Digitalwährungen

Zeit für den E-Euro?

Quelle: pixabay

Die Meldungen über das Ausscheren der Payment-Schwergewichte aus der ursprünglich kommunizierten Schar der Libra-Unterstützer haben Schlagzeilen gemacht: Erst ist Paypal auf Distanz gegangen, dann auch Mastercard, Visa sowie Stripe. Unklar ist, ob die Unternehmen sich damit dem Druck aus der US-amerikanischen Politik gebeugt haben, wie es vielfach vermutet wird. Dass Libra vonseiten der US-Politik kräftiger Gegenwind entgegenbläst, ist indes eine Tatsache. Vor dem US-Repräsentantenhaus hat Facebook-Chef Marc Zuckerberg deshalb die Versicherung abgegeben, Libra werde in keinem Land der Welt starten, ohne zuvor den Segen der US-Regulatoren erhalten zu haben. Anderenfalls werde Facebook aussteigen.

Der Widerstand gegen die geplante Digitalwährung hat zweierlei Ursachen: Generelle Sorgen, dass mit "privaten Währungen" eine Art Schattenbanksystem mit unabsehbaren Risiken entstehen könnte, verbinden sich mit dem wachsenden Misstrauen gegen Facebook als Initiator. Ohne Facebook wären die Reaktionen vielleicht weniger heftig ausgefallen.

Eine differenzierte Betrachtung der Chancen und Risiken von Stable Coins allgemein bietet ein im Oktober veröffentlichter Bericht einer G7-Arbeitsgruppe. Dort heißt es: Durch das Verknüpfen mit realen Währungen könnten Stable Coins eher als Kryptowährungen in der Lage sein, als Bezahlmittel und Wertaufbewahrung zu dienen. Sie könnten möglicherweise zur Entwicklung globaler Payment-Arrangements beitragen, die schneller, preiswerter und inklusiver sind als die bisherigen. Die möglichen Vorteile können dem Report zufolge freilich nur dann realisiert werden, wenn signifikante Risiken adressiert werden. Dazu gehören zum Beispiel die Governance, einschließlich der Investmentregeln des Stabilitätsmechanismus, Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung, Sicherheit, Effizienz und Integrität des Bezahlsystems, Cybersicherheit, Daten- und Verbraucherschutz, Steuerfragen sowie mögliche Risiken für Geldpolitik, Finanzstabilität, das internationale Geldsystem sowie fairen Wettbewerb.

Gerade mit Blick auf die mannigfachen Herausforderungen ist es fraglich, ob der Rückzug der seriösen Big Player auf dem Payment-Markt tatsächlich eine gute Nachricht ist. Denn gerade, wenn man sich Sorgen über den Aufbau eines möglichen Schattenbanksystems, über Datenschutz, Geldwäscheprävention, Cyberrisiken und dergleichen macht, dann ist es mehr als fraglich, ob diese Risiken wirklich geringer werden, wenn die globalen Paymentanbieter nicht mehr dabei sind. Schließlich verfügen sie über reichlich Know-how und Erfahrung im Umgang mit Risiken rund um das Bezahlen und mit der Einhaltung gesetzlicher Vorschriften. Darüber hinaus haben sie einen Ruf zu verlieren, den sie sicher nicht leichtfertig durch die Beteiligung an windigen Unternehmungen aufs Spiel setzen würden. Sollten sich die Unternehmen tatsächlich dem Druck der Politik gebeugt haben, wäre dies insofern ein Pyrrhussieg.

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