Sparkassen II

Steigender Ergebnisdruck in Bayern

Quelle: Sparkassenverlag

Auch bei den bayerischen Sparkassen boomt das Kreditgeschäft und der Zufluss an Einlagen. Während die Privatkunden für 41,3 Prozent der Kredite stehen, kommen mit 140,0 Milliarden Euro 80 Prozent aller Einlagen aus dieser Gruppe. Insgesamt sind die Einlagen um 4,7 Prozent auf 175 Milliarden Euro gestiegen. Die Kundenkredite erhöhten sich ebenfalls um 4,7 Prozent auf 142,3 Milliarden Euro. Besonders stark wuchs die Kreditvergabe bei den Unternehmenskunden mit 5,9 Prozent auf 76,3 Milliarden Euro. Das Wachstumstempo des Bestandes hat sich damit weiter erhöht. Allerdings, und das könnte ein erster Hinweis auf eine Verlangsamung sein, sinkt das Wachstumstempo der Darlehensneuzusagen an Unternehmen seit 2017 (9,1 Prozent) kontinuierlich. 2019 erhöhten sich die Neuzusagen "nur" noch um 4,5 Prozent.

Der Verbandspräsident Dr. Ulrich Netzer warnte, dass die Kreditvergabe künftig vor allem von zwei Faktoren weiter ausgebremst werden könnte. Nachhaltigkeit sei mitten in der Gesellschaft angekommen. Das sei auch richtig und notwendig, wie er betont. Wenn aber nun in der europäischen Diskussion Sustainable Finance und in der Umsetzung bereits durch die BaFin in entsprechenden Briefen und Schreiben die Finanzindustrie dazu benutzt werde, auch andere Aspekte als Risikoaspekte bei der Kreditvergabe zu berücksichtigen und damit allgemeine politische Ziele über die Finanzwirtschaft in der Realwirtschaft durchzusetzen, dann würden Sphären miteinander vermischt, die nicht zusammengehören. Netzer glaubt, dass es dadurch in Zukunft schwieriger für die Kreditvergabe werden könnte.

Der zweite Punkt, der ihm Sorgen bereitet, ist die Finalisierung von Basel III. Die European Banking Authority (EBA) rechnet demnach damit, dass die Mindestkapitalanforderungen bei den europäischen Banken um 24 Prozent steigen werden. Damit die Kreditvergabe nicht dadurch sinkt, müssten die Banken das Eigenkapital aufstocken. Doch das ist nicht so leicht für Sparkassen. Dort geht das nur über Gewinnthesaurierung. Doch dass diese trotz steigender Volumina nicht so einfach ist und vor allem immer schwieriger wird, haben die Zahlen der bayerischen Sparkassen belegt.

Der Zinsüberschuss der bayerischen Sparkassen sank 2019 um 1,7 Prozent auf 3,25 Milliarden Euro. In Relation zur durchschnittlichen Bilanzsumme ist der Zinsüberschuss bereits zum achten Mal in Folge gesunken. Nicht nur dass die zusätzlichen Zinseinnahmen aufgrund des negativen Einlagezinssatzes quasi gleich wieder verdampften, die Sparkassen hatten zudem mit steigenden Verwaltungskosten zu kämpfen, sowohl beim Personalaufwand - trotz Reduzierung des Personalbestands - als auch beim Sachaufwand, hier vor allem durch regulierungsbedingte IT-Investitionen. Das Betriebsergebnis vor Bewertung sank dementsprechend um 3 Prozent auf 1,62 Milliarden Euro. Die Cost Income Ratio verschlechterte sich von 64,3 auf 65,5 Prozent.

Hoffnung machte hingegen das Provisionsgeschäft. Der betreffende Überschuss kletterte um 6,2 Prozent gegenüber 2018. Ein Jahr zuvor wuchs der Überschuss nur mit 2,9 Prozent. Das Wachstum zog also wieder an. Aber zumindest im Wertpapiergeschäft könnte der Kampf gegen sinkende Gewinne für die Sparkassen in diesem Jahr schwierig werden, da der Corona-Crash wieder viele eher risikoscheue Neuanleger vom Markt vertrieben haben dürfte.

Die Sparkassen kämpfen gegen steigende Kosten und Nullzinsen. Bislang konnte das wenigstens zum Teil durch das Provisionsgeschäft und Kreditneugeschäft aufgefangen werden. Aber auch hier könnte der Gegenwind intensiver werden. Den - nicht nur bayerischen - Sparkassen dürften harte Zeiten bevorstehen.

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