EZB-Statistik

Privatvermögen der Haushalte in der Eurozone

Das durchschnittliche Nettovermögen der privaten Haushalte in Deutschland war laut einer Ende vergangenen Jahres veröffentlichten EZB-Statistik mit 60 800 Euro für die Referenzperiode 2014 um zehn Prozent höher als bei einer vergleichbaren Untersuchung aus dem Jahre 2010. Dieser Befund entspricht durchaus der öffentlichen Wahrnehmung der unterschiedlichen wirtschaftlichen Entwicklung in den Ländern der Eurozone. Allerdings liegt hierzulande das Durchschnittsvermögen der Haushalte nach wie vor deutlich unter dem Wert in der Eurozone. Das Vermögen des Euro-Medianhaushalts abzüglich Schulden wird auf 104 100 Euro beziffert und ist damit gegenüber den 116300 Euro aus dem Jahre 2010 deutlich zurückgegangen. Besonders stark betroffen von diesem Rückgang waren die Haushalte in Griechenland (rund 65 000 Euro nach 109 000 Euro), Italien (146000 Euro nach 187 000 Euro), Spanien (160 000 Euro nach 192 000 Euro) und Portugal (71 000 Euro nach 83 000 Euro), also Länder, die in den vergangenen Jahren unter besonderem Anpassungsdruck zu leiden hatten. Einbußen mussten auch die Haushalte in den Niederlanden und in Frankreich (113 000 nach 125 000 Euro) verkraften, beides Länder in denen im laufenden Jahr Neuwahlen anstehen. Leichte Zuwächse auf 86 000 (84 000) Euro gab es hingegen in Österreich.

In ihrer zweiten Studie über die Vermögensverteilung europäischer Privataushalte haben die Analysten der Europäischen Zentralbank 84000 Privathaushalte in 18 Euro-Staaten über ihr Einkommen, ihr Vermögen, ihre Verschuldung und ihren Konsum befragt. Diese Daten zum Verhalten und der finanziellen Lage von Privathaushalten der Eurozone sollen wichtige Informationen für die Geldpolitik und die Finanzstabilität im Währungsraum liefern. Die Befragung erfolgte freilich ebenso wie die Vorgängerstudie mit Ergebnissen aus dem Jahre 2010 nicht ganz zeitgleich, als Referenzperiode nennt die Notenbank das Jahr 2014. Bemerkenswert ist aber in jedem Fall der zwischen 2010 und 2014 deutlich messbare Rückgang der Vermögenswerte europäischer Haushalte um rund 10,5 Prozent. Die Finanz- und die anschließende Eurokrise haben damit in Europa zu Wohlstandseinbußen geführt.

Mit Blick auf die absoluten Zahlen indes könnten die EZB-Ergebnisse wie schon bei der ersten Erhebung vor einigen Jahren gerade hierzulande für einige Irritationen sorgen. Denn das Vermögen der deutschen Haushalte fällt nach wie vor deutlich geringer aus als in Ländern wie Spanien, Italien, Frankreich, Portugal und Griechenland, die in der Finanzkrise teilweise mit Garantien und damit letztlich deutschen Steuergeldern unterstützt wurden. Dazu ist allerdings wie schon bei der Vorgängerstudie anzumerken, dass die EZB nicht alle Vermögen gleichermaßen abbildet und es bei der Betrachtung der absoluten Zahlen durchaus zu falschen Schlüssen kommen kann. Beispielsweise werden im Falle Deutschlands die gesetzlichen Rentenzusagen nicht einberechnet.

Eine weitere Erklärung für das vergleichsweise niedrige Vermögen der Deutschen ist der geringe Besitz von Realwerten. Dieser Aspekt wird in dem EZB-Papier ebenso wie die fehlende Berücksichtigung der Rentenzusagen durchaus erläutert. Demnach besaßen 2014 gut 80 Prozent der deutschen Haushalte Realwerte; im gesamten Euroraum waren es gut 91 Prozent. Nur gut 44 Prozent der Deutschen verfügen über eine selbst genutzte Immobilie. Dagegen besitzen knapp 69 Prozent der Italiener und sogar fast 83 Prozent der Spanier Immobilien, die einst günstig erworben wurden, bis zur Finanzkrise zum Teil erhebliche Wertsteigerungen erfahren haben und im Untersuchungszeitraum teils wieder enorme Wertverluste zu verzeichnen hatten. In Zeiten des Postfaktischen darf man solche Hinweise, die schon bei der Erstveröffentlichung der Studie aufgegriffen und diskutiert worden sind, noch einmal in Erinnerung rufen.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X