Großbanken

Ungünstiger Zeitpunkt für einen klaren Ausblick

Quelle: Commerzbank

Die Kernbotschaften der Halbjahresberichterstattung der Commerzbank waren eindeutig. Die schon seit einigen Jahren forcierte Ausweitung des Kundengeschäftes hat die Bank in die Lage versetzt, den Widrigkeiten aus Niedrigzinsszenario, einem harten Wettbewerb im Inland sowie den Ungewissheiten der weltweiten Handelskonflikte und des Brexits zu trotzen. Bei den Assets under Control und dem Kreditvolumen der Firmenkunden sind die angepeilten Ziele schon erreicht. Und dem Wachstum der Neukundenbasis im Bereich Privat- und Unternehmerkunden um insgesamt 1,3 Millionen seit Herbst 2016 (davon 108 000 im ersten Halbjahr 2019) sowie mehr als 10 000 Firmenkunden seit Beginn 2016 schreibt die Bank weiterhin positive Auswirkungen beziehungsweise eine Abmilderung der Belastungen auf die GuV-Rechnung zu.

So hat sich im 1. Halbjahr 2019 der Zinsüberschuss im Konzern gegenüber dem Vorjahreswert verbessert und den Rückgang beim Provisionsüberschuss und bei den sonstigen Erträgen weit mehr als ausgeglichen. Belastend hat sich auf der Ertragsseite allein die Fair-Value-Bewertung bemerkbar gemacht (65 nach 340 Millionen Euro), die die Gesamterträge mit 4,285 (4,376) Milliarden Euro doch merklich unter den Vorjahreswert gedrückt hat. Der Rückgang der Verwaltungsaufwendungen auf 3,15 (3,274) Milliarden Euro erhöht die Zuversicht, die angepeilte Kostenbasis von unter 6,8 Milliarden Euro einhalten zu können. Das Risikoergebnis gibt trotz des Anstiegs auf 256 (160) Millionen Euro noch keinen Anlass für allzu große Befürchtungen. Der ebenfalls maßgeblich auf den Fair-Value-Effekt zurückzuführende Rückgang des Halbjahresergebnisses auf 542 (659) Millionen Euro gefährdet Stand heute nicht die geplante Dividende mit einer Ausschüttungsquote wie im Jahre 2018. Und auch eine CET-1-Quote von größer/gleich 12,75 Prozent am Jahresende 2019 sollte haltbar sein.

Gleichwohl tat sich CFO Stephan Engels bei der Präsentation der Ergebnisse mit Blick auf die Zukunftsperspektiven seines Hauses schwer. Denn nicht nur die für September kommunikativ vorbereiteten, aber eben noch nicht beschlossenen weiteren geldpolitischen Maßnahmen der EZB sowie die weitere währungspolitische Eskalationsstufe im Handelsstreit machen eindeutige Festlegungen schwierig, sondern bei der Commerzbank steht im Herbst dieses Jahres auch noch die Fortschreibung der Strategie an. Unter diesen Vorzeichen durfte man weder von der Telefonkonferenz noch von den flankierend veröffentlichten Statements allzu konkrete Aussagen erwarten. Dass allein eine weitere Rückführung des Zinssatzes der Einlagefazilität bei der EZB um weitere 10 Basispunkte auf minus 0,5 Prozent für die Commerzbank Ergebnisbelastungen von 50 Millionen Euro ergeben würden, mag einen Eindruck davon geben, welchen Unsicherheiten das für 2019 angepeilte Ziel einer Ergebnissteigerung gegenüber dem Vorjahr ausgesetzt ist. Und wie kann und warum sollte die Commerzbank sich jetzt dazu äußern, ob der bislang geplante Mitarbeiterbestand von 38 000 auch der ohnehin anstehenden Neujustierung der Strategie standhält?

Insofern hat die obligatorische Halbjahresberichterstattung die Commerzbank kommunikativ in eine knifflige Lage gebracht. Spätestens bis Herbst werden die Verantwortlichen aber klären müssen, ob, wie stark und in welche Richtung sie ihre Strategie revidieren müssen. Hat die Forcierung der Volumina die gewünschten Auswirkungen auf den Ertrag? Welche Ertragspotenziale bietet das Cross-Selling? Welche Investitionen in die Digitalisierung versprechen die besten Auswirkungen auf den Ertrag? Im Grundsatz sind all diese Fragen unter der Nebenbedingung der konjunktur- und geldpolitischen Aussichten fast täglich neu zu beantworten. Aber wie kurz vor Redaktionsschluss bekannt wurde, denken der Bund beziehungsweise die Finanzagentur ja mit.

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