Mitarbeiter

Tarifabschluss in schweren Zeiten

Anfang Juli haben sich die Tarifparteien im privaten und öffentlichen Bankgewerbe auf einen Abschluss geeinigt, der für rund 190 000 betroffene Beschäftigte über eine Laufzeit von 29 Monaten in zwei Stufen eine Gehaltserhöhung von 4,0 Prozent vorsieht. Nachdem die Tonlage zu Beginn der Tarifverhandlungen Mitte Februar noch ziemlich unversöhnlich geklungen hatte, kann auf beiden Seiten jetzt natürlich nicht der Jubel ausbrechen, sondern es gilt für die Verhandlungsführer ihrer Klientel einen vertretbaren Kompromiss zu erläutern. Dass die Gemengelage aus Niedrigzinsen, hohem Wettbewerbsdruck und den Anforderungen aus der Digitalisierung hier zulande Arbeitgeber wie Arbeitnehmer vor schwierige Herausforderungen stellt, ist allen Beteiligten klar. Alle wissen um die Schwierigkeiten, unter den gegebenen Bedingungen neues Ertragspotenzial zu erschließen, und dürften froh sein, wenn der sich andeutende Schrumpfungsprozess der Branche in Grenzen gehalten werden kann.

Mit Blick auf die Mitarbeiterzahlen ist das kaum gelungen. Zwar reicht die detaillierte Beschäftigungsstatistik des Arbeitgeberverbandes des privaten Bankgewerbes (AGV) zur Beschäftigungsentwicklung im privaten Bankgewerbe derzeit nur bis zum Jahresende 2017. Aber die diversen Rückmeldungen aus der Bilanzsaison 2018 sowie die Berichterstattung über einen möglichen oder geplanten Stellenabbau der vergangenen Wochen bestätigen die in den vergangenen zwanzig Jahren erkennbare Tendenz zum Beschäftigungsabbau in allen drei Säulen. Die größte Zahl von Mitarbeitern registriert die deutsche Branchenstatistik im Jahre 1994 mit nahezu 780 000 Bankmitarbeitern. Selbst bis in die Jahre 2001 hinein, also schon nach dem Platzen der Dotcomblase, wurde mit knapp 770 000 Beschäftigten noch der vergleichsweise hohe Stand der 1999er Jahre gehalten. Dann jedoch ging es mit Schritten von jährlich 10 000 oder auch mal 20 000 Mitarbeitern nach unten bis auf gut 680 000 Beschäftigte zu Beginn der jüngsten Finanzkrise im Jahre 2007. Bis 2014 gingen dann branchenweit jährlich rund 5 000 Bankstellen verloren, bevor sich der Abbau wieder beschleunigte und allein im Jahre 2017 bei rund 23 000 lag.

Für das Berichtsjahr 2018 zeigen die bereits publizierten Teilergebnisse eine ähnliche Tendenz auf: Der DSGV hat in seiner Bilanzpressekonferenz die Zahl der Voll- oder Teilzeit beschäftigten in den 384 Sparkassen per Jahresende 2018 akribisch genau auf 209 588 beziffert, das sind 6 529 weniger als zum Stichtag des Vorjahres. Und den BVR-Zahlen nach ist die Belegschaft in den Kreditgenossenschaften im Berichtsjahr 2018 um rund 4 000 oder 2,7 Prozent auf rund 142 400 Mitarbeiter zurückgegangen. Rechnet man die in den Geschäftsberichten 2018 der beiden deutschen Großbanken ausgewiesenen Zahlen hinzu, hat die Commerzbank mit 36 009 Mitarbeitern zum Jahresende 2018 im Inland im Berichtsjahr 422 Mitarbeiter abgebaut und bei der Deutschen Bank waren mit 41 669 Vollzeitkräften 857 weniger in Deutschland beschäftigt als per Ende 2017. Berücksichtigt man darüber hinaus noch die Landesbanken, die DZ-Bank (dort waren es mit 28 766 immerhin 602 mehr als im Vorjahr) und die kleinen Privatbanken, die besonders stark mit den aktuellen Rahmenbedingungen zu kämpfen haben, dürfte sich auch im Berichtsjahr 2018 die Zahl der Bankmitarbeiter in Deutschland um deutlich mehr als 10 000 verringert haben - trotz Brexit-bedingten Zuwächsen. Dafür spricht im Übrigen auch ein Indiz aus der jüngsten Bankenstellenstatistik der Bundesbank. Laut deren Erhebungen hat sich die Zahl der inländischen Zweigstellen im Berichtsjahr 2018 gleich um 7,4 Prozent beziehungsweise 2 239 verringert, nach einem Abbau von 1 900 Zweigstellen im Vorjahr.

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