Börsen

Schlacht um Oslo

Börse Oslo
Quelle: Stein Henningsen

Während Europa an manchen Stellen auseinanderdriftet, versucht der paneuropäische Börsenbetreiber Euronext die europäische Integration voranzutreiben. Bislang sind bei der Euronext die Börsen der Länder Nieder lande, Belgien, Portugal und Frankreich vereint, wie die Osloer Börse zumeist kleinere Märkte. Es dürfte essenziell für diese sein, sich zu immer größeren Verbünden zusammenzuschließen. Der Aufwand, um nicht den technologischen Anschluss zu verlieren, wird immer größer und ist von kleinen Börsen auf Dauer nicht zu stemmen. Auch sind Börsen wie die in Oslo zu klein, um ausreichende Skaleneffekte zu generieren.

Euronext und andere setzen daher weiter auf Volumenwachstum durch Akquisitionen. Allerdings ist dieser Weg steinig, denn auch der amerikanische Börsenbetreiber Nasdaq will die Börse Oslo übernehmen. Für die Nasdaq würde sie ebenso gut ins Portfolio passen, da der US-Konzern in allen anderen skandinavischen Börsen und den baltischen Börsen schon vertreten ist. Sowohl die Euronext als auch die Nasdaq haben vor einiger Zeit Übernahmeangebote abgegeben. Beide haben nun vom norwegischen Finanzministerium die grundsätzliche Erlaubnis erhalten, den Börsenbetreiber vollständig zu übernehmen.

Gescheitert ist hingegen der Antrag der Nasdaq, dass eine erfolgreiche Akquisition mindestens zwei Drittel der Anteile erfordern solle. Damit ist die Euronext wieder im Vorteil, da sie nach eigenen Angaben über unwiderrufliche Zusagen von Aktionären bereits 53,4 Prozent der Anteile halten soll. Wie das Unternehmen mitteilt, möchte es die Transaktion möglichst im Juni 2019 vollenden. Die Eile ist geboten, denn sowohl die Erlaubnis des Finanzministeriums als auch die unwiderruflichen Zusagen sind zeitlich befristet. Gelingt der Deal nicht bis dahin, dürften die Karten neu gemischt werden.

Die Deutsche Börse hatte vor einiger Zeit ebenfalls versucht, über den Zukauf von Konkurrenten - beziehungsweise einer Fusion unter Gleichen, wie es bezeichnet wurde - zu wachsen, allerdings mit der London Stock Exchange viele Hausnummern größer. Sie ist damit jedoch kläglich gescheitert. Die Fusion mit der London Stock Exchange hatte keinen Erfolg und mehr noch, der damalige CEO Carsten Kengeter handelte sich dabei noch den Vorwurf des Verdachts auf Insiderhandel ein. Der jetzige CEO Theodor Weimer war zunächst damit beschäftigt, die Scherben zusammenzukehren. Nun kann sich Weimer auf das strategische Fortkommen konzentrieren. Er setzt dabei jedoch eher auf die forcierte Transformation zum Tech-Konzern und muss sich daher auch nicht kostenintensiven Bieterschlachten aussetzen, wie es zwischen der Nasdaq-Gruppe und Euronext derzeit in Norwegen der Fall ist. Die Frankfurter wollen daher wenn, dann zukünftig themenbezogene Zukäufe wagen und nicht volumenbezogen agieren. Allerdings warten bei all den Schlagwörtern wie Blockchain, Künstliche Intelligenz und Robotik wieder ganz andere Fallstricke. Nicht jedes schöne technologische Schlagwort wandelt sich auch in echten Mehrwert um. Die Zeit wird zeigen, ob es die richtige Entscheidung war, sich komplett darauf zu konzentrieren.

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