Banken I

Die Rückkehr der Deutschen Bank

Deutsche Bank Zentrale; Quelle: pixabay.com

Es zeichnete sich im vergangenen Jahr schon ab, als Christian Sewing erstmals seit Jahren wieder einen Gewinn präsentieren durfte. Die Zeiten der Niedergeschlagenheit, des Entschuldigens und des sich Erklärens sind vorbei. Zumindest in den blauen Türmen in der Frankfurter Innenstadt und überall dort auf dieser Welt, wo der blaue Kasten mit dem diagonalen Balken die Gebäude ziert. Sie sind wieder da, die Deutschbanker. Nicht in ihrer ursprünglichen, fast altertümlichen Ausprägung, als diese als Deutschbankiers als Hochadel des Kreditgewerbes galten, weltlichen Herrschern gleichgestellt - die selbstverständlich reihenweise zu ihren Kunden zählten, die ihren Sprecher in einem Vorstand von Gleichberechtigten selbst wählten, die unbedingt loyal gegenüber dem Wert "Deutsche Bank" waren und über die in der breiten Öffentlichkeit wenig bekannt war, außer das, was bei den notwendigen öffentlichen Auftritten präsentiert wurde.

Das kann es in einer Zeit, die von Medienwirksamkeit geprägt ist und wo sich das Bankgeschäft längst weg vom reinen Beziehungsbanking zum Massengeschäft auf der einen und dem Bereich "markets" auf der anderen Seite entwickelt hat, nicht mehr geben. Aber die alte Selbstverständlichkeit des Auftritts und des Wirkens, das Selbstbewußtsein, was Neider gerne als Arroganz verteufeln, die Anerkennung in Wirtschaft und Politik - Christian Lindner nimmt sich natürlich Zeit für einen Auftritt auf dem Neujahrsempfang dieser neuen Deutschen Bank und diskutiert mit Christian Sewing über Fragen Europas, der Finanzstabilität und der Regulierung - sind in den vergangenen Monaten zweifelsohne zurückgekehrt. Gut so, muss man sagen!

Und verdient ist es auch. Denn dahinter steckt harte und ausdauernde Arbeit. Nicht ohne Grund betonte Sewing sowohl in der Pressekonferenz zum Zahlenwerk 2021 als auch in seiner Rede beim Neujahrsempfang die Begriffe Fokus und Disziplin immer wieder. Nach fast drei Jahren Transformation soll die Deutsche Bank nun die Früchte ernten. "Wir haben mehr erreicht, als uns irgendjemand im Juli 2019 zugetraut hätte, als wir unsere Strategie verkündeten. Die Deutsche Bank ist wieder nachhaltig profitabel und sie ist bestens aufgestellt, um ihre Ziele zu erreichen und den Wachstumskurs in den nächsten Jahren fortzusetzen", so ein sichtlich zufriedener und stolzer, aber auch nach wie vor umtriebiger und ehrgeiziger Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank.

Schon das Ergebnis 2021 kann sich allemal sehen lassen. Die Bank erzielte den höchsten Gewinn seit zehn Jahren, stolze 3,4 Milliarden vor Steuern und 2,5 Milliarden Euro nach Steuern stehen zu Buche. Alle vier Geschäftsfelder haben einen positiven Ergebnisbeitrag geleistet. Am meisten steuert nach wie vor das Investmentbanking mit 3,715 Milliarden Euro vor Steuern bei. Die Privatkundensparte hinkt ein wenig hinterher, liefert aber immerhin 366 Millionen Euro ab. Signifikante Kosteneinsparungen in diesem und den kommenden Jahren und Rückenwind von der Zinsseite werden aber den Prognosen zufolge für spürbar höhere Ergebnisse in Zukunft sorgen. Die ein wenig in die Schlagzeilen geratene Asset-Management-Sparte nutzte die guten Bedingungen an den Märkten und steigerte ihr Vorsteuer-Ergebnis deutlich von 544 auf 816 Millionen Euro. Und nahezu eine Verdoppelung gelang der Unternehmensbank mit 1 Milliarde Euro.

All das gelang mitten in einer enormen Transformation, schlechten Zinsbedingungen, digitalen Herausforderungen und Druck vonseiten der Aufsicht. 2022 soll das Wachstum kräftig fortgesetzt werden, sodass Ende dieses Jahres eine Eigenkapitalrendite von 8 Prozent erzielt wird. Die Deutsche Bank ist wieder da. Man kommt nicht mehr an ihr vorbei, auch nicht bei einer möglichen europäischen Konsolidierung, wo sie längst keinen passiven Part mehr spielen muss.

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