Förderbanken I

Rentenbank: Der Blick nach Stuttgart

Die Landwirtschaftliche Rentenbank wurde 1949 durch Gesetz als zentrales Refinanzierungsinstitut für die Land- und Ernährungswirtschaft mit Sitz in Frankfurt am Main errichtet. Im Jahr 2014 feierte sie ihr 65. Gründungsjubiläum. Eine gewisse öffentliche Aufmerksamkeit gedeiht der Förderbank dank ihres soliden Geschäftsmodells traditionell nur einmal im Jahr an - bei der Vorstellung der Bilanzzahlen des Vorjahres. Von sich aus sorgt sie eher selten für Schlagzeilen. Das Kreditinstitut steht mit einer Bilanzsumme nach IFRS für das Jahr 2014 von 88,8 Milliarden Euro aber aufgrund äußerer Umstände seit einigen Monaten vermehrt unter den Blicken der Öffentlichkeit. Denn es gehört zu den 24 deutschen Kreditinstituten, die sich unter direkter Beobachtung durch die europäische Bankenaufsicht befinden. Die Teilnahme am Asset Quality Review der EZB und die direkte Beaufsichtigung durch die Notenbank seit November 2014 ist für die Bank mit hohem verwaltungstechnischem und finanziellem Aufwand verbunden.

Dass sich die Verantwortlichen dabei nicht immer wohl und verstanden fühlen, klang bereits bei ihrem Jahrespressegespräch vor zwölf Monaten an -als die Rede war von Tabellen, die für die EZB auszufüllen waren, auf denen die entsprechenden Spalten für ihre über Ortsbanken ausgereichten Kredite aber komplett fehlten. Auch in diesem Jahr nennt der Vorstandssprecher Horst Reinhardt Beispiele für Situationen, in denen die Frage "Passt das zu uns?" durchaus im Raum steht: Eine hohe Abhängigkeit von der Kapitalmarktfinanzierung wird von der Aufsicht unter dem üblichen Raster als risikoreich eingestuft. Bei der Rentenbank beträgt diese Quote 100 Prozent, denn sie refinanziert sich durch Emission von Wertpapieren am Kapitalmarkt. Diese Verbindlichkeiten sind voll durch den Bund garantiert - die Garantie wurde gar im Januar 2014 ausdrücklich in das Gesetz über die Landwirtschaftliche Rentenbank aufgenommen. Auch wenn das Beispiel Heta zumindest für Österreich gezeigt hat, dass derlei Garantien nicht in Stein gemeißelt sind: Dass von dem Institut überhöhte Risiken für das Bankensystem ausgehen, muss man derzeit eher nicht annehmen.

Dementsprechend interessiert richtet sich der Blick der Rentenbank-Führungsriege dieser Tage gen Stuttgart. Dort geht bekanntermaßen die badenwürttembergische Förderbank L-Bank gerichtlich gegen ihre Einordnung unter eine direkte Beaufsichtigung durch die EZB vor. Das fällt einer Landes-Förderbank unter einer rot-grünen Regierung sicher deutlich leichter als einer bundeseigenen Anstalt, die der Fachaufsicht des Bundesfinanzministeriums unterliegt. Einen "leichten Hoffnungsschimmer" sieht Reinhardt nun dahingehend, dass die Rentenbank vom Vorgehen der L-Bank und eventuell einer grundsätzlichen Entscheidung zur EZB-Beaufsichtigung von Förderbanken profitieren kann. Dennoch geht er jedoch davon aus, dass seine Bank für eine "Reihe von Jahren" der EZB-Aufsicht unterliegen wird.

Für das Geschäftsjahr 2014 bilanziert das Institut sowohl nach HGB (für die Rentenbank) als auch nach IFRS (Konzern), wobei die Bedeutung der konsolidierten Tochterunternehmen als gering eingeschätzt wird. Die Zahlen der Rentenbank können einmal mehr als Beleg für die Volatilität der Rechnungslegung nach IFRS gelesen werden. Nach HGB erhöhte sich die Bilanzsumme 2014 gegenüber dem Vorjahr auf 80,1 (78,3) Millionen Euro, die Bilanzsumme nach IFRS stieg von 81,9 Milliarden Euro auf 88,8 Milliarden Euro an. Sein operatives IFRS-Ergebnis weist das Unternehmen mit 243,9 (238,8) Millionen Euro im Konzern aus. Der Konzern-Jahresüberschuss reduzierte sich deutlich auf 60,4 Millionen Euro nach 460,0 Millionen Euro im Vorjahr. Der Jahresüberschuss nach HGB belief sich hingegen relativ konstant auf 55 Millionen Euro nach 53 Millionen Euro im Vorjahr. Maßgeblich für die Schwankung im IFRS-Abschluss war vor allem ein negatives Ergebnis aus Fair-Value- und Hedge-Bewertung in Höhe von minus 183,5 (221,2) Millionen Euro. Dieser Posten, der die Bewertung der zur Absicherung getätigten Geschäfte der Bank zusammenfasst, läuft je nach Marktsituation einmal deutlich in die eine Richtung, ein anderes Mal deutlich in die andere.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X