Partner ermöglichen.

Bei der Entscheidung für eine dieser Rollen wird es nicht zuletzt darauf ankommen, ob, wie und von wem sich Schnittstellen als Herzstück der neuen Ökosysteme monetarisieren lassen. Denn gerade weil die Anforderungen und Regularien an standardisierte APIs komplex sind, wird da ran auf Dauer vermutlich kein Weg vorbeiführen. Zwei Modelle der Monetarisierung hat der World Fintech Report ausgemacht: Revenue Sharing halten 60 Prozent der Banken und 70 Prozent der Fintechs für realisierbar. Etwas weniger Unterstützung finden API Zugangsgebühren (46 Prozent der Banken und 55 Prozent der Fintechs). Der Weg dahin ist allerdings noch weit. Derzeit sieht sich nur etwa ein Drittel der Führungskräfte von Banken in der Lage, APIs zu monetarisieren.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X