Genossenschaftsbanken II

Zinsüberschuss

Es war die erste Bilanzpressekonferenz des neuen Verbandspräsidenten und Vorstandsvorsitzenden des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB), Gregor Scheller, nachdem kurz vor Weihnachten etwas überraschend der Abschied des langjährigen Vorstandsmitglieds des GVB, Jürgen Gros, für Ende 2021 angekündigt wurde. Als Grund für den Abschied wurde eine "unterschiedliche Vorstellung über die künftige Ausrichtung des Verbands" genannt. Umso interessanter war natürlich die Frage, wie Scheller, der zuvor Vorstandschef der VR Bank Bamberg-Forchheim war, sich eben die Zukunft des Verbands vorstellt. "Wir wollen die Mitglieder stärker in die künftige Ausrichtung des Verbandes einbeziehen", sagte er dazu als ersten Hinweis auf der Bilanzpressekonferenz.

Doch natürlich ging es nur am Rande um den eigenen Verband, der Hauptteil gehörte indes dem aggregierten Zahlenwerk der bayerischen Genossenschaftsbanken im Berichtjahr 2021. Ähnlich dem bundesweiten Trend (siehe Seite 37) sank auch in Bayern die Zahl der Genossenschaftsbanken um 14 beziehungsweise 6,3 Prozent auf 208. Damit ist der Rückgang etwas stärker als im Bundesschnitt, wo die Zahl der Institute um 5,15 Prozent rückläufig war. Das dürfte zum einen der Tatsache geschuldet sein, dass Bayern ein ländlich geprägtes Flächenland ist und zum anderen dem Trend zur Digitalisierung, die ja gerade bei weiteren Anfahrtstrecken in die Filiale an Attraktivität gewinnt. Laut GVB nutzen mittlerweile bereits 48 Prozent der Kunden das Online-Banking oder die App für die täglichen Bankgeschäfte.

Dennoch stiegen die Kosten im Berichtsjahr ganz leicht um 29 Millionen Euro auf 2,7 Milliarden Euro. Gleichzeitig gelang es die Erträge auszubauen. Es ist den Genossen in Bayern erstmals seit 2014 wieder gelungen, den Zinsüberschuss zu steigern. Dieser erhöhte sich um 25 Millionen Euro oder 0,9 Prozent auf 2,872 Milliarden Euro. Allerdings dürfte das vor allem an der dicken Dividende der DZ Bank liegen. Darauf deutet auch hin, dass laut GVB die Zinsmarge der Institute auch im vergangenen Jahr weiter abgeschmolzen ist. Das versuchten die Banken des Verbands auch 2021 durch ein dynamisches Kreditwachstum aufzufangen. Die bilanziellen Kredite stiegen um zehn Milliarden Euro oder 8,6 Prozent auf 127 Milliarden Euro und damit so stark wie seit 1995 nicht mehr. Gleichzeitig erhöhten sich die Einlagen lediglich um 5,5 Milliarden Euro.

Der Provisionsüberschuss kletterte um 87 Millionen Euro beziehungsweise 7,1 Prozent auf 1,329 Milliarden Euro. Das war in erster Linie dem boomenden Wertpapiergeschäft zu verdanken. Hier erzielten die bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken einen Rekordumsatz von 22 Milliarden Euro, der Nettoabsatz verdoppelte sich dabei auf 6,4 Milliarden Euro. Scheller hatte auch gleich einen konstruktiven Vorschlag im Gepäck, wie es noch mehr Anreize für das Wertpapiersparen geben könnte. Er schlug vor, den Sparerfreibetrag nicht nur einfach auf 1 000 Euro zu erhöhen, wie es im Ampel-Koalitionsvertrag festgehalten wurde, sondern auch beispielsweise zu ermöglichen, nicht genutzte Pauschalbeträge des Freibetrags über mehrere Jahre fortschreiben zu können. Eine sinnvolle und wünschenswerte Idee, allerdings dürfte sie angesichts des gigantischen Finanzierungsbedarfs des Bundes in den nächsten Jahren durch die "Multi-Krise" (Corona, Klimawandel und Krieg) nur ein frommer Wunsch bleiben.

Unter dem Strich ist das Ergebnis nach Bewertung und vor Steuern um 39 Millionen Euro oder 2,8 Prozent auf 1,426 Milliarden Euro gestiegen. Scheller betonte: "Die Institute verfügen über eine gute Liquidität, eine starke Eigenkapitalausstattung und können daher aus einer gefestigten Position mit solider Ertragslage weiter agieren." Ob die Ertragslage 2022 so solide bleibt, scheint aufgrund der aktuellen Lage jedoch ungewiss.

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