Deutsche Bank

"Wir sind wieder da!"

Deutsche Bank Zentrale; Quelle: pixabay.com

Die Transformation der Deutschen Bank zurück zu alter Stärke nach Jahren der Frustration und der Niederschläge ist eine enorme Aufgabe. Diese erfordert großes Durchhaltevermögen. Diese erfordert gewaltige Kraftanstrengungen. Und diese erfordert immens viel Überzeugungskraft. Nicht jeder hat Christian Sewing das zugetraut. Umso schöner für den gebürtigen Ostwestfalen, dass er Anfang 2021 knapp drei Jahre nach seinem Amtsantritt den Kunden, den Mitarbeitern und der bunten Medienlandschaft zurufen kann: "Wir liegen mit unserer Transformation mehr als im Plan, wir haben alle unsere strategischen Ziele erreicht. Mehr noch: Wir sind profitabel - mit einem Vorsteuergewinn von über einer Milliarde Euro und einem Nettoergebnis von 642 Millionen Euro."

Gründe für den ersten Gewinn seit sechs Jahren gibt es verschiedene. Da ist zunächst der Vorstandschef selbst, der es geschafft hat, dem ehemaligen deutschen Vorzeigeinstitut wieder neues Selbstbewusstsein einzuhauchen. Und der viele Widerstände überwunden hat, indem er einfach einmal mehr aufsteht als er hinfällt. Die Folge: Die Zerrissenheit und das Silodenken, die das Institut jahrzehntelang geprägt haben, scheinen zu verschwinden. Es ist ein neues Teamgefühl zu spüren. Da sind die Maßnahmen wie strikte Kostendisziplin und nachhaltige Profitabilität, mit denen 2018 die Transformation eingeleitet wurde. Diese beginnen sich auszuzahlen: Die Kosten beispielweise liegen mit 19,5 Milliarden Euro im Jahr 2020 um 4,5 Milliarden Euro niedriger als im Jahr 2017. Die Erträge sind im abgelaufenen Geschäftsjahr um stolze 1,4 Milliarden gestiegen.

Dazu zählt auch die Konzentration auf diejenigen Geschäftsfelder, in denen man zu den Gewinnern zählt. Die "bessere Deutsche Bank" will bekanntlich eine Unternehmensbank sein, die deutsche und europäische Unternehmen weltweit begleitet, ein globales Netzwerk bereitstellt und ausländische Unternehmen und Investoren nach Europa bringt, eine Privatkundenbank, die in allen Geschäftsfeldern in Deutschland führend ist und eine Investmentbank, die die Unternehmenskunden mit den Kapitalmärkten weltweit vernetzt und sich auf das Geschäft mit Krediten, Anleihen und Währungen sowie die strategische Beratung konzentriert. Diese haben 2020 zusammen ein bereinigtes Vorsteuerergebnis von 4,2 Milliarden Euro erreicht - 52 Prozent mehr als im Vorjahr. Da kann man sich dann auch mal eine Risikovorsorge in Höhe von stolzen 1,8 Milliarden Euro leisten, das meiste davon vermutlich pauschal. Denn Sewing rechnet für 2021 und 2022 mit einem konstant sinkenden Vorsorgebedarf auf ein normales Niveau. Das heißt, die Bank hat ein Transformationsjahr schon zur Stärkung der Substanz nutzen können.

Auch und vor allem dank des Investmentbankings. Denn dieses hat wie in alten Zeiten, die man so eigentlich nicht mehr haben wollte, den Löwenanteil zum Gewinn beigesteuert. Von Erträgen in Höhe von 9,3 Milliarden Euro blieben stolze 3,2 Milliarden Euro Gewinn übrig. Zum Vergleich: Die Privatkundenbank wies Erträge von 8,2 Milliarden Euro aus und musste einen Verlust in Höhe von 124 Millionen Euro verbuchen. Der Vollständigkeit halber seien noch die Unternehmensbank (Erträge von 5,15 Milliarden Euro und Gewinn von 561 Millionen Euro) und das Asset Management (Erträge 2,23 Milliarden Euro und Gewinn von 544 Millionen Euro) erwähnt. Nun mag man darüber schimpfen, dass das der jüngst festgelegten Strategie widerspricht, der zufolge 70 Prozent der Erträge aus stabilen Geschäftsfeldern stammen sollten, nicht aus dem Investmentbanking. Aber die Deutsche Bank wäre doch wahrlich schlecht beraten, wenn sie die sich bietenden Möglichkeiten, Geld zu verdienen nicht nutzen würde, nur um stoisch an einer Strategie festzuhalten.

Dieses Ergebnis eines außergewöhnlichen Jahres 2020 zeigt, die Deutsche Bank ist auf einem guten Weg und auf diesem einen großen Schritt vorangekommen. Und mehr noch: Die Deutsche Bank hat wieder ein Gesicht. Und dieses Gesicht strahlt und sagt stolz: "Wir sind wieder da!" Angesichts der schwierigen Phase, die die Commerzbank gerade durchmachen muss, sind das für den Finanzstandort Deutschland gute Nachrichten.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X