Bundesbank

Aus PEPP wird PEPP?

Quelle: Deutsche Bundesbank

Es ist wahrlich kein einfacher Start für den noch recht frischen Präsidenten der Deutschen Bundesbank Joachim Nagel. Als wenn Pandemie und (auch dadurch) massiv anziehende Inflationsraten nicht genug der Herausforderungen wären, meinte am 24. Februar 2022 der amtierende Diktator Russlands ein Jahrhundert zurückspringen zu müssen und marschierte in die Ukraine völkerrechtswidrig ein. Sehr viele Menschen hätten es nicht für möglich gehalten, dass auf europäischem Boden jemals wieder ein Angriffskrieg vonstattengeht. Geschockt davon hat die Deutsche Bundesbank die virtuelle Pressekonferenz zur Präsentation der Bilanz für das Geschäftsjahr 2021 abgesagt. "Unsere Gedanken sind bei den Menschen in der Ukraine, die unter dieser Aggression leiden müssen", zeigte sich Nagel betroffen.

Nagel betonte, dass der Ukraine-Krieg auch Auswirkungen auf Deutschland haben werde. Es lasse sich jedoch noch nicht genau abschätzen, wie stark die deutsche Wirtschaft beeinträchtigt wird. Allerdings kamen einige Tage später Zahlen, die erste Hinweise liefern. So ist der Sentix Konjunkturindex im März 2022 auf minus 5,2 Punkte nach plus 17,9 Punkten im Vormonat gefallen. Es ist der niedrigste Stand seit Juli 2020. Klar ist laut Nagel zumindest schon, dass die Inflationsraten durch die zusätzlichen Preissteigerungen bei Öl und Gas noch höher ausfallen dürften als erwartet. Die Fachleute der Bundesbank haben dementsprechend ihre Prognose für den harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) für 2022 im Jahresdurchschnitt auf 5,0 Prozent erhöht. Im Februar noch rechneten die Experten mit 4,5 Prozent. Nagel mahnte folgerichtig an: "Wir müssen die Normalisierung der Geldpolitik im Blick behalten." Allerdings dürfte die Argumentation der Falken im Kampf gegen die Tauben in der EZB wieder etwas mehr in die Defensive geraten, da das Argument, die Wirtschaft müsse aufgrund dieses exogenen Schocks weiter gestützt werden, wieder mit im Ring ist. Auch ist nun die Gefahr einer Stagflation angestiegen.

Wie ein Jahr zuvor an dieser Stelle prognostiziert, ist die Bilanzsumme der Bundesbank im Jahr 2021 erneut deutlich gestiegen und hat erstmals die Marke von 3 Billionen Euro überschritten. Nur nochmal zur Erinnerung: Im Jahr 2015 betrug diese rund eine Billion Euro. Wichtigster "Wachstumstreiber" auf der Aktivseite der Bilanz war erneut der erhöhte Bestand an Euro-Wertpapieren aus den Wertpapierankaufprogrammen und hier in erster Linie des Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP). Sollte es aufgrund des Krieges zu einer Kehrtwende kommen und die Wertpapierkäufe wieder ausgeweitet werden, müsste die EZB die Abkürzung nicht einmal ändern (Putin Emergency Purchase Programme) ...

Die hohen Wertpapierbestände und die wachsenden Unsicherheiten haben dazu geführt, dass die Bundesbank die Risikovorsorge kräftig erhöhen musste und damit zum zweiten Mal in Folge nur ein ausgeglichenes Bilanzergebnis erreicht hat. Damit fiel erneut auch die Gewinnausschüttung an den Bundeshaushalt aus. Angesichts der aktuellen Entwicklungen ist zu befürchten, dass die Bilanz der deutschen Notenbank weiter aufgepumpt wird bei gleichzeitig weiter steigenden Risiken. Damit könnte es bei der nächsten Präsentation der Zahlen schwer werden, ein drittes ausgeglichenes Ergebnis in Folge zu präsentieren. Es könnte der erste Verlust der Deutschen Bundesbank seit 1979 werden.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X