Kreditgenossenschaften I

Sanfte Warnungen

Ingmar Rega, Quelle: Genossenschaftsverband

Die vergangenen Jahre der Genossenschaftsbanken waren geprägt von den nimmermüden Anstrengungen, mit Volumenzuwächsen die Rückgänge der Zinsergebnisse einigermaßen im Griff zu behalten und über die Provisionsseite Entlastung zu schaffen. Das ist bislang ordentlich gelungen. Nun zeichnen sich sowohl im Provisionsgeschäft als auch auf der Zinsseite Entspannung ab. Doch statt sich über die sich abzeichnenden Erleichterungen zu freuen, mehren sich die Warnungen vor schädlichen Entwicklungen, für die Institute selbst wie auch für die Kunden.

Stichwort Inflation: Das massenhafte Parken von Vermögen auf kurzfristigen Einlagenkonten vernichtet Werte. "Wer glaubt, sein Geld auf den Einlagenkonten einfach nur sicher zu verwahren, unterliegt einer Geldillusion. Die Vermögenssubstanz schmilzt dahin", konstatiert Ingmar Rega, Vorstandsvorsitzender des Genossenschaftsverbandes - Verband der Regionen bei der Vorstellung der Jahresergebnisse seiner Mitgliedsinstitute. Es brauche noch viel mehr Beteiligung an Produktivvermögen. Stichwort Filialen: Immer mehr Filialen werden geschlossen. Zu Recht, wie die jährliche Umfrage des Genossenschaftsverbandes unter seinen Mitgliedsbanken ergeben hat. Denn die Quote der Kunden, die die Filiale für einfache Bankgeschäfte wie Überweisen, Bargeldabhebungen oder Kontoauszüge genutzt haben, ist weiter auf 19 Prozent gesunken.

Gleichzeitig steigt der Wettbewerb durch digitale Dienstleister im Beratungsgeschäft. "Die Filialberatung muss deshalb einen echten Vorteil bieten gegenüber digitalen Alternativen", so Rega und weiß aber auch, dass für einen Ausbau des Omnikanalangebotes in den Niederlassungen den Instituten häufig das Geld fehlt. Er regt daher weitere Kooperationen zwischen Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken an. Allerdings kooperieren laut der Mitgliederbefragung des Verbandes, der immerhin Kreditgenossenschaften aus 14 Bundesländern vereint, erst 4 Prozent der Institute mit den öffentlich-rechtlichen Wettbewerbern, bei weiteren 3 Prozent sind Kooperationen in Zukunft beabsichtigt. Das wird nicht ausreichen, um ein flächendeckendes und konkurrenzfähiges Beratungsangebot darstellen zu können.

Stichwort Nachhaltigkeit: An der Kreditwirtschaft führt beim Thema Transformation der Wirtschaft kein Weg vorbei. Sie ist als Finanzierungspartner der entscheidende Hebel. Aber man darf die Institute auch nicht überfordern. 88 Prozent der Mitgliedsinstitute halten die Regulierung an dieser Stelle für übertrieben. Siegfried Mehring, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Genossenschaftsverbandes, fordert daher vor allem Erleichterungen bei der Datenerfassung und beim Meldewesen. Sonst werden die gewünschten positiven Effekte nicht erreicht werden können.

Das Stichwort Fusionen: Nach bereits 15 Fusionen im vergangenen Jahr zählt der Genossenschaftsverband noch 334 Institute. 24 Prozent der Vorstände halten eine Fusion des eigenen Institutes binnen 5 Jahren für wahrscheinlich, weitere 13 Prozent bejahen dies ausdrücklich und noch einmal 7 Prozent haben ein solches Vorhaben bereits angekündigt. Macht in Summe 44 Prozent der Institute! Diese Zahlen sollten Politik und Aufsicht tatsächlich als Warnung verstehen.

Zu den Ergebnissen im abgelaufenen Geschäftsjahr: Kreditvolumen plus 6,9 Prozent auf 355,9 Milliarden Euro. Einlagen gestiegen um 6,6 Prozent auf 410,3 Milliarden Euro. Und auch die Gewinn-und-Verlust-Rechnung kann sich sehen lassen: Das Zinsergebnis ist trotz der doppelten Ausschüttung der DZ Bank zwar von 1,64 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme, die von 1,5 auf 1,7 Milliarden Euro angewachsen ist, auf 1,58 Prozent gesunken, dafür blieb das Provisionsergebnis stabil bei 0,68 Prozent der DBS und die Aufwendungen gingen ordentlich von 1,57 Prozent auf 1,48 Prozent zurück. Das Ergebnis vor Bewertung hat sich auf starke 0,82 Prozent nach 0,79 Prozent im Vorjahr verbessert.

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