Kreditgeschäft

Trendwende am NPL-Markt

"The Times They Are a-Changing" - an diesen Klassiker von Bob Dylan fühlt man sich in Zeiten von Corona des Öfteren erinnert. Das gilt auch für den NPL-Markt, in den nach Jahren der Dürre infolge robuster Konjunktur und steigender Immobilienpreise nun wieder etwas Bewegung kommt. Zumindest wenn man dem NPL-Barometer Glauben schenkt, dass die Bundesvereinigung Kreditankauf und Servicing (BKS) vor fünf Jahren gestartet hat, um ein besseres Bild von der Stimmung am deutschen Markt für notleidende Kredite zu erhalten.

In der aktuellen Befragung erwartet erstmals eine große Mehrheit der 50 befragten Kredit- und Risikomanager aus deutschen Kreditinstituten für die kommenden zwölf Monate steigende NPL-Bestände, verstärkte Forderungsverkäufe, sinkende Transaktionspreise sowie einen stärkeren Fokus auf die Auslagerung von Portfolios. Folgerichtig ist der die Zukunftserwartung abbildende Barometerwert, der zwischen plus 1,00 (wachsender NPL-Markt) und minus 1,00 (rückläufiger NPL-Markt) schwankt, auf 0,42 und damit den "mit großem Abstand höchsten je gemessenen Wert seit Beginn der Erhebung" geschnellt, so die BKS. Hinsichtlich der Gesamt-NLP-Bestände in Deutschland rechnen die Teilnehmer des Barometers im Durchschnitt mit einem Anstieg von 33 Milliarden Euro (2019) auf 45 Milliarden Euro bis Ende 2020 und auf 59 Milliarden Euro bis Ende 2021. Zu den größten Sorgenkindern in den Bankbilanzen gehören laut Umfrage neben KMU- und unbesicherten Konsumentenkrediten auch Immobiliendarlehen. Insbesondere im Bereich der gewerblichen Finanzierungen droht Ungemach: Hier befürchten 62 Prozent einen steigenden Bestand an NPL in den kommenden zwölf Monaten.

Zwar droht keine massive "NPL-Welle", doch wird der Frage nach einem möglichst effizienten Management von (Immobilien-)Problemkrediten in Zukunft wieder deutlich mehr strategisches Gewicht zukommen. In den vergangenen Jahren waren viele Institute dazu übergangen, ihre NPL-Bestände mittels inhouse etablierter Workout-Einheiten zu bearbeiten. Das funktionierte hervorragend, denn die Schönwetter-Rahmenbedingungen sorgten für hohe Rückzahlungsquoten und Verwertungserlöse. Dieses Narrativ wird sich infolge von Corona allerdings nur in den wenigsten Fällen fortschreiben lassen, womit tendenziell der Druck zum Verkauf an NPL-Investoren beziehungsweise zur Hinzuziehung externer Servicer steigt. Und noch ein Faktor sollte in diesem Zusammenhang nicht unterschätzt werden: Auch wenn die Aufsichtsbehörden ob der besonderen Umstände derzeit ungewohnt kulant auftreten, so wird sich das regulatorische Umfeld perspektivisch weiter verschärfen, Stichwort Basel IV: Die hier implizierten strikteren Eigenkapitalvorschriften könnten dem NPL-Verkauf zusätzlichen Schub im Sinne einer verbesserten Eigenkapitalquote verleihen.

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