Banken II

Voraus in die Normalität

Quelle: ING

Alles begann vor mehr als 50 Jahren mit der Gründung einer Bank, die es den Bürgerinnen und Bürgern Deutschlands ermöglichen wollte, möglichst einfach Kleinstbeträge wie beispielsweise die vermögenswirksamen Leistungen anzusparen. Auf das Konto folgten einfache Kreditprodukte, der Einstieg in die Baufinanzierung, um eine Verwendung für die stark wachsenden Einlagevolumina zu haben, der Einstieg in das Wertpapiergeschäft, die Gründung des Wholesale Banking für Unternehmesfinanzierung sowie der Aufbau des Geschäftskundensegments, um mit der mittelständischen Wirtschaft ins Geschäft zu kommen. All das passiert auch heute noch den Grundsätzen von damals folgend: schnell, einfach, direkt, auf höchstem technischen Standard. Filialen gibt es nicht.

Und doch wird man den Eindruck nicht los, bei aller Anerkennung für das, was auch die heutigen Verantwortlichen in Sachen Transformation leisten, dass die ING Jahr für Jahr ein bisschen "normaler", eine etwas gewöhnlichere Bank wird. Anzeichen dafür gibt es einige: Der Fokus auf substanzielles und profitables Wachstum in ausgewählten Geschäftsfeldern und damit die Abkehr von dem jahrelang so erfolgreich betriebenen Mengenwachstum über enorme Neukundenakquise. Der Abschied vom kostenlosen Girokonto, um nicht mit teuren Einlagen geflutet zu werden. Die Einführung von Verwahrentgelten aus demselben Grund. Der Rückzug aus verschiedenen Auslandsmärkten, zuletzt aus Österreich.

Und auch in den Zahlen lässt sich die Normalisierung erkennen. So ging die Bilanzsumme 2021 erstmals seit Jahren leicht zurück - um 4 Prozent auf knapp 182 Millionen Euro, geschuldet vor allem den sinkenden Einlagevolumina, die vom wachsenden Kreditgeschäft nicht kompensiert werden konnten. Die Cost Income Ratio springt erstmals in der Historie über 50 Prozent und pendelt sich bei 51,2 Prozent ein - für eine Direkt-, Mobil- oder Digitalbank ohne Filialen ist das schon ein stolzer Wert.

Die Kundenzahl ist netto nur noch um 131 000 Neukunden gewachsen, dafür mussten brutto aber mehr als 500 000 Kunden gewonnen werden, weil viele Kunden die Bank in zwischen auch wieder verlassen. Hierbei habe aber weder die Abkehr vom kostenlosen Girokonto noch die Einführung von Verwahr entgelten entscheidend beigetragen, so Vorstandschef Nick Jue. Das hat sich aber wohl bei den Einlagevolumina ausgezahlt, die um statte 10,1 Milliarden Euro auf 134,2 Milliarden Euro gesunken sind. Und der Zinsüberschuss ist - anders als bei anderen Instituten - 2021 gesunken, um rund 4 Prozent auf 1,96 Milliarden Euro.

Erfreulich entwickelten sich das Verbraucherkredit- und Wertpapiergeschäft: Neugeschäft mit Verbraucherkrediten plus 21 Prozent auf 5,41 Milliarden Euro, zugesagtes Neugeschäft bei Baufinanzierungen plus 33 Prozent auf 17,6 Milliarden Euro, Wertpapiertransaktionen 34,0 Millionen nach 26,9 Millionen, Wertpapiersparpläne mehr als verdoppelt auf 1,32 Millionen Euro, Depotvolumen plus 21,7 Milliarden Euro auf 79 Milliarden Euro. Auch das Wholesale Banking präsentierte sich ordentlich: Gewinn vor Steuern 331 Millionen Euro nach 151 Millionen Euro im Jahr zuvor, was aber vor allem an einer rückläufigen Risikovorsorge lag. Das Kreditvolumen sank durch den Rückzug aus Auslandsmärkten leicht von 31,5 Milliarden Euro auf 31 Milliarden Euro.

Die Transformation der ING ist in vollem Gange. Ruhig, besonnen und auch erfolgreich. Da kann Nick Jue ruhig sagen: "Ich bin ein Vorstandsvorsitzender mit großer Zuversicht in die Zukunft."

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