Kapitalmarkt

Sinn und Unsinn von Fusionen

Fusionen und Übernahmen sind für Banken in vielerlei Hinsicht ein wichtiges Thema. Zum einen verdienen die Corporate- und-Investmentbank-Abteilungen an den mitunter Multimilliarden-Deals kräftig mit. Zum anderen stehen Zusammenschlüsse bei den Instituten selbst in unregelmäßigen Abständen immer wieder auf der Tagesordnung. So werden BVR-Schätzungen zufolge allein 2019 wieder 40 bis 50 Kreditgenossenschaften ihr Heil in einer Fusion suchen. Und im Frühjahr des laufenden Jahres beschnupperten sich von der Bundesregierung forciert sogar die beiden verbliebenen deutschen Großbanken, Deutsche Bank und Commerzbank. Das hatte sich dann zunächst schnell erledigt. Doch angesichts der verschärften Rahmenbedingungen waren zuletzt schon wieder vereinzelte Spekulationen zu vernehmen, ob die Gespräche nicht doch in absehbarer Zeit wieder aufgenommen werden könnten.

Zu Recht? Die Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA) hat versucht, Sinn und Unsinn von M&A-Transaktionen mittels einer großen Umfrage auf den Grund zu gehen. Das Ergebnis: Es gibt vor allem drei Aspekte, die über Erfolg oder Misserfolg einer Fusion entscheiden. Dies sind die erzielbaren Synergieeffekte, die positive Ergebnisbeiträge liefern sollen, die Kosten der Integration sowie mögliche Kartellamtsvorgaben, die sich wiederum belastend auf zukünftige Gewinne auswirken können.

Wer einen Zusammenschluss begleitet oder nur verfolgt hat, weiß: Die Erzielung von Synergieeffekten ist eines der wichtigsten Motive für Fusionen und Übernahmen. Allerdings wird das Synergiepotenzial vom Management häufig überschätzt. Gerade bei den Faktoren künftige Marktmacht, Preissetzungsfähigkeit und Einsparungen durch die Zusammenlegung von Doppelfunktionen sowie der Konsolidierung von Betriebsstandorten sind die Verantwortlichen häufig zu positiv. Dagegen wird das Thema Integration unterschätzt. Meist beschäftigt der Zusammenschluss die Institute länger als geplant und fallen die Kosten entsprechend höher aus. Hier kann eine sorgfältige Integrationsplanung für mehr Zuverlässigkeit sorgen. Und die Unternehmen können sich durchaus etwas mehr Zeit lassen. Denn mit Blick auf die Analysten, die solche Deals zu beurteilen haben, kann die Studie auch mit zwei Vorurteilen aufräumen. Weder sind den Kapitalmarktteilnehmern Mitarbeiterreduzierungen besonders wichtig, noch steht eine kurzfristige Erreichung von Ergebniszielen im Vordergrund.

Ein großer Baustein aber bleibt: Beim Thema Integration der Unternehmen wird von 88 Prozent der Befragten die IT-Architektur und Infrastruktur als wichtiger Bereich genannt. Doch vergangene Fusionen haben gezeigt, dass viele Systeme schon für sich allein genommen Fehleranfälligkeit zeigen. Eine Migration ist da eine sehr große Herausforderung, die in einem Desaster enden kann. Hier gilt es zunächst die eigenen Hausaufgaben zu erledigen und nicht zu glauben, das lasse sich im Integrationsprozess quasi nebenbei erledigen.

All das zeigt: Fusionen sind kein Allheilmittel, weder für die Unternehmen selbst, die hinterher keineswegs immer besser dastehen als vorher allein. Noch für den Kapitalmarkt, denn Analysten bewerten M&A als Strategie durchaus kritisch und auf den Einzelfall bezogen. Interessant dabei: Zwar setzt die überwiegende Mehrheit der Analysten Instrumente wie die Szenariotechnik oder Sensitivitätsanalysen ein, um das Erfolgspotenzial eines M&A-Deals beurteilen zu können. Immerhin zehn Prozent aber glauben, dass allein aus dem Bauch heraus tun zu können. Wer da wohl eher recht behält?

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