Commerzbank

Transformation unter harten Nebenbedingungen

Quelle: Commerzbank

Die Strategie der Bank funktioniert, ihre Erträge steigen, die Kosten sind unter Kontrolle. Doch so richtig zufrieden kann Martin Zielke diese Ergebnisse seiner Halbzeitbilanz der Strategie Commerzbank 4.0 kaum vortragen. Denn trotz eines Wachstums der um Sondereffekte bereinigten Erträge um gut 5 Prozent, einem nur leichten Anstieg der Verwaltungsaufwendungen und einem nicht üppigen, aber doch leicht über den Markterwartungen liegenden Konzernergebnis von 865 (128) Millionen Euro weiß der Vorstandsvorsitzende der Frankfurter Großbank um das schwierige Umfeld. Die Negativzinsen und die Wettbewerbsintensität gerade auf dem Heimatmarkt Deutschland setzen der Profitabilität der hiesigen Institute einfach Grenzen. Und mit Blick auf sein eigenes Haus ist ein geschäftlicher Impuls für die Ertragsrechnung, anders als bei der Auflegung des Transformationsprogramms vielleicht noch ein wenig eingeplant oder zumindest erhofft, bei der derzeitigen Konjunkturlage in Europa und der ganzen Welt nicht in Sicht. Die Commerzbank wird vielmehr wohl die volle Transformationsphase bis 2020 mit einem Zinsszenario zurechtkommen müssen, das ihrem zinsabhängigen Geschäftsmodell keine Erleichterungen über die geldpolitische Schiene bescheren dürfte.

Zu einer gewissen Entlastung für das in den beiden kommenden Jahren noch anstehende Digitalisierungsprogramm hat die EZB gleichwohl beigetragen. Nach Abschluss des aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozesses, so durfte die Commerzbank wenige Tage nach ihrer Bilanzberichterstattung melden, hat die EZB die bankspezifischen Kapitalanforderungen um 0,25 Prozentpunkte auf 2,0 Prozent gesenkt. Die Bank sieht mit dieser Neueinstufung die Verbesserung ihres Risikoprofils, etwa durch den Abbau von Altrisiken wie dem Schiffsportfolio von 20 Milliarden Euro im Jahre 2012 auf unter 500 Millionen Euro per Ende 2018, ebenso gewürdigt wie die Rückführung der Quote an Non-Performing Loans auf unter 0,9 Prozent. Darüber hinaus hat der Risiko- und Bilanzabbau der Commerzbank für 2019 auch zu einer Beibehaltung des Kapitalpuffers für anderweitig systemrelevante Institute (D-SIB) bei 1,0 Prozent statt der zwischenzeitlich erwogenen Erhöhung auf 1,5 Prozent verholfen. Die reine harte Kernkapitalanforderung ist nun auf 10,11 Prozent festgelegt.

Für das Restjahr 2019 beschert diese Anpassung der aufsichtsrechtlichen Anforderungen der Bank ein wenig Luft, die angepeilte Digitalisierung mit zusätzlichen Mitteln zu forcieren. Insbesondere von der Umsetzung des Projekts Campus 2.0, also der Integration zentraler Geschäfts- und IT-Einheiten, verspricht sich die Bank einen Schub bei der Digitalisierung. Die erreichte Digitalisierungsquote von 59 Prozent per Ende 2018 soll damit in den verbleibenden zehn Monaten auf 75 Prozent und nahe an die für Ende 2020 angepeilte Zielquote von 80 Prozent heranrücken. Dass eine Hebung von Effizienzpotenzialen für einen Technologiekonzern, wie sich die Commerzbank mittlerweile gerne sieht, auch notwendig ist, zeigt ein Blick auf die Ende 2018 ausgewiesene Cost Income Ratio von über 80 Prozent. An dieser Stelle hat die Bank die angegebene Zielquote von 66 Prozent für 2020 vorsichtshalber schon revidiert, ohne jedoch einen konkreten neuen Wert auszurufen.

Zu den erwarteten Effizienzgewinnen von weiteren 200 Millionen Euro durch das Projekt Campus 2.0 zählen übrigens auch positive Effekte durch die Internalisierung von Fremdpersonal, insbesondere in der IT. Während gerade die Technik in den vergangenen Jahren in vielen Kreditinstituten als klassisches Feld für ein Outsourcing galt, geht die Commerzbank den umgekehrten Weg und integriert nicht nur ihre IT-Tochter wieder in den Konzern, sondern sucht auch IT-Spezialisten von externen Partnern für das eigene Haus zu gewinnen. Obwohl solche Sourcing-Aktivitäten ebenso wie der Ausbau der Compliance-Funktionen die für 2020 geplante Zahl von Vollzeitkräften von 36 000 auf 38 000 ansteigen lassen, verspricht sie sich davon in Summe Effizienzgewinne.

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