Hypovereinsbank

Seht her!

Es fällt dieser Tage schwer, einen unbefangenen Blick auf die Halbjahresergebnisse der Hypovereinsbank zu werfen. Denn im Hintergrund schwingt immer eine Verunsicherung über die Lage der Muttergesellschaft Unicredit und die daraus folgenden Auswirkungen auf die Münchener Tochter mit. Der seit Juli in Mailand amtierende Chef Jean-Pierre Mustier hat zwar durch den Verkauf der Kartenabwicklung in Italien, Deutschland und Österreich sowie von Anteilen am Onlinebroker Fineco und an der polnischen Bank Pekao in den vergangenen Wochen eine leichte Erhöhung der Kapitalquote der Unicredit auf den Weg gebracht, will aber einen schlüssigen Sanierungsplan erst im Herbst präsentieren.

So blühen bis dahin im Zuge von Überlegungen zur Machbarkeit von Kapitalverschiebungen im Gesamtkonzern rund um die hiesige HVB wieder munter die Spekulationen von einem möglichen Börsengang über eine Sonderdividende aus München bis hin zu anderen kreativen Lösungen. Der Vorstandssprecher der Hypovereinsbank Theodor Weimer räumte bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen seines Hauses zwar ein, einige Milliarden Euro zu viel an Kapital im eigenen Haus zu haben, enthielt sich aber auf konkrete Überlegungen angesprochen jeglicher Wertung oder gar Ratschlägen. Und auch sein Finanzchef Francesco Giordano, der demnächst im Mutterkonzern als Co-COO aktiv sein wird (siehe auch Personalien in diesem Heft), vermied an dieser Stelle dezent jeden konkreten Hinweis.

Dabei klingen die HVB-Zahlen zur Jahresmitte doch ganz erfreulich. Zwar gehörte es auch in München zum Ritual der Halbjahresberichterstattung zunächst einmal präventiv darauf hinzuweisen, dass sich das Marktumfeld in den ersten sechs Monaten 2016 noch schwieriger darstellt, als sich das zu Jahresbeginn absehen ließ. Theodor Weimer illustrierte dies bei seiner Präsentation der Halbjahreszahlen unter anderem an der hohen Markt- und Branchenvolatilität beim Stoxx Europe 600, an einer verschärften Geldpolitik und deren Auswirkungen auf die Renditeentwicklung für 10-jährige Staatsanleihen sowie an geopolitischen Unsicherheiten, angefangen von der Ölpreisentwicklung und der Flüchtlingskrise bis hin zu diversen Terroranschlägen und dem Brexit. Aber anders als die beiden deutschen Großbanken legt die Tochtergesellschaft der Unicredit gegenüber dem ersten Halbjahr 2015 gleichwohl eine Ergebnissteigerung vor: plus 0,5 Prozent bei den operativen Erträgen, plus 15,3 Prozent beim operativen Ergebnis vor und plus 10,4 Prozent nach Risikovorsorge und damit insgesamt plus 15,9 Prozent beim Ergebnis vor und plus 13,8 Prozent beim Ergebnis nach Steuern.

Dass beim Verwaltungsaufwand nicht nur ein Einfrieren der Kosten gelungen ist, sondern mit minus 4,4 Prozent echte Einsparungen erzielt werden konnten, führt der Vorstandssprecher insbesondere auf niedrigere Personal- und Gebäudekosten sowie geringere Ausgaben für Marketing und Beratung zurück. Die Cost Income Ratio verbesserte sich auf 71,6 (75,2) Prozent. Der Grundtendenz nach zeigt sich diese Entwicklung auch in beiden großen operativen Geschäftsbereichen. Sowohl das Commercial Banking als auch das Corporate & Investment Banking weisen vergleichbare Entwicklungen aus. In beiden Segmenten ist der Verwaltungsaufwand um 5,8 Prozent beziehungsweise 3,0 Prozent sichtbar zurückgeführt worden und das operative Ergebnis konnte um 9,5 Prozent beziehungsweise gar 25,8 Prozent gesteigert werden. Im Ausblick auf das Gesamtjahr stellt die HVB gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung des Vorsteuerergebnisses in Aussicht.

Tenor der Zwischenberichterstattung aus München: Die Hausaufgaben bei der Restrukturierung des Filialnetzes wurden gemacht. Die Maßnahmen haben zu den erhofften Kosteneinsparungen geführt, ohne das Ertragspotenzial zu beschneiden. Nun rücken bei der Fortsetzung der Effizienz und Profitabilitätssteigerung eher die Zentrale und die indirekten Kosten - etwa für die IT - in den Mittelpunkt. Aber auch dabei ist die HVB eben nur ein Teil des Gesamtkonzerns. Ihre Geschicke werden maßgeblich in Italien bestimmt. Dabei die strategische Ausrichtung der Muttergesellschaft Unicredit sowohl an der Spitze der operativen Ebene als auch in den Aufsichtsgremien in Händen eines Teams zu wissen, das das Marktumfeld und die Bedingungen der Hypovereinsbank sehr gut kennt, mag beruhigend klingen und Gehör verschaffen. So richtig zufriedenstellen dürfte es das Spitzenmanagement in München aber kaum.

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