Mobile Payment

Was den Wettbewerb bestimmt

Schon häufig hatten vermeintliche Marktkenner den unmittelbar bevorstehenden Marktstart von Apple Pay in Deutschland vorausgesagt. Daraus geworden ist bis heute nichts. Immerhin gibt es jetzt eine offizielle Aussage: Noch in diesem Jahr ist die Einführung geplant. Das hat Apple bei der Veröffentlichung der jüngsten Quartalszahlen bekannt gegeben. Die Einführung von Google Pay in Deutschland wurde zwar nicht ganz so häufig vorausgesehen. Dennoch kam sie früher als die von Apple Pay, nämlich am 26. Juni dieses Jahres, unterstützt zuerst von Commerzbank, Comdirect, N26 und Boon (der Mobile-Payment-Lösung von Wirecard). Nach Angaben von Google werden demnächst auch LBBW/BW Bank und Revolut dabei sein. Schon vorab zu Apple Pay bekannt haben sich bisher die Deutsche Bank, die Hypovereinsbank, N26, die Hanseatic Bank, die Fidor Bank und wiederum Boon.

In Sachen Apple Pay gehört Deutschland in Europa zu den Schlusslichtern, während Großbritannien (2015), die Schweiz, Frankreich und Spanien (alle 2016) und andere schon längst dabei sind. Das lässt sich nicht nur mit dem geringen Marktanteil von Apple hierzulande begründen, der laut Kantar World Panel im Juni dieses Jahres bei 18,8 Prozent lag. Auch in anderen Apple-Pay-Ländern ist der iOS-Anteil nicht unbedingt höher. In Frankreich etwa war und ist Apple im Smartphone-Markt etwa gleich stark vertreten wie in Deutschland (22,5 Prozent im Juni 2018), in Spanien (11,8 Prozent) sogar noch deutlich schwächer.

Der Hauptgrund für die späte Markteinführung in Deutschland dürfte an anderer Stelle zu suchen sein. Apple nämlich gibt die NFC-Schnittstelle in den Geräten bis heute nicht frei. Kunden können deshalb nur Karten solcher Emittenten in der Wallet hinterlegen, die einen Vertrag mit Apple geschlossen haben - und dafür verlangt das Unternehmen einen Anteil an den Interchange-Erträgen, anders übrigens als Google, das an Google Pay vor allem über Daten und in deren Gefolge Werbeeinnahmen verdienen will.

Die begrenzte Begeisterung deutscher Kreditinstitute für Vereinbarungen mit Apple wiederum ist vor allem darin begründet, dass man eigene Mobile-Payment-Lösungen parat hat, die nicht nur auf Kreditkarten, sondern vor allem auch auf der Girocard basieren Genossenschaftsbanken und Sparkassen bringen diese Lösungen zwar gerade erst in den Markt. Sie haben sie aber natürlich von langer Hand vorbereitet. Gleichzeitig auch noch Google Pay und in Kürze Apple Pay zu vermarkten, würde da den Kunden eher verwirren. Zudem ist auch dem Handel die kreditwirtschaftliche Alternative lieber - fürchtet er doch insbesondere bei Google Pay um den Zugang zum Kunden, wenn der Internetgigant auch noch Einblick in die Transaktionen im stationären Einzelhandel erhält.

Die jetzt in den Markt gehenden Lösungen haben jedoch einen Haken: Sie sind nur für Smartphones mit Android-Betriebssystem verfügbar. Wenn Banken und Sparkassen mit ihren eigenen Lösungen Erfolg haben, dann könnten sie deshalb in die skurrile Situation kommen, sich doch auf das Geschäftsmodell von Apple einlassen zu müssen - es sei denn, sie wollen ihren Kunden mit iOS-basierten Smartphones erklären, weshalb sie für ihre Karten oder die Kontopauschale mehr bezahlen müssen, wenn sie auch mobil bezahlen wollen. Das ist kein freier Wettbewerb. Sondern damit wäre die Kreditwirtschaft in der gleichen Situation wie der Handel, der sich aus Wettbewerbsgründen zur Kartenakzeptanz genötigt sieht und deshalb erfolgreich gegen die Interchange zu Felde gezogen ist, oder auch wie Zahlungsdienste, die erfolgreich die Öffnung der Kontoschnittstelle für Drittanbieter durch die PSD2 durchgesetzt haben. Die Logik der europäischen Regulierung würde die gleiche Anforderung auch an die Hardware-Hersteller verlangen: Freigabe der NFC-Schnitt stelle.

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