Sparkassen

Ein Stückweit Normalität

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Die Landesregierung in Schleswig-Holstein war eine der ersten, die beginnen wollte, die Corona-Schutzmaßnahmen zu lockern. Und der Sparkassen- und Giroverband Schleswig-Holstein war der erste, der seine Bilanzpressekonferenz zum abgelaufenen Geschäftsjahr 2019 wieder als Präsenzveranstaltung durchgeführt hat. Damit kehrt wieder ein Stückweit Normalität ein. Kontinuität gilt dagegen für die Zahlenwerke: 2019 war geprägt von anhaltendem Druck auf die Zinserträge und einem Wachstum im Kundengeschäft. So ist das Geschäftsvolumen der 11 Sparkassen in Schleswig-Holstein um 4,4 Prozent auf 42,4 Milliarden Euro gesteigert worden. Der Kreditbestand für Unternehmen und Selbstständige ist ebenfalls um 4,4 Prozent auf 20,4 Milliarden Euro gestiegen. Bei den Privatkunden ging es etwas gemächlicher zu. Hier wuchs der Kreditbestand um 1,7 Prozent auf 12,1 Milliarden Euro. Der Bestand an Immobilienkrediten erhöhte sich um 4,4 Prozent auf 18,7 Milliarden Euro. SGVSH-Verbandspräsident Reinhard Boll sprach von einem "respektablem Jahresergebnis", weiß aber auch um die kommenden Herausforderungen.

Vor allem der weitere Ausbau des Geschäfts dürfte in einer Rezession deutlich schwieriger fallen, ist aber nach wie vor notwendig, um die Effekte der Niedrigzinspolitik und des negativen Einlagenzinses einigermaßen abzufedern zu können. Der Zinsüberschuss ist jedenfalls erneut gesunken. Er ging bei allen Sparkassen im Verband gegenüber dem Vorjahr zurück und betrug 2019 nur noch 1,74 Prozent der Durchschnittlichen Bilanzsumme (DBS). Allerdings liegt Schleswig-Holstein damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt der Sparkassen, wo der Zinsüberschuss 2019 von 1,71 Prozent der DBS im Vorjahr auf 1,60 Prozent der DBS gesunken ist. Der Provisionsüberschuss stieg leicht von 0,68 Prozent auf 0,70 Prozent der DBS. Der Jahresgewinn nach Steuern kletterte erfreulich kräftig von 54,9 Millionen Euro auf 98,7 Millionen Euro. Allerdings gehen von den 43,8 Millionen Euro Gewinnerhöhung alleine 35,9 Millionen Euro auf niedrigere Ertragssteuern zurück.

Das klingt insgesamt zunächst ganz gut. Aber es gibt auch das eine oder andere Haar in der Suppe. So konnten die Schleswig-Holsteiner Sparkassen die Kernkapitalquote zwar leicht um 10 Basispunkte auf 13,97 Prozent ausbauen. Doch im bundesweiten Vergleich ist die Quote eher dünn, wenn auch ausreichend. Der Durchschnitt aller deutschen Sparkassen liegt hier bei 16,0 Prozent. Auch in Sachen Kosteneffizienz könnte es besser aussehen bei den norddeutschen Instituten. Die Cost Income Ratio liegt mit 66,5 Prozent 20 Basispunkte zwar unter dem Bundesdurchschnitt der Sparkassen, ist aber dennoch um 50 Basispunkte gestiegen. Gegenüber 2017 beträgt der Anstieg nun sogar schon 180 Basispunkte. Auch wenn der Verband explizit anmerkte, dass steigende Zahlen von Kreditausfällen aktuell noch kein Thema seien, weiß er, dass die Corona-Pandemie negative Auswirkungen auf die Bilanzen der Sparkassen haben wird. Es stehen also - nicht nur wegen der Corona-Folgen, sondern auch aufgrund des weiterhin bestehenden Digitalisierungsdrucks, des Niedrigzinsumfeldes und der Regulatorik - weiter große Anstrengungen vor den Sparkassen, Kosten zu sparen und Erträge zu generieren. Doch das ist nicht erst seit Corona ein Stückweit Normalität für Kreditinstitute.

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